14.8. - 20.8.2016
Sonntag, 14.August 2016: Manakara Um 00h30 heute Nacht sind wir mit dem Zug von Fianarantsoa in Manakara angekommen. Haben nur sehr kurz geschlafen. Um 9h holen uns Tanjona und Desy mit dem Auto ab und wir fahren zur Anlegestelle der Flusspirogen. Aber bevor wir losfahren, muss ich noch schnell mein T-Shirt wechseln. Ausgerechnet heute trage ich ein rotes T-Shirt. Und das ist ein „Fady“! Der Guide hat Tanjona gesagt, auf dem Fluss dürfe man nichts „Rotes“ tragen“.
Fady (malagasy fady) sind Verbote (Tabus) auf Madagaskar, die das tägliche Leben der Madagassen regeln. Sie gibt es für alle Lebensbereiche. Die fady entstehen im familiären Bereich einer Dorfgemeinschaft und haben den Rang eines religiösen Gebotes. Es gibt fady, die jedes Mitglied eines Dorfes beachten muss, und solche, die nur für die Frauen oder nur für die Männer gelten. Andere wiederum sind auf eine Familie oder sogar nur eine einzelne Person beschränkt. Die fady legen das Leben auf allen Ebenen fest: die elterliche Autorität, Schicksalsfragen, Verbote, die den Verzehr von Tieren und Pflanzen betreffen, die Gründung eines Hauses, eine Beerdigung und die Umbettung der Toten. Nur das älteste Mitglied einer sozialen Gruppe hat das Recht und die Pflicht, neue fady auszusprechen und alte aufzuheben, wenn dies zur Erhaltung des Lebens notwendig ist. Oft ist die Verletzung eines Tabus für einen Madagassen schlimmer als der Tod, was durch ein madagassisches Sprichwort belegt wird: „Ich würde lieber sterben, als etwas zu essen, das fady ist“ Für Besucher des Landes ist es wichtig zu wissen und zu respektieren, dass es viele Verbote gibt, die zum Beispiel die zahlreichen Gräber der Insel, aber auch manche nicht sofort als solche erkennbare und noch heute verehrte Naturheiligtümer (Bäume, Teiche) betreffen.
Satisfait, so heisst unser Flussguide und drei seiner Helfer rudern uns auf dem Pangalanes Kanal in einer Piroge herum.
Der Canal des Pangalanes,ist eine durchgehende 645 km lange Wasserstrasse und verläuft parallel zum Indischen Ozean auf der Ostseite der Insel Madagaskar von Toamasina (Tamatave) bis nach Farafangana. Während der Kolonialzeit wurden in achtjähriger Bauzeit künstliche Verbindungen zwischen den natürlich entstandenen Lagunen geschaffen. Der Kanal ist die Lebensader der Region, denn es gibt keine Strasse. Er schlängelt sich durch eine Dünenlandschaft und ist an manchen Stellen stark versandet. Die Landzunge zwischen Kanal und Ozean ist stellenweise nur 100 m breit.
Piroge bezeichnet einen einfachen, historischen Schiffstyp. Eine Piroge ist ein Einbaum, bei dem die Seitenwände durch aufgesetzte Planken erhöht wurden. Spanten verstärken oft den Innenraum. Ausleger stabilisieren das Boot. Zur Fortbewegung dienen traditionell Ruder und Segel. Heutzutage werden Pirogen auch mit Aussenbordmotor ausgerüstet. Das Wort Piroge ist abgeleitet vom französischen pirogue
Wir legen bei einem kleinen Dorf an. In dem Dorf spielt ein Junge vor einem Haus an seinem selber gebastelten „Schlagzeug“ richtig souverän. Wir sind begeistert! Das „Schlagzeug“ besteht aus Plastikbidons, alten Blechdosen und Deckeln aus Blechscheiben. Der Junge spielt so gut, dass es einfach supergenial ist! Satisfait (so heisst der wirklich) und seine Helfer zaubern ein gutes Mittagessen für uns her. Sie sitzen alle am Boden an einem Feuerchen und kochen und brutzeln. Mitten im Palmenhain, mit Blick auf die anstürmenden Wellen des Indischen Ozeans, sitzen wir mit Tanjona an einem kleinen Tisch (mit Tischtuch) und speisen. Tanjona und ich je eine Languste, danach einen ganzen, grossen Fisch für uns beide, dazu Reis. Für Paul wird extra ein Omelett mit Speckwürfeli gereicht, weil er ja kein Meeresgetier isst. Zum Dessert gibt es für alle drei Ananas. Das Essen ist super. Leider bläst ein heftiger, kalter Wind. Nach dem Essen geht die Paddelfahrt in der Piroge weiter bis zu einer Destillerie, wo aus natürlichen Pflanzen Öle hergestellt werden. So zum Beispiel Eukalyptusöl oder Nelkenöl. Die Rückfahrt in der Pirogue ist eher kühl, weil der Wind immer noch bläst, und das gegenan. Aber trotzdem ist die Fahrt wunderschön. Besonders als die Crew noch anfängt Lieder zu singen und im Singrythmus dazu paddelt. Toll! Um 16h30 sind wir zurück im „Hotel Lac Vert“. Während wir im Hotel das Abendessen geniessen, regnet es. Paul isst einen „Salade Lac Vert“, ich Pouletcurry an Kokossauce und Kartoffeln. Alles prima!
P.S. Leider sind die Fotos von heute, 14. August 2016, verschollen. Wir haben keine Ahnung, wohin und warum. Aber es ärgert uns mächtig, wegen den Fotos von dem Jungen mit dem Schlagzeug.
Montag, 15.August 2016: Manakara – Fianarantsoa 240 km Bis morgens um 04h30 hören wir Musik vom nahen Restaurant, wo seit gestern Abend ein Karaoke Anlass stattfindet. Von 7h00 bis 9h00 hat es im ganzen Hotel keinen Strom. Um 9h00 geht unsere Reise wieder zurück nach Fianarantsoa. Aber vorher schauen wir uns noch den schönen Strand und den quirligen Markt von Manakara an. Was man da wieder alles so sehen kann! Unterwegs sehen wir viele Bananenplantagen und riesige Zebuherden, die zum Markt getrieben werden. Mittagessen in Ranomafana. Das Teuerste, das wir in Madagaskar je hatten. 17'000 Ariary (5,60 SFr.) für mein verbrutzeltes Zebu-Hack-Plätzli mit Frites. Paul hat einen sehr kleinen Salatteller für 7000 Ariary (2.30 SFr.). Und besonders gut war es auch nicht! Um 16h sind wir wieder in Fianarantsoa und beziehen wieder das „Hotel Cotsoyannis“. Wir laufen in die Stadt und lassen von den Frauen, die immer noch auf dem kalten Trottoir an ihren Handnähmaschinen sitzen, die aufgegangenen Nähte an meinen Hosen nähen. Abendessen im „Chez Dom“. Tomatensalat mit Mozzarella, Zebu-Filet mit Pilzen, gemischtes Gemüse und Pommes Frites, Ausser den Pilzen, die wir nicht essen, alles prima. Wir lernen einen Deutschen Vater aus Thübingen mit einem seiner 16-jährigen Zwillingssöhnen kennen. Der zweite Zwilling liegt krank im Hotelbett. Wir unterhalten uns lange angeregt mit den beiden. Es regnet ein paar Tropfen.
P.S. Leider sind auch die meisten Fotos von heute, 15. August 2016, verschollen. Wir haben keine Ahnung, wohin und warum.
Dienstag, 16.August 2016: Fianarantsoa – Ranohira – Isalo Nationalpark 300 km Tagwache 6h00. Abfahrt 7h00. Obwohl es hier im Winter NIE regnet, wie uns Tanjona versichert, regnet es heute Morgen ganz zünftig. Aber bis wir in Ambavalao (54 km) scheint schon wieder die Sonne. Hier schauen wir uns an, wie Wildseide produziert wird. Ausserdem schauen wir zu, wie aus der Rinde des Maulbeerbaumes Papier hergestellt wird. Beides ist äusserst interessant und erstaunlich. Leider auch heute KEINE Fotos mehr da, obwohl wir das ganze Prozedere feinsäuberlich fotografiert haben. 13 km später besuchen wir den privaten „Anja-Park“. Wir müssen wieder obligatorisch einen Guide nehmen, der kostet 30'000 Ariary (etwa 10 SFr.) und der Eintritt ist 10'000 Ariary /Person (3.30 SFr.). Wir sind kaum richtig mit dem Führer Franklin im Park, als wir schon den ersten Katta mit schwarz/weiss geringeltem Schwanz sehen. Wir klettern wie die Gemsen durch und auf den Felsen herum. Überall sehen wir die Kattas, jöh, sind die herzig! Nach zwei Stunden verlassen wir den tollen Park, mit wunderschönen Felsformationen wieder, wir sind ganz begeistert. Wir essen im Park-Restaurant zu Mittag. Ich Omelette mit Tomaten, Paul Saucisse mit Sauce, Reis und Gemüse. Alles gut aber sehr knapp. Weiter geht die Fahrt nach Ihosy. Die Strasse besteht stückweise nur noch aus Löchern. Aber unser Hyundai 4x4 Galopper meistert das alles problemlos. Bis um 14h45. Da haben wir nämlich einen zünftigen Platten, hinten rechts. Der Pneu ist seitlich aufgeschlitzt. Paul zückt unser Werkzeug, das wir eigentlich verschenken wollten, und hilft beim Radwechsel. Wir sind hier mitten in der Pampa, auf einer riesigen Ebene mit goldgelbem Savannengras. Nach einer ½ Stunde ist der Schaden behoben und wir können weiterfahren. Desy bekommt die Werkzeuge geschenkt. Aber sonst scheint nicht Desy's Glückstag zu sein. Er wird von der Gendarmerie aufgehalten. Aber er braucht keine Papiere zu zeigen, weil er mit dem Polizisten freundlich plaudert. Aber nach der Reifenpanne, bei der Einfahrt nach Ranohira, werden seine Papiere gründlichst kontrolliert. Man stellt fest, dass er ein „Mietauto“ fährt, was so nicht stimmt, er ist einfach ein Chauffeur für seinen Chef. Weil er aber keine Papiere für ein „Mietauto“ dabei hat, muss er eine Busse von 5000 Ariary (1,65 SFr.) bezahlen und regt sich darüber mörderlich auf: Korruption !!! Im Dorf Ranohira gehen wir sofort zum Isalo-National-Park-Büro und bekommen für morgen einen Guide zugeteilt. Der kostet 124'000 (ca. 41.00 SFr.), wir, und andere Touristen, finden das heftig, enorm viel, aber das sei der Tarif! Um 16h40 sind wir im „Hotel Isalo Ranch“, wunderschön am Fusse des Isalo Gebirges gelegen. Nach dem Bezug des Bungalow setzen wir uns sofort an den Pool und geniessen den traumhaften Sonnenuntergang. Abendessen im Hotel, es ist zu weit bis zum Dorf: beide panierte Schweineschnitzel, Kartoffeln und gemischtes Gemüse. Das Schwein ist sehr mit Sehnen durchzogen, an den Kartoffeln ist Koreander dran (!!!) und das Gemüse ist zu sehr „al dente“, also nicht so besonders.
Mittwoch, 17.August 2016: Isalo Nationalpark 14 km zu Fuss Aufstehen um 6h00. Frühstück 6h30, Abfahrt vom Hotel ins Dorf zum Büro des Nationalparks. Eintritt pro Person 64‘000 Ariary (ca. 21.00 SFr.). Im Dörfchen kaufen wir Brot, „La vache qui rit Chäsli“ und Wasser ein. Der Guide Petterson steigt zu uns ins Auto und wir fahren zum Parkeingang. Petterson erklärt uns, dass es im Park ein „fady“ gibt. Man darf NICHT mit ausgestrecktem Zeigefinger auf etwas zeigen! (Für uns ist das viel schwieriger als man denkt.) Das Isalo Gebirge ist „heilig“, weil es dort Gräber der Vorfahren (und auch Neue) hat. Um 7h40 laufen wir los. Tanjona kommt auch mit uns mit. Wir wandern durch das wunderschöne Sandsteingebirge mit enorm schönen Felsformationen. Es ist ganz, ganz toll! Petterson zeigt uns Gräber in den Felsen und verschiedene Heilpflanzen. Unterwegs gibt es an einem sehr schönen kleinen See mit Wasserfall einen ersten Badehalt. Wir baden nicht ,unterhalten uns aber mit einer sehr netten Franzosenfamilie aus Paris. Bei einem Campingplatz essen wir unser Picknick. Andere werden auf Vorbestellung teuer bekocht, mit Vorspeise, Zebufleisch, Reis und Dessert. Aber wir finden das nicht nötig, essen wir doch am Abend im Hotel wieder viel. An dem Platz, wo wir beide sitzen, haben wir jede Menge Lemuren, die ganz nah an uns herankommen. Es sind Kattas und braune Rotstirnmakis. Die Braunen sind viel frecher als die mit dem schwarz/weiss geringelten Schwanz, die Kattas. Sie stossen Laute aus wie ein „Grunzen“ für die Kommunikation und ein „Miauen“ um die Weibchen anzulocken. Wir amüsieren uns köstlich. Nach dem Essen laufen wir in den Canyon hinein, bis zum „piscine bleu“ und zum 50 m weiter gelegenen „piscine noir“. Beide wunderschöne natürliche „pools“. Hier könnte man in beiden „pools“ baden, aber es sieht kalt aus! Für Paul ist der Weg bis hierher, mit seiner Höhenangst, eine echte, grosse Herausforderung. Wir müssen Bäche durchqueren, und auf schmalen Simsen ganz am Rande der Schlucht laufen. Er macht das prima, obwohl er auf dem Weg umkehren will. Es braucht ein paar aufmunternde Worte von mir, dass er weitergeht. Und das Ganze müssen wir ja auch wieder zurück! Auf dem Rückweg treffen wir das junge, französische Paar aus Paris, das vor 14 Tagen geheiratet hat und auf der Hochzeitsreise ist. Der Mann sitzt mit verdrehtem Knöchel am Boden. Ich gebe ihm zwei Bandagen aus meinem Rucksack mit der Hoffnung, dass sie ihm ein wenig helfen. Um 13h, nach ca. 14 km wandern sind wir zurück in unserem Hotel. Nach der Dusche geniessen wir bis zum herrlichen Sonnenuntergang die Sonne in den Liegestühlen hinter unserem Bungalow. Abendessen im Hotel: Paul Minestrone und dann beide Tournedos de Zébu an Rotweinsauce (aber wir finden die Sauce nicht), Reis, Kartoffeln und gemischtes Gemüse. Alles gut.
Der Nationalpark Isalo ist ein Nationalpark in Madagaskar, der 1962 ausgewiesen wurde. Seine Grösse beträgt 81.540 ha und er befindet sich auf einer Höhe von 900 m bis 1082 m über dem Meeresspiegel. Am besten erreicht man ihn vom Dorf Ranohira aus. Das Gelände ist eine wild zerklüftete Gebirgslandschaft (Isalo-Gebirge) mit tiefen Schluchten, bizarren Felsformationen und ausgewaschenen Höhlen. Zu sehen gibt es unter anderem endemische Pflanzenarten sowie Lemuren (Katta,Larvensifaka, Rotstirnmaki), Fossas und Madagaskar-Boas.
Donnerstag, 18.August 2016: Isalo Nationalpark (Ranohira) – Ifaty 250 km Tagwache 5h30. Ohne Frühstück fahren wir um 6h00 auf der RN 7 schnurgerade nach Westen. Am 4x4 haben wir einen neuen Pneu vorne rechts. Dieser Pneu wurde in Antsirabe bestellt und auf das Nacht-Taxi-Brousse gebracht. Gestern Morgen war er, nach 500 km Reise, hier in Ranohira angekommen um montiert zu werden, während wir im Nationalpark herumwanderten. Supertolle Logistk, oder?! Paul, den Fachmann, stört nur, dass es nur EIN neuer Pneu ist, aber zwei neue wären vermutlich zu viel Luxus und zu teuer. An der RN 7 hat es links und rechts viele Gräber. Es ist ein „fady“ (verboten) diese zu fotografieren. In Sakahara machen wir einen Stopp um zu frühstücken und holen an der ATM Maschine nebenan wieder einmal 800‘000 Ariary. Auf der Weiterfahrt werden wir angehalten und Paul‘s und mein Pass werden gründlich kontrolliert. Aber der Gendarm findet nichts zu meckern und einzukassieren und wir dürfen passieren. Wir durchfahren eine riesige flache Steppenlandschaft. Die ist bestimmt über 100 km lang und wunderschön. Wir durchfahren die zweitgrösste Hafenstadt von Madagaskar, Toliara, an der Strasse vonMozambique. Toliara bedeutet „hier kann man gut ankern“.
Toliara (auch Tulear genannt) ist eine Stadt im Südwesten von Madagaskar. Der Grossteil der Bevölkerung gehört zum Volk der Vezo. Es gibt allerdings zahlreiche Zuwanderer aus anderen Regionen der Insel und vom indischen Subkontinent. Die Stadt zählte bei der Volkszählung 1975 45.676, bei jener von 199380.826 Einwohner. Heuterechnet man mit rund 120.000 Bewohnern. Europäische Ansiedlungen scheiterten am Klima und der Malaria. Nur ein Piratenstützpunkt existierte längere Zeit. Die Franzosen eroberten die Stadt im Jahr 1895 und nannten sie Tuléar. Toliara ist ein bedeutender Hafen und Handelsplatz. Wichtige Handelsgüter sind unter anderem Baumwolle, Erdnüsse, Reis, Seife und Sisal. Eine Bierbrauerei und eine Kautabakfabrik sind die einzigen grösseren Industriebetriebe. Der Handel befindet sich fast vollständig in der Hand von Indern und Pakistanern. Ausserdem gibt es eine Universität und mehrere Spitäler und Kliniken. Am 23. Februar 2013 wurde Toliara von Zyklon Haruna ziemlich verwüstet, wobei die Infrastruktur sehr gelitten hat. Die Stadt selber verfügt über keine grossen Sehenswürdigkeiten. Nördlich von Toliara gibt es zahlreiche hervorragende Badestrände.
Etwa 25 km weiter nördlich erreichen wir unser Ziel: Ifaty. Im Hotel „Ifaty Beach Club“ machen wir einen kurzen Stopp und fahren weiter zum „Ifaty Dornenwald“. Eintritt 18‘000 Ariary/Person (ca. 6.00 SFr.), Guide 10‘000 Ariary für ca. eine Stunde (3.30 SFr). In diesem kleinen Park hat es viele schöne Baobab und riesige Kakteen. Der Park ist schön, aber uns ärgert enorm, dass der Guide extra für uns Touristen einen kleinen nachtaktiven Lemuren aus dem tiefsten Schlaf rüttelt. Der Kleine sieht ganz verstört aus. Auch Tanjona findet das nicht in Ordnung. Nach einem etwa 1-stündigen Rundgang (der Guide bekommt KEIN Trinkgeld!) kehren wir zum Hotel zurück. Auf der kurzen Fahrt bleiben wir plötzlich stehen, es ist 13h. Das Auto macht keinen Wank mehr. Eine Sicherung ist verschmort. Natürlich hat Desy keine neue Sicherung dabei. Ein anderes Auto, ein uralter Klepper, kommt und bietet seine Hilfe an. Der Fahrer hat tatsächlich eine Sicherung dabei und die Sache wird notdürftig repariert. Paul und ich sitzen im Auto als Desy den Motor wieder startet. Aus dem Armaturenbrett quillt Rauch! Paul und ich schreien sofort Alarm!!! Der Zigarettenanzünder wird ausgebaut und nun klappt es doch noch mit dem Motorstarten. Um 13h20 sind wir im Hotel und bekommen einen wunderschönen Bungalow, direkt am Meer. Im Restaurant gibt es einen „Welcome drink“ und wir essen zu Mittag: 2 x Salade de l‘Hotel“, sehr gut. Den Nachmittag verbringen wir am Strand, sehr schön, an der Strasse von Mozambique, an der Westseite Madagaskars. Abendessen im Hotel. Auf extra Empfehlung des Chefs: Echine de porc avec herbes malgaches, pommes frites und légumes. Das Schwein erweist sich als SEHR zäh! Wir kauen und kauen und können es doch nicht hinunterschlucken. Paul‘s Stück ist nur ein hässlicher Klumpen Fleisch. Der Chef hatte uns gesagt, dieses Fleisch sei prima und wenn es nicht gut sei, bezahle er es. Und als wir dann gefragt werden, ob es gut sei, sagen wir beide wie auf Kommando: „Nein!“Und tatsächlich, wir bekommen jeder einen neuen Teller mit Zebu-Steak, Pommes Frites und gemischtem Gemüse. Das Zebu ist auch zäh, aber wir kauen und würgen es trotzdem hinunter. Wir getrauen uns nicht, noch mehr zu meckern...
Freitag, 19.August 2016: Ifaty – Fianarantsoa 582 km Vollmondnacht. Aufstehen 5h15, Frühstück 5h30, Abfahrt 6h00. In Toliara machen wir noch einen Stopp und tanken den Galopper voll. Ein Liter Diesel kostet 3010 Ariary (ungefähr 1 SFr.) .Heute fahren wir die ganze Strecke bis nach Fianarantsoa zurück. Die Strasse ist zum Teil sehr gut und asphaltiert. Streckenweise hat es aber auch mehr Löcher als Strasse. Oft füllen Kinder oder auch Erwachsene diese Löcher mit Sand oder Steinen und wollen dann dafür Geld haben. Wir kommen im Dorf Ilakaka vorbei. Das Dorf bestand seit der Gründung 1930 aus einer Handvoll Häuser. Dies änderte sich seit dem zufälligen Fund von Saphiren gründlich. Der Ort wuchs in rasantem Tempo von wenigen Dutzend Einwohnern auf heute über 20‘000. Auf dem Höhepunkt des Saphirfiebers 2001 lebten hier und in der Umgebung bis zu 120‘000 Menschen. Wir sehen, wie im Fluss Ilakaka emsig nach Saphiren gesucht wird. Die Landschaft ist wunderschön mit dem goldenen Steppengras. Wir passieren zwei Buschbrände, die gemäss Tanjona und Desy extra gelegt werden. Wo das Land nicht mehr so trocken ist, wird überall vor den Häusern Maniok am Boden getrocknet und verkauft. Mittagessen unterwegs in einem madagassischen Restaurant: Reis und Curryhuhn, sehr gut und sehr günstig, für 2 Personen 9000 Ariary (ca. 3.00 SFr.). Nach 30 Minuten Mittagspause geht die Fahrt weiter. Unterwegs hat es bei jeder Ortschaft eine (korrupte) Polizei- oder Militärkontrolle, die die immer überladenen Tax-Brousse Strafen zahlen lassen. Paul, Desy und Tanjona sagen bei jeder dieser Kontrollen im Autoinneren einstimmig und lachend: „Salut Chef!“ . Nach 10 Stunden und 20 Minuten Autofahrt erreichen wir um 16h20 Fianarantsoa. Es ist gerade Freitagsmarkt und es herrscht ein unheimliches Getümmel. Übernachtung im „Hotel Cotsoyannis“Abendessen bei „Chez Dom“: Als Vorspeise Tomatensalat mit Mozarella, Zebufilet mit grüner Pfeffersauce, Pommes Frites, gemischtes Gemüse, alles sehr gut.
Samstag, 20.August 2016: Fianarantsoa – Tana 410 km Tagwache 6h15, Frühstück 6h30, Abfahrt 7h00 auf der RN 7 nordwärts. In der Nähe unseres Hotels schlafen Leute auf dem Trottoir! Und es ist nachts kalt hier! Das ist echt beelendend, wenn man, wie wir, in einem schönen warmen Bett geschlafen hat. Unterwegs haben wir wieder sehr schlechte Strassen, aber wunderschöne Landschaft. An den Strassen wird überall Holzkohle verkauft und dafür werden die Bäume gnadenlos abgeholzt. Jedem unserer Förster würden hier die Haare zu Berge stehen! Um 12h30 sind wir in Antsirabe und essen im Restaurant Pousse-Pousse zu Mittag: Salade César und Salade Italienne, mmm…super! Paul geht hier zum Coiffeur, nachdem wir nach langem Suchen endlich einen gefunden haben, der Zeit für ihn hat. Als wir wieder ins Auto einsteigen, bettelt uns die genau gleiche Frau an wie vor zwei Wochen, als wir für sie Reis gekauft haben. Nein, heute gibt es nix! Um 14h30 geht unsere Fahrt weiter. Die Landschaft ist einfach faszinierend. Mir haben es besonders die terrassierten Felder mit Reis oder Gemüse angetan. Alle sind sehr sauber angelegt und eine wahre Augenfreude. Um 18h20 sind wir in der Hauptstadt Tana im Hotel „Chalet des Roses“. Dieses ist ganz in der Nähe der Schweizer Botschaft. Wir treffen Baba, der wieder wissen will, wie es uns geht und ob alles in Ordnung sei. Abendessen im Hotel: Zebufilet à la Pizzaiuola (mit Mozarella überbacken) mit Frites. Sehr gut! Hier im Esssaal treffen wir Ellen und Franz aus Basel. Die beiden sind vom „Madagaskar Haus“ www.madagaskarhaus.ch und www.tsarabe-madagaskar.ch Wir plaudern lange über die Probleme Madagaskar‘s , die grosse Armut und über die sehr sinnvolle Hilfe die sie hier in Madagaskar leisten. Das ist alles sehr interessant. So spät (22h45) sind wir schon lange nicht mehr ins Bett gekommen!
P.S. Wir haben sehr viele Fotos aus dem fahrenden Auto gemacht. Und wir wissen, dass einige davon unscharf sind. Wir entschuldigen uns dafür!
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