Namibia
7.3. - 20.3. 2017
Dienstag, 7. März 2017: Kapstadt - Lüderitz / Namibia 1.Tag
Bei strahlend schönem Sonnenschein, aber eher kühler Luft, fahren wir um 8h20, nach drei Wochen, aus dem Royal Cape Yacht Club von Kapstadt. Anita und Franz sind schon fleissig am Arbeiten und verabschieden uns herzlich. Wir wollen nach Lüderitz in Namibia. Wir motoren zuerst drei Stunden lang, um überhaupt aus der Bucht von Kapstadt zu kommen. Danach wird gesegelt, mit WSW Wind, 14-18 Knoten, fahren wir mit 5-6 Knoten Speed, es läuft gut. Am Nachmittag sehen wir Seehunde. Wir sind überrascht. Wir wussten nicht, dass die sich so weit vom Festland aufhalten, wir sind ca. 40 km vom Land weg.
Mittwoch, 8. März 2017: Kapstadt - Lüderitz / Namibia 2.Tag 132 sm
Die ganze Nacht läuft es super, jetzt mit 15-20 Knoten Südwind. Es ist saukalt! Ab etwa Mitternacht hat es Hochnebel, alles ist nass und klamm, auch im Schiff drinnen. Sehr unangenehm!
Am Morgen immer noch Hochnebel ungemütlich, feucht und kalt. Aber es läuft sehr gut mit ca. 20 Knoten Wind aus S. Endlich um 14h kann sich die Sonne gegen den Hochnebel durchsetzen und der Nachmittag wird bis zum Sonnenuntergang strahlend schön, aber es ist immer noch kühl. Paul sieht einen "pinkigen" Sonnenuntergang! Nein, er hat keine Drogen oder Ähnliches genommen! Gegen 22h30 kommt leider wieder der Hochnebel und verdeckt den schönen Sternenhimmel und den 3/4 Mond. Es ist enorm kalt! Während den Nachtwachen sitzen wir wie die Mumien in einen Schlafsack eingemummelt im Cockpit. Es hat ziemliche Wellen die uns zusammen mit der Strömung vorwärts, nach Norden, schieben.
Donnerstag, 9. März 2017: Kapstadt - Lüderitz / Namibia 3.Tag 130 sm
Wind aus S, 20 Knoten. Diesmal dauert der Hochnebel nur bis 03h30, danach wieder Sternen-himmel und schöner Mondschein und den ganzen Tag Sonne, aber trotzdem kühl. Wir begegnen drei Delfinen oder einer kleinen Walart. Die haben einen dunklen Rumpf und ganz hellgraue Köpfe. Solche haben wir noch nie gesehen. Später Seehunde, 100 km vom Festland entfernt, Wahnsinn!
Und jetzt ist es passiert! Es ist 16h45 und wir haben genau jetzt „längengradmässig“die Welt umrundet! Der östlichste Punkt, wo die MABUHAY in Europa jemals war, ist 15°55'30 E / 39°31'86 N. Und das war im Herbst 2006, mit unserem Gast Markus, in Cetraro, Italien, südlich von Neapel. Jetzt sind wir bei 15°55'30 E / 29°18'06 S in Südafrika.
Aber in Wirklichkeit zählt das nicht als "Welt umrundet". Dazu muss man scheinbar sein eigenes Kielwasser (seine Spur) kreuzen.
20h35, wir übersegeln die rote Linie auf der Seekarte und sind jetzt in Namibia! Eine Stunde später kein Wind mehr aber auch kein Nebel mehr, müssen ab sofort motoren. Wunderschöner Mondenschein!
Freitag, 10. März 2017: Kapstadt - Lüderitz / Namibia 4.Tag 117,3 sm
Um 4h40 plumpst der fast volle Mond orangerot ins Meer. Diese Nacht ist es zum Glück nicht mehr so kalt. Am Morgen NNW Wind, 15 Knoten voll auf die Nase. Die Seehunde liegen auf dem Rücken im Wasser und lassen sich die Sonne auf den Bauch scheinen. Sie halten alle Flossen in die Luft um sie zu wärmen. Der ganze Tag ist sehr sonnig. Es ist zwischen 17h und 18h als wir eine dicke Nebelwand durchqueren. Paul schaltet den Radar ein und entdeckt ein Schiff in 2 sm (3,7 km) Abstand zu uns. Aber auf dem AIS können wir es nirgends sehen. Als sich der Nebel wieder lichtet, entdecken wir ein anderes Segelschiff vor uns, das auch nach Lüderitz fährt.
Samstag, 11. März 2017: Lüderitz / Namibia 5.Tag 114,4 sm
Kein Wind, müssen motoren. Während meiner Nachtwache hat es etwa 2½ Stunden dicken Nebel. Ab etwa 7h dann wieder wunderbarer Sonnenschein. Beim Diaz Point, wo man rechts in die Hafenbucht von Lüderitz einbiegt, begrüssen uns ein paar Delfine. Schön!
Nach 497 sm (915 km) sind wir um 10h in Lüderitz, wo uns Andy, ein Engländer, hilft, an einer Mooring festzumachen. Andy kennt sich prima aus und erklärt uns alles Notwendige. Er kennt auch Ian und Doris, die wir im Jahre 2008 in Brasilien kennenlernten und die hier in Lüderitz wohnen. Andy zeichnet uns einen Plan, wo wir Doris und Ian finden können. Das ist super! Wir wassern das Dinghy um zum Einklarieren zu fahren. Paul nervt sich ziemlich, weil der Aussenborder nicht gleich so will, wie er. Aber immerhin haben wir den Motor seit Rodrigues, also seit dem 14.Juni 2016, nie mehr gebraucht. Mein Mechaniker bringt aber den störrischen Motor doch noch zum laufen und so können wir zur Immigration, zum Einklarieren. Die zwei Frauen sind extra wegen uns ins Büro gekommen und deshalb (weil Wochenende ist) kostet das Pässe stempeln 80 NAD (oder Südafrikanische Rand). Die Damen sind sehr nett. Ich muss drei Formulare ausfüllen und man fragt uns, wie lange wir in Namibia bleiben möchten. Wir sagen: 3 Monate. Im Pass steht aber dann bis 10. Mai, das wären nur 2 Monate. Wir machen die Damen darauf aufmerksam und sie rechnen lange und kommen auch auf dieses Ergebnis. Sie ändern kurzerhand die 5 (für Mai) in eine 6 (für Juni) und jetzt haben wir unsere 3 Monate Aufenthalt in Namibia. Beim Zoll müssen wir 200 NAD oder Rand (fast 16 SFr.) wegen Overtime am Wochenende bezahlen. Und hier fehlt jetzt ein Ausklarierungspapier von Südafrika, aber das ist überhaupt kein Problem. Hier sind drei Frauen anwesend und wir bekommen die nötigen Papiere, nachdem ich drei oder vier Papiere ausgefüllt habe.
Bei der Port Control geht es auch sehr einfach zu. Der sehr nette Mann macht von unseren Kopien Kopien und das war's dann schon.
Inzwischen ist es 13h und Paul am verhungern, er hatte heute noch keine Zeit etwas zum Frühstück zu essen (d.h. er war zu nervös!). In Nicky's Coffee Shop essen wir ein Hühnerbein und Pommes. Dieses Lokal können wir nicht empfehlen, das Essen tropft vor lauter Fett. Aber die Bedienung ist sehr nett. Jetzt machen wir uns auf den Weg, Doris und Ian zu überraschen. Wir finden ihr Haus an der Vogelsang Strasse und Doris erinnert sich an uns, aber Ian nicht. Sofort werden wir mit Kaffee und Muffins mit selber gemachter Feigenkonfitüre bewirtet. Nun ist Ian nicht mehr zu bremsen und er zeigt uns voller Stolz seinen schönen Garten, den sie der Wüste abgerungen haben. Hier regnet es scheinbar pro Jahr 11 mm (oder 1,1 cm)!!! Wir haben sehr viel zu erzählen und werden von den beiden spontan für morgen Abend zum Essen eingeladen. Sogar schmutzige Wäsche dürfen wir zum waschen mitbringen.
Sonntag, 12. März 2017: Lüderitz
Wir haben wunderbar geschlafen, es ist Sonntag und die Sonne scheint, herrlich!
Nach dem Frühstück macht sich der Bordmechaniker daran, den Vergaser des Aussenborders zu reinigen. Mann, ist da Dreck drin!!! Nach einer ausgedehnten Probefahrt ist der Chef zufrieden. Der Motor läuft wieder wie geschmiert. Er meint: "Das Motörli läuft einwandfrei!" Ich räume unterdessen ein wenig im Schiff herum, was immer nach einer Überfahrt wieder nötig ist. Um 17h30 sind wir bei Doris und Ian zu Hause zum Abendessen eingeladen. Unterwegs treffen wir noch ein Deutsches Ehepaar, das mit einem Auto Namibia erkundet. Wir unterhalten uns, leider viel zu kurz, angeregt mit Brigitte und Alfons. Bei Doris und Ian werden wir mit einem sehr guten Abendessen verwöhnt. Aber vorher spielen wir eine Runde Memory mit dem pfiffigen 4-jährigen Alvis. Er ist mit seinem Grossvater auch hier zum Abendessen eingeladen. Es gibt feinen Braten, Kartoffeln und heisse Randen (Rote Beete). Wir haben noch nie heisseRanden gegessen, aber die sind wirklich prima und zu empfehlen! Zum Dessert gibt es Fruchtsalat mit Feigen aus dem Garten. Mmm!!! Die Zeit vergeht viel zu schnell und wir machen uns wieder auf den Weg zum Schiff, bevor es endgültig dunkel ist. Und: unsere Schmutzwäsche dürfen wir bei Doris lassen!
Montag, 13. März 2017: Lüderitz
Ein herrlicher Sonnentag bricht an. Ein paar Diamantensuchschiffe kehren von ihren Arbeitsaufenthalten auf dem Meer zurück. Gegen 10h machen wir uns auf den Weg ins Städtchen. Ich bin ganz verzaubert von diesem Lüderitz, das total "verträumt" zwischen Meer und Wüste liegt.
Zuerst geben wir zwei Dieselkanister bei der Shelltankstelle, bei Gabriel, ab. Danach laufen wir zu MTC, der namibischen Telefongesellschaft, um eine SIM-Karte für das Handy und eine für meinen Laptop zu kaufen. Von hier schlendern wir durch die sandigen Strassen und fragen bei einem Autovermieter nach den Preisen für ein Mietauto. Bei Liz, einer Deutschen im Souvenirshop, erkundigen wir uns nach Touren und Ausflügen. Im Spar-Supermarkt schauen wir, was es da so alles gibt. Und: wir glauben es nicht, es gibt sogar "Thomy-Senf" in Gläsern (keine Tuben). Auf dem Rückweg zum Schiff nehmen wir bei Gabriel 31 Liter Diesel in den zwei Kanistern mit. Mittagessen Wienerli, Brötchen und feine eingelegte Dill-Gurken (alles soeben bei Spar gekauft).
Am Nachmittag holen wir bei Doris die saubere Wäsche ab. Und man glaubt es nicht: alles ist fein säuberlich zusammengefaltet und sortiert. Merci vielmals Doris!!! Und dazu gibt es wieder einen Kaffee...
Dienstag, 14. März 2017: Lüderitz
Es scheint ein trüber Tag zu werden und deshalb schlafen wir lange. Weil meine Internetverbindung überhaupt nicht funktionieren will, geht es per Dinghy an Land und zum MTC, wo wir gestern das Internet-Guthaben gekauft haben. Es dauert ziemlich lange, bis der Mann der uns schon gestern bedient hat, es fertig kriegt, dass das Internet funktioniert. Aber zurück auf dem Schiff haben wir trotzdem wieder keine Verbindung. Scheinbar ist das Internet hier in Namibia ziemlich wetterabhängig und im Moment bläst es wieder mal mit etwa 20 Knoten Wind. Bevor wir zur MABUHAY zurück fahren, frage ich bei einer Coiffeuse, die faul am Tisch hängt und schläft, ob sie mir die Haare waschen würde. Die Antwort lautet cool: nein! Also dann halt nicht! Im Coiffeurladen direkt daneben ist die Frau sehr freundlich und wäscht mir für 40 NAD (ca. 3.20 SFr.) die Haare.
Mittwoch, 15.März 2017: Lüderitz
Punkt 9h, wie abgemacht rudert Andy, der Engländer mit seinem Ruderboot von seinem Trimaran zu uns, um uns beim verlegen der MABUHAY zu helfen. Wir bringen die MABUHAY an eine andere Mooringboje. Die, wo wir seit Samstag lagen, gehört einem Fischerschiff und das Schiff kann jeden Tag zurückkommen und wir müssen da weg. Jetzt legen wir uns an eine Boje, die Andy gehört und wir bezahlen jeden Tag 50 NAD dafür (ca. 3.95 SFr.). Nachdem die MABUHAY wieder fest liegt, geben wir Andy einen Kaffee. Plötzlich schlägt er uns vor, er würde uns mit seinem Cheerokee Jeep zur Grossen Bucht und zum Diaz Point fahren. Wow, das finden wir toll, für die Tour will er 50 NAD (ca. 3.95 SFr.), für den Diesel haben. Um 11h treffen wir uns beim Lüderitz Yacht Club und fahren mit ihm südlich von Lüderitz durch die Gegend. Die Strasse ist eine feste Sandpiste und diese Gegend hier besteht nur aus Sand und Felsen. Sieht ungewohnt, aber sehr schön aus. In den Meeresbuchten sehen wir Flamingos. Die Grosse Bucht ist gar nicht sooo gross, aber sehr wild und schön. Von hier geht es weiter zum Diaz Point, wo der Leuchtturm steht. Hier gäbe es ein Café, das aber zur Zeit renoviert wird. Der Wind bläst wie verrückt. Ich möchte ein Foto vom Leuchtturm machen, aber der Wind verwackelt mir den Fotoapparat dermassen, dass ich nur einen halben Leuchtturm auf dem Foto habe. Von hier geht es zur Griffith Bay, mit Blick auf Lüderitz. In dieser Bucht liegt ein Wrack halb am Land und in der Bucht hat es ganz viele Austernfarmen. Lüderitz scheint für Austern sehr bekannt zu sein. Auf dem Weg zurück nach Lüderitz sehen wir drei Springböcke. Andy meint, die seien hier sehr selten. Und auch Flamingos sehen wir wieder viele. Zurück im Ort laden wir Andy ins „Garden Café“ ein, wo wir zu Mittag essen. Paul und Andy essen „Brötchen“. Die heissen hier wirklich so und sind eigentlich runde Sandwiches. Ich nehme eine Quiche (Käsewähe) mit ein wenig Salat. Alles prima. Im Garten hinter dem Haus, wo wir essen, läuft eine grosse Schildkröte herum. Und weil wir beim Ausgang an einer Tortenvitrine vorbei müssen, können wir alle drei nicht widerstehen und wir kaufen für jeden ein Stück Quarktorte. Die sieht einfach zu „gluschtig“ aus! Wir verabschieden uns von Andy und kehren zur MABUHAY zurück. Der Wind bläst enorm. Zum „Zvieri“ gibt es heute Kaffee und Quarktorte. Dazu schauen wir "Fernsehen". Das heisst, wir schauen dem Treiben im Hafen zu. Heute ist ganz besonders viel los. Grosse Schiffe, wie z.B. die "ANNELISA" aus Manila, die Schwefel hierher gebracht hat, wird von zwei Schleppbooten rausmanövriert. Ein anderes grosses Schiff, das "LOMBOK" heisst kommt rein und legt an der Pier an.
Donnerstag, 16. März 2017: Lüderitz
Herrlicher Sonnenschein, nicht mehr so viel Wind. Wir laufen zum Internetbüro um Guthaben aufzuladen. Und nun klappt es auch endlich. Nach fast einer ganzen Woche hier in Lüderitz haben wir jetzt auf dem Schiff eine einigermassen gute Internetverbindung. Im Tourenbüro von den deutschsprechenden Namibiern Ute und Heinz buchen wir zwei Touren. Eine für Montag und die andere für die übernächste Woche. Ute und Heinz sind ein Ehepaar, beide in Namibia geboren und organisieren Touren in die Wüste. Den Nachmittag verbringen wir an Bord.
Freitag, 17. März 2017: Lüderitz
Als wir heute morgen den Kopf aus dem Schiff strecken, trauen wir unseren Augen nicht!!! Wer liegt da neben uns, he??? Ja genau, die "Ilusión". Das glauben wir jetzt nicht! Die haben den Royal Cape Town Yachtclub einen Tag vor uns verlassen und wir dachten, die sind längst in St. Helena. Aber nein, sie liegen mal wieder neben uns...…
Um 8h30 sind wir bei Doris und Ian, bekommen einen Kaffee und danach ihr Auto, einen Fiat. Mit dem dürfen wir nach Kolmanskop fahren und uns dort die Geistersiedlung anschauen. Eintritt 85 NAD /pro Person (ca. 6.70 SFr.).
Kolmanskop (Afrikaans; historisch offiziell Kolmannskuppe oder Kolmanskuppe) ist eine aufgegebene Siedlung (Geisterstadt) in Namibia, ehemals Deutsch-Südwestafrika. Der Ort liegt ungefähr zehn Kilometer östlich der Hafenstadt Lüderitz und ist benannt nach dem Nama Coleman, der dort 1905 mit seinem Ochsenkarren in einer Düne steckenblieb. Er wurde gerettet, musste jedoch seinen Ochsenkarren zurücklassen.
Der Ort verdankt seine Entstehung den Eisenbahnarbeitern August Stauch und Zacharias Lewala, welche am benachbarten Bahnhof Grasplatz 1908 zufällig die ersten Diamanten fanden.Derdadurch ausgelöste Boom sorgte für ein schnelles Wachstum dieser zunächst nur als Diamantsucher-Camp gedachten Siedlung an der Nordgrenze des Diamantensperrgebiets. Der auf Diamanten gründende Reichtum der Bewohner liess einen Ort entstehen, in dem aller Luxus vorhanden war, der damals für Geld zu bekommen war – und das in einer Umgebung, die trostloser und lebensfeindlicher wohl kaum gedacht werden kann. Es gab kein Wasser, keinen Regen, keine Erde, in der auch nur das Geringste hätte wachsen können, keinerlei Infrastruktur – nur Sand, regelmässig heftige Sandstürme und eine unbarmherzige Hitze.
Trotz der lebensfeindlichen Umgebung lebten hier bis zu 400 Menschen und es entstanden hochherrschaftliche Steinhäuser nach deutschem Vorbild. Neben Unterkünften für die Arbeiter (getrennt nach Verheirateten und Junggesellen) gab es Verwaltungs- und Dienstgebäude. Zur Infrastruktur gehörten ein Elektrizitätswerk, ein Krankenhaus (mit der ersten Röntgenstation Afrikas bzw. auf der ganzen Südhalbkugel), eine Eisfabrik zur Herstellung von Blockeis für die Eisschränke der Bewohner, einen Tante-Emma-Laden, eine Metzgerei, eine Bäckerei, ein Ballsaal genanntes Gebäude mit Theater, Turnhalle und Grossküche, eine Kegelbahn und eine Schule. Sogar ein Salzwasser-Schwimmbad und eine Schmalspurbahn für den Transport von Waren und Personen innerhalb des Ortes waren hier zu finden. Das Wasser dafür und alles, was sonst noch zum täglichen Leben nötig war, musste aus dem rund 1000 km entfernten Kapstadt herantransportiert werden. Das Baumaterial für die Häuser, deren Einrichtungen, die Maschinen und alles, was man damals in Europa unter Luxus verstand, kam aus Deutschland und wurde meist in Lüderitz angelandet.
Kolmanskuppe galt damals als die reichste Stadt Afrikas, was angesichts der geringen Einwohnerzahl wohl auch stimmen mag. Dennoch war Kolmanskuppe nur ein Paradies auf Zeit. Die naheliegenden Diamantenfelder waren bald abgebaut und so verlagerte sich die Diamantenförderung immer weiter nach Süden. 1930 wurde der Diamantenabbau bei Kolmanskuppe ganz eingestellt, die Bewohner verliessen nach und nach den Ort und überliessen ihn der Wüste. Die letzte Person lebte hier bis 1953. Viele Wohnungseinrichtungen, Sportgeräte in Schulen u. ä. wurden erst gar nicht mitgenommen.
Die Wüste holte sich im Laufe der Jahrzehnte zurück, was der Mensch ihr abgerungen hatte. Die Häuser verfielen zusehends und in den Ruinen häufte sich der Sand meterhoch. Die Inneneinrichtung wurde teilweise zerstört oder mitgenommen. Kolmanskuppe wurde endgültig eine Geisterstadt. Nur ein zaghafter, zunächst auf Privatinitiative beruhender Museumsverkehr brachte gelegentlich ein bisschen Leben zurück. Erst als in den 1990er Jahren auch Lüderitz einen wirtschaftlichen Aufstieg erlebte, widmete man Kolmanskuppe wieder mehr Aufmerksamkeit. Man begann, einige erhaltenswerte Gebäude zu restaurieren, Räume wieder originalgetreu zu möblieren und nach und nach einen geordneten Museumsbetrieb einzurichten.
Die Museumsführerin Gisela erklärt uns auf Deutsch die Geschichte dieser Geisterstadt in einem etwa ¾-stündigen Rundgang. Sie teilt uns mit, dass hier alles Kamera überwacht ist und wir uns nicht bücken dürfen, um etwas aufzuheben! Das ist alles hochinteressant und eindrücklich. Nach der Besichtigung lernen wir ein Deutsches Ehepaar kennen, das uns von ihrer Reise durch Namibia, mit dem 4x4 mit Dachzelt vorschwärmt. Paul bekommt ganz glänzende Augen! Das Ehepaar war übrigens schon in Biel und hat den 100 km-Lauf mitgemacht. Der Kontakt kam überhaupt nur wegen dem T-Shirt zu Stande, das Paul heute trägt: „Die Nacht der Nächte“ vom 100 km-Lauf.
Wir kehren zu Doris und Ian zurück und am Nachmittag sind wir wieder auf der MABUHAY. Obwohl wir leider keineGeister gesehen haben, war das echt ein toller Ausflug.
Es gibt eine kleine, hübsche Geschichte über die Entstehung der Diamanten. Als Gott die Erde erschuf, schüttete er die letzten Reste des Materials in dieser Gegend aus. Die Engel waren darüber sehr traurig und weinten. Aus ihren Tränen entstanden die Diamanten.
Samstag, 18. März 2017: Lüderitz
Es ist bewölkt. Soledad und Julio von der „Ilusión“ kommen vorbei um uns zu begrüssen und ein wenig zu quatschen. Jetzt wissen wir auch, wo die beiden unterdessen waren, in Saldana Bay. Wir leihen ihnen unsere Sackkarre um Diesel in Kanistern zu holen. Wir sind den ganzen Tag an Bord.
An Samstagnachmittagen und Sonntagen ist Lüderitz wie ausgestorben.
Sonntag, 19. März 2017: Lüderitz
Um 10h spazieren wir mal auf die „Rückseite“ von Lüderitz. In der Nähe des Hafens hat es eine katholische Kirche. Weil wir daraus Gesang hören, gehen wir hinein. Die Kirche ist gestossen voll. Unsere Pfarrer würden sich freuen!!! Der Gesang wird von einem „Orchester“ begleitet. Von zuhinterst können wir nur zwei grosse Blechinstrumente sehen und ein Schlagzeug sowie Flöten hören. Es tönt laut und sehr, sehr „schräg“! Wir laufen weiter und kommen bei den Quartieren vorbei, wo die Schwarzen wohnen. Hier hat es zum Teil sehr hübsche bunte Häuschen. Mir fällt am meisten auf, dass es zwei (2) Treppen und Eingänge an diesen kleinen Häuschen hat. Wir treffen nochmals auf eine katholische Kirche und ich gehe wieder hinein. Auch diese Kirche ist voll! Der Gesang wird von Instrumenten begleitet, die ich nicht sehen kann. Hier tönt es viel leiser und auch nicht so „schräg“! Ein kleines Mädchen schäkert ein wenig mit mir, legt sich dann mitten im Kirchengang auf den Boden und ist in Sekunden eingeschlafen. So etwas habe ich noch nie gesehen! Jetzt kommen wir von „hinten“ her wieder in den Ortskern von Lüderitz und laufen zum „Hotel Nest“, das direkt am Meer liegt. Hier essen wir auf der Terrasse ein nicht besonders gutes Sandwich und kehren danach zur MABUHAY zurück.
Lüderitz
Einwohnerzahl: 12.500 (Zensus 2011)
Fläche: 15,3 km²
Einwohnerdichte: 815,4 Einw./km²
Höhe: 5,7 m ü.M
Lüderitz (ehemals und inoffiziell auch Lüderitzbucht) ist eine namibische Hafenstadt an der Lüderitzbucht am östlichen Südatlantik. Sie liegt im Süden Namibias und wurde am 12. Mai 1883 gegründet.
Der portugiesische Seefahrer Bartolomeu Diaz landete 1487 auf der Suche nach dem Seeweg nach Indien als erster Europäer in der Grossen Bucht. Die heute Lüderitzbucht genannte Bucht nannte er Angra Pequena (‚Kleine Bucht‘). Bevor Diaz weitersegelte, errichtete er traditionsgemäss als Zeichen der Inbesitznahme ein Steinkreuz mit Wappen, an der Diaz-Spitze auf der Lüderitzhalbinsel.
Eine tatsächliche Inbesitznahme der Bucht und des umgebenen Landes fand in den folgenden Jahrhunderten indes weder durch Portugiesen noch durch eine andere europäische Macht statt. Lediglich die der Küste vorgelagerten Pinguin-Inseln, deren reiche Guano-Vorkommen seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ausgebeutet wurden, wurden ab 1861 von den Briten in Besitz genommen.
Der Bremer Tabakhändler Adolf Lüderitz landete 1883 in der Angra Pequena. Lüderitz wollte das allgemein als wertlos angesehene Land um die Bucht erwerben, weil er hoffte, dort Bodenschätze zu finden. Durch seinen Mitarbeiter und Teilhaber Heinrich Vogelsang handelte er dem Orlam-Führer Josef Frederiks II in Bethanien ein zirka 40 Meilen langes und 20 Meilen tiefes Landstück ab, um darauf einen Handelsposten zu errichten. Frederiks erhielt 100 Goldpfund sowie 250 Gewehre für das nach seiner Ansicht zirka 70 × 35 Kilometer grosse Gebiet. Nach Vertragsabschluss wurde dem Verkäufer klargemacht, dass es sich nicht um englische Meilen (zirka 1,6 Kilometer), sondern selbstverständlich um preussische Meilen zu 7,5 Kilometer handelte und er damit den Grossteil seines Stammesgebietes von 300×150 Kilometer verkauft hatte. Dieser Handel ging als „Meilenschwindel“ in die Annalen ein.
Im April 1884 gab die deutsche Reichsregierung dem Ansinnen Lüderitz’ statt, seine Erwerbung vor britischen Ansprüchen zu schützen. Am 7.August 1884 wurde auf den in der Lüderitzbucht liegenden deutschen Korvetten auf Anweisung von August Lüderitz die deutsche Flagge gehisst und das Land offiziell unter den Schutz des Deutschen Reiches gestellt.
Als Lüderitz' umfangreiche und teure Suche nach den erhofften Bodenschätzen erfolglos blieb, geriet er in wirtschaftliche Bedrängnis und musste Lüderitzland 1885 an die Deutsche Kolonialgesellschaft für Südwestafrika verkaufen. Nach Lüderitz' Tod 1886 verlieh die Kolonialgesellschaft der Bucht Angra Pequena den Namen Lüderitzbucht.
Einen sehr bescheidenen Aufstieg erlebte der kleine Ort erst 1904 mit der Stationierung der hier im Kampf gegen die aufständischen Herero und Nama benötigten Schutztruppen-Soldaten. In dieser Zeit war die Stadt vor allem für das vor der Küste auf der Shark Island errichtete Konzentrationslager bekannt. Hier wurden die im Krieg Gefangengenommenen mit ihren Familien interniert. Von den rund 2.000 Inhaftierten überlebten wegen der dort herrschenden schlechten Hygiene- und Witterungsverhältnisse nur zirka 450 Stammesangehörige. Das Lager wurde erst auf energisches Drängen der im Lande tätigen Missionare geschlossen und ins Landesinnere verlegt.
Erst lange nach dem Tode von Adolf Lüderitz, er galt seit 1886 als im Rahmen einer Erkundungstour zum Oranje verschollen, wurden im Jahr 1908 beim Bau einer Schmalspurbahn Diamanten bei Lüderitz entdeckt, was zu einem kurzzeitigen Boom führte. Der zunehmend industriell betriebene Diamantenabbau, die mit ihm ins Land strömenden Glücksritter und der Bau der Diamantensiedlung Kolmanskuppe brachten auch für Lüderitz einen steilen Aufstieg zu einerausgesprochen wohlhabenden Stadt mit sich. In der Folgezeit entwickelte sich Lüderitz zu einem florierenden Handelshafen. Seine Rolle als wichtigster Hafen der Kolonie musste Lüderitz aber bald an das zentraler gelegene Swakopmund abtreten, wo ein künstlicher Hafen angelegt wurde.
Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde Lüderitz am 13.September 1914 kampflos von südafrikanischen Truppen besetzt. Die deutsche Zivilbevölkerung wurde in Südafrika interniert.
Ab 1920 verlor Lüderitz stark an Bedeutung, da sich der Diamantenabbau immer weiter nach Süden verlagert hatte. Kolmannskuppe wurde zur Geisterstadt. In Lüderitz konnten sich eine bescheidene Fischfangindustrie und in ihrem Umfeld einige Bootswerften etablieren. Daneben existierten noch einige kleinere Teppichwebereien, da im Süden des heutigen Namibia die Karakulschafzucht mit einigem Erfolg betrieben wurde. Ansonsten aber hatte Lüderitz bald nichts mehr zu bieten, sodass der einst wohlhabenden Stadt ein ähnliches Schicksal wie Kolmanskuppe zu drohen schien.
Die Einwohnerzahl von Lüderitz wurde zwischen 2001 und 2011 – je nach Quelle – mit 18.340 bis 23.000 Menschen angegeben. Die Volkszählung 2011 ergab eine Einwohnerzahl von nur 12.500 Menschen. Die Bevölkerungszahl von Lüderitz hat sich von zirka 2000 Einwohner in den 1970er-Jahren auf immerhin zirka 12.500 im Jahr 2011 mehr als versechsfacht. Die Arbeitslosenquote liegt bei etwa 60% und damit über dem namibischen Durchschnitt.
Die Wirtschaft beruht heute vorwiegend auf Fischfang und Tourismus. Besonders der Fang von Langusten, die nach Spanien und Japan exportiert werden, hat eine gewisse Bedeutung. Allerdings mussten die Fangquoten auf Grund massiver Überfischung vermindert werden. Deutschland stellte Namibia ein Überwachungsschiff für die Fischereikontrolle zur Verfügung.
In Lüderitz wurde eine vielversprechende Austernzucht aufgebaut, die autark bezüglich der notwendigen Saataustern geworden war. Sie gelten zusammen mit den Austern aus Walvis Bay als die besten der Welt.
Auch eine wirtschaftliche Verwertung von Seegras wurde ins Auge gefasst. Daraus sollten Extrakte für die Nahrungsmittel- und Kosmetikindustrie gewonnen werden. Ebenso brachte der Aus- und Neubau des Hafens Lüderitz Arbeitsplätze für viele auch neu zugezogene junge Menschen.
Diamanten werden heute vorwiegend im Meer in Richtung Süden (Oranjemund) abgebaut. Seit 2007 wird in Lüderitz mit der Lüderitz Speed Challenge alljährlich einer der wichtigsten internationalen Kite- und Windsurf-Wettbewerbe ausgetragen.
Die Gemeinde verfügt über fünf staatliche Schulen.
Grosse Teile der Stadt stammen aus der wilhelminischen Kaiserzeit und sind im Jugendstil errichtet. Ausgedehnte Strassenzüge wurden während der 1990er-Jahre grosszügig restauriert.
Andere Gebäude in Lüderitz sind die Lesehalle und die Turnhalle, beides Gebäude aus der deutschen Kolonialzeit; sie erfüllen heute noch ihre Aufgaben als Bücherei beziehungsweise als Turnhalle und Veranstaltungssaal.
Jetzt friere ich mir seit einer Woche hier die Füsse ab , trotz dicken Socken. Aber heute Abend ist ein wunderbarer lauer Abend, wo man lange draussen sitzen kann. Herrlich! Der leichte Wind kommt aus Südosten, also über die Wüste und ist deshalb so warm. Es ist 22h45, Paul schläft friedlich neben mir. Ich versuche seit zwei Stunden zu schlafen. Plötzlich rumpelt etwas draussen am Schiff. Ich wecke Paul auf und wir sind im Nu oben an Deck. Weil es keinen Wind hat, stehen alle Schiffe durcheinander und unser Nachbarschiff, die „Sedina“ ein alter Gaffelschoner, der früher mit Touristen herumsegelte, hat uns angerempelt. Jetzt kann ich natürlich erst recht nicht mehr schlafen. Um 23h45 schaue ich nochmals nach und wieder sind wir sehr eng an der unbewohnten „Sedina“ dran.
Montag, 20. März 2017: Lüderitz
Wir teilen Andy, dem Engländer, an den wir pro Tag 50 NAD zahlen für die Boje, mit, dass wir heute Nacht mit der „Sedina“ Kontakt hatten.
Um 8h45 werden wir von Helmut zu unserem Ausflug ins Sperrgebiet, zur Diamantenmine „Elisabeth Bay“ abgeholt. Ausser uns sind noch drei Gäste anwesend, ein Deutsches Ehepaar mit ihrer erwachsenen Tochter, die schon seit 1991 in Windhoek leben und arbeiten. Helmut ist unser Fahrer und Guide. Er ist in Lüderitz geboren und ist ein deutschsprachiger (weisser) Namibier. Wir fahren bis nach Kolmanskuppe, wo wir durch ein Tor ins Sperrgebiet fahren. Helmut muss wegen Alkoholkontrolle in ein Röhrchen blasen. Für das Sperrgebiet braucht es spezielle Bewilligungen und so mussten auch wir bei der Buchung des Ausflugs Kopien von unseren Pässen abgeben. Nun fahren wir etwa eine Stunde lang durch die Wüste, an der neuen Mine vorbei, bis zur alten Diamantenmine „Elisabeth Bay“. Hier stand früher ein ganzes Dorf für die Minenarbeiter. Leider zerfallen die Gebäude heute.
Wir schauen uns alles an und Helmut erzählt uns sehr viel Interessantes. In einem zerfallenden Haus gibt es einen Kaffee oder Tee, Fruchtsaft, Mineralwasser, Krackers und Käsescheiben. Helmut hat alles schön auf einem alten Tisch präsentiert. Danach schauen wir uns noch an, wo der Sand damals in grossen Trommeln gewaschen wurde um die kostbaren Diamanten zu finden. Später, als die Mine verlassen wurde, wurde diese Waschanlage gesprengt. Auf dem Rückweg durch die Wüste sehen wir Springböcke und einen Schakal. Beim grossen Tor muss Helmut wieder ins Röhrchen blasen und wir kehren zurück nach Lüderitz. Nach einem Einkauf im Spar sind Paul und ich wieder auf der MABUHAY. Jetzt hilft uns Andy, der Engländer, die MABUHAY zu verlegen, damit wir nicht wieder mit der „Sedina“ zusammenrempeln. Anschliessend hilft er uns noch, das Grosssegel auszurollen, das zuoberst klemmt. Paul hievt Andy auf den Mast, wo er die Blockade behebt. Es ist sehr heiss heute Nachmittag und Andy verlangt nach getaner Arbeit nach einem „cold beer!“. Und das bekommt er natürlich auch.
Heute haben wir von Helmut erfahren, dass jeder Namibier oder Ausländer mit einer permanenten Niederlassungsbewilligung, mit 60 Jahren eine „Rente“ von 1200 NAD (etwa 95 SFr.) pro Monat erhält, ob er jemals einbezahlt hat oder nicht.
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