21.4. - 15.5. 2016
Donnerstag, 21.April 2016: Gan In der Nacht bläst und regnet es wieder sehr heftig, bis zu 30 Knoten Wind. Paul sitzt über 2 Stunden im Cockpit und beobachtet die Lage. Um 10 h kommt die Coast Guard mit ihrem Boot mit 6 Mann längsseits zu uns und fragt, wieso wir nicht gestern ausgelaufen sind, wir hätten doch ausklariert. Wir teilen den Männern mit, dass wir erstens ein Problem mit dem Wassermacher haben und auf ein Paket aus Deutschland warten müssen und zweitens das Wetter zu schlecht sei um rauszufahren. Der Cyclon Fantala wütet immer noch im südlichen Indischen Ozean herum. Der ganze Morgen ist grau in grau und immer wieder regnet es leicht und der Wind bläst. Super Maledivenwetter!
Freitag, 22.April 2016: Gan Ah heute scheint wieder die Sonne und wir sind sofort wieder „aufgestellter“. Um 11h30 sind wir mit Leena und Peter unterwegs in den Ort Feydhoo. Nur haben wir leider nicht bedacht, dass ja heute Freitag ist und damit alle Geschäfte bis um 14h geschlossen sind. Wir haben aber trotzdem Glück, dass das Restaurant „Sea House“ ein Auge zudrückt und wir trotzdem etwas zu Trinken und zu Essen bekommen. Danach laufen wir bis nach Maradhoo, wo die meisten Geschäfte immer noch geschlossen sind und kehren wieder zurück nach Gan. Unterwegs können wir am Ufer vier kleine Schwarzspitzenriffhaie im seichten Wasser beobachten. Um 17h sind wir zurück auf den Schiffen und geniessen das „kühle“ (ist nicht so besonders kühl!) Bad im Meer. Leider ist das Wasser an unserem „Zwangsankerplatz“ nicht sehr sauber, dank der grossen Bauarbeiten, die am Ufer mit Baggern und Traxen erledigt werden. Ausserdem hat es viele Fliegen und Mücken. Aber es hat dafür eine ganze Menge Schildkröten, die immer wieder ihre Köpfe aus dem Meer strecken. Inzwischen sind zwei neue Segelschiffe hier eingetroffen.
Samstag, 23.April 2016: Gan Nein, nicht schon wieder! Morgens um 02h fängt es wieder an zu blasen (bis 30 Knoten) und es hat heftige Wellen. Dazu regnet es kurz. Eines von den beiden Schiffen, die gestern hier eingetroffen sind, driftet irgendwann gegen Morgen und ankert neben uns, es ist die „Ilusión“. Wir müssen unsere Ausklarierungspapiere und Pässe wieder an den Agenten Maththi abgeben. Wir sind zu lange hier seit der Ausklarierung und die Papiere müssen abgeändert werden. Wir warten immer noch auf das Paket aus Deutschland, das mit FEDEX nach Malé gesandt wird. Gemäss Trackingliste war es gestern in Paris und ist heute in Dubai. Nach dem Sundowner auf der „Nicone“, backen wir noch unser Brot. Aber irgendetwas stimmt da nicht! Es kommt kein feiner Backstubenduft hinauf ins Cockpit. Ja klar, die Gasflasche ist leer! Aber weil es schon dunkel ist, hat Paul keine Lust die Gasflaschen auszutauschen und wir nehmen das Brot ohne schöne hellbraune Farbe aus dem Backofen. Aber gut ist es trotzdem geworden!
Sonntag, 24.April 2016: Gan Es war eine sehr ruhige Nacht und heute ein meist sonniger Tag. Wir laufen nach Feydhoo/Maradhoo um 20 Liter Wasser in 5l Kanistern zu holen. Da ja unser Wassermacher ausser Betrieb ist, wollen wir nicht plötzlich ohne Trinkwasser da stehen. Im kleinen Restaurant „Coffee Max“ essen wir zu Mittag. Es gibt vom Buffet Chickencurry (sehr scharf!!!), dazu Reis und ein winziges Portiönchen Salat. Danach warten wir im Restaurant „3S Lounge“ bei einem Limonensaft auf Maththi und kaufen im 3S Supermarkt kurz ein. Auf dem Rückweg, dem Meer entlang nach Gan, staunen wir über die Erd(Sand)bewegungen die hier von der holländischen Firma Van Oord gemacht wird. Da wird gebaggert und getraxt wie die Weltmeister. Den Nachmittag verbringen wir an Bord. Unsere Membranen für den Wassermacher sind jetzt in Malé.
Montag, 25.April 2016: Gan Der kanadische Katamaran „Pedoja“fährt heute für fünf Tage raus, um irgendwo zu schnorcheln, wie er sagt. Wegen dem, d.h. wegen seiner Frau und seinem Hund, die unerlaubt an Land Gassi gegangen sind, müssen wir hier an diesem „Zwangsankerplatz“ mit dem schmutzigen Wasser liegen. Wir finden das den absoluten Gipfel der Frechheit!!! Bis um 16h30 sind wir an Bord. Danach laufen wir mit „Nicone's“ in den Ort Feydhoo und nach einem kleineren Einkauf essen wir im Restaurant „seer fish“ ein einfaches Abendessen. Der maledivische Chef wohnt seit 15 Jahren in Zürich und zeitweise hier in den Malediven und spricht sogar „Schwyzerdütsch“! Zwei von den Serviermännern die uns bedienen sprechen Hochdeutsch. Unsere Membranen sind in Malé und warten auf den Zoll.
Dienstag, 26.April 2016: Gan Wieder ein schöner sonniger Tag mit leichtem Wind. Erst am Nachmittag regnet es einmal ganz kurz. Der „Hunde-Katamaran“ ist wieder da , als sei nichts gewesen. Paul montiert heute seine Taucherausrüstung und montiert eine neue Anode beim Propeller. Und weil er schon mal unten ist, entfernt er gleich noch ein paar Entenmuscheln vom Kiel.
Mittwoch, 27.April 2016: Gan Um 8h funkt uns Peter von der „Nicone“ an, ob Paul mit dem Dinghy helfen kommt, einen Segler zu empfangen und in die Lagune zu geleiten. Der Segler hatte Probleme mit dem Motor, aber jetzt funktioniert er tadellos, aber mit der Ankerwinde hat er ein Problem. Es ist 8h20, ich bin alleine auf der MABUHAY, als das Tauch-Dhoni, das jeden Tag um diese Zeit vorbeifährt, um im „Equator Village Resort“ mit den Gästen tauchen zu gehen, mit vollem Garacho auf uns zu fährt und uns seitlich an Steuerbord (rechts) rammt. Es gibt einen fürchterlichen Schlag, als das Dhoni wie eine Billardkugel auf uns prallt. Ich bin geschockt und schaue mir den Schaden an. Eine Relingstütze ist verbogen, das Holz an der Fussreling ist zersplittert und das GFK am Rand des Decks und Fussreling ist aufgerissen. Der Dhonifahrer stoppt sein Boot und sagt: don't worry! Er komme auf der Rückfahrt bei uns vorbei um die Sache zu besprechen. Ich schlottere wie ein Hund! Als Paul zurück kommt melden wir den Fall unserem Agenten Maththi und fotografieren die Schäden. Maththi will die Cost Guard oder die Polizei einschalten. Mal schauen was jetzt weiter passiert. Und tatsächlich, gegen 13h30 kommt der Crash-Dhonifahrer und entschuldigt sich bei uns, wegen dem Ramponieren unseres Schiffes. Er sagt, das Ruder des Dhonis habe nicht funktioniert. Er heisst Ali und wir zeigen ihm die Schäden. Er will die ganze Sache in 2½ Tagen reparieren. Wir sind sehr skeptisch. Wir einigen uns auf einen Kompromis. Paul löst die gekrümmte Relingsstütze, Ali lässt sie morgen neu richten und schweissen und er selber kommt morgen Nachmittag zu uns an Bord und flickt die kaputten Stellen im GFK. Was mit dem gesplitterten Holz passiert, ist noch nicht so klar. Paul traut den Handwerkern hier nicht zu, das in so kurzer Zeit neu zu machen, das erscheint uns unmöglich. Am Samstag wollen wir von hier weg segeln und wir haben immerhin etwa 2500 km Strecke bis Rodrigues vor uns. Um 17h ruft Maththi an, er habe unser Paket mit den Membranen für den Wassermacher. Wir begeben uns an Land und übernehmen strahlend das 2,04 kg schwere Paket. Wir essen im „seer fish“ Restaurant zu Abend.
Donnerstag, 28.April 2016: Gan Um 7h fängt Paul an zu rumoren. Er nimmt den Wassermacher auseinander, um die neuen Membranen zu montieren. Gegen 8h20 ruft Ali an, wir sollen ihm die kaputte Relingsstütze an Land bringen. Er muss heute nicht zum Tauchen, scheinbar hat er sich frei genommen. Pünktlich auf die Minute, 9h00 ist er beim Treffpunkt an Land und wir übergeben ihm die Stütze. Wir kehren zur MABUHAY zurück. Um 11h funktioniert unser Wassermacher wieder tadellos. Um 14h30 rufen wir Ali an, um zu fragen, wo er denn bleibe. Er komme in einer halben Stunde. Jetzt ist es 16h und kein Ali ist in Sicht! Endlich, um 16h50 kann Paul den Sohn des Schiffsbesitzers und Ali an Land abholen. Die beiden werkeln etwa 40 Minuten und füllen den Riss im GFK mit Epoxy aus. Sie übergeben uns die „reparierte„ Relingsstütze. Die ist immer noch krumm, sie haben sie einfach mit würgen gerade biegen wollen. Drei Stunden hätten sie daran gearbeitet!!! Paul weist sie zurück, das verkrümmte Stück müsse abgeschnitten werden und ein neues Stück angeschweisst werden. Sie nehmen das Teil wieder mit und versprechen, es morgen Nachmittag wieder zu bringen. Weil der Dhoni-Besitzer keine Versicherung hat, verlangen wir auch noch den Ersatz des gesplitterten Holzes. Jetzt haben wir zwei dicke, sauschwere Hartholzbretter auf dem Schiff. Die Reparatur werden wir in La Réunion oder in Südafrika machen lassen. Am Abend erhalten wir ein SMS von Maththi. Wir werden aufgefordert, KEINEN Müll mehr auf dem Platz bei der Coast Guard in die Müllfässer zu schmeissen. Wir sollen den Müll beim 3S Supermarkt in die Tonne werfen. Wir haben für 98 Tage Aufenthalt auf den Malediven 1350 US$ bezahlt, und dafür dürfen wir jetzt den Müll etwa 1 km durch den Ort bis zum Supermarkt tragen. Das ist echt Segler- und Touristen freundlich!
Freitag, 29.April 2016: Gan Um 9h können wir an Land um die Ausklarierungspapiere in Empfang zu nehmen. Das erfahren wir aber nicht persönlich vom Agenten sondern von Drittpersonen. Um 13h30 laufen wir zum letzten Mal in den Ort Feydhoo, essen im Restaurant „Sea House“ mit Leena und Peter zu Mittag, kaufen für unsere letzten Rufiyaas ein und kehren zur MABUHAY zurück. Nun ist es fast 17h, unsere Relingsstütze haben wir immer noch nicht zurück erhalten. Um 18h erhalten wir endlich unsere Relingsstütze zurück. Sie ist absolut scheusslich geschweisst und poliert. Jeder Lehrmeister würde das Teil seinem 1.-Lehrjahr-Stift um die Ohren hauen! Der Bursche, der uns gerammt hat und sein Kollege, haben doch die Frechheit zu fragen, ob wir Bier an Bord haben. Genau heute vor 10 Jahren haben wir unser Heim verlassen um auf grosse Abenteuerreise zu gehen!
Samstag, 30.April 2016: von Gan (Malediven) unterwegs nach Rodrigues (Mauritius) 1.Tag Obwohl wir sehr viel Schönes in den Malediven erlebt und gesehen haben,verlassen wir, die Malediven leider mit eher negativen Gefühlen. Und zwar wegen den unguten Vorkommnissen der letzten Tage, schade!
Mit „Nicone“ und den Spaniern Soledad und Julio von der „Ilusión“ verlassen wir um 8h30, mit Null Wind das Addu Atoll und damit die Malediven. Nach 3 Stunden verabschieden sich die beiden anderen Schiffe von uns und wir sind alleine. Die beiden wollen mindestens eine Geschwindigkeit von 4 Knoten pro Stunde fahren. Wir wollen segeln, auch wenn es sehr langsam geht (etwa mit 2,5 Kn), weil wir nicht so viel Diesel wie die anderen an Bord haben.
Sonntag, 1.Mai 2016: unterwegs nach Rodrigues, 2.Tag 107,4 sm Wir müssen die ganze Nacht motoren. Im Morgengrauen kehrt die „Nicone“ um und fährt zurück nach Gan. Ihr Autopilot funktioniert nicht mehr und sie müssten die ganze, sehr weite Strecke bis nach Rodrigues von Hand steuern. Paul macht für mich eine Stunde länger Nachtwache, weil ich scheinbar nicht wachzurütteln bin. Danke Skipper!!! Es hat eine sehr grosse Dünung, ohne wirkliche Wellen. Das Wasser ist fast spiegelglatt und eine Gruppe Delfine begleitet uns etwa 20 Minuten lang. Sie machen zwar keine Saltos, aber sie pfeilen uns wie der Blitz am Bug voraus. Wunderschön! Gegen Abend kommt endlich ein wenig Wind auf, aber genau auf die Nase, aus Süden und da wollen wir doch hin. Ein wunderbares „Kreuz des Südens“ steht genau über unserem Schiff, schön!
Montag, 2. Mai 2016: unterwegs nach Rodrigues, 3.Tag 101,8 sm Wir kreuzen, der Wind ist genau auf die Nase und wir wollen Diesel sparen. Abends sehen wir beim Sonnenuntergang einen Super-Greenflash. So einen schönen haben wir noch nie gesehen. Auf die Nacht kommt endlich der „richtige“ Wind auf und wir können mit 2,5 – 4 Kn segeln. Nach stundenlangem, nervtötendem Motorenlärm ist es herrlich, nur noch das Plätschern des Wassers zu hören. Das ist richtig entspannend. Wir hatten ausgemacht, dass die drei Schiffe jeden Tag um 11h und 19 h zusammen funken. Wir funken mit der „Ilusión“.
Dienstag, 3. Mai 2016: unterwegs nach Rodrigues, 4.Tag 82,3 sm Wir sind die ganze Nacht gesegelt, zwar langsam, aber sehr komfortabel und in die richtige Richtung. Wir funken 2 mal täglich mit der „Ilusión“. Der Chagos-Archipel liegt jetzt querab auf der Steuerbordseite und von hier an haben wir KEINE Internetverbindung über den Pactor und Sailmail mehr. Also haben wir auch keine Wetterprognosen mehr. Aber das macht nichts, das Wetter macht sowieso, was es will.
Mittwoch, 4. Mai 2016: unterwegs nach Rodrigues, 5.Tag 69,2 sm Wir haben einen Vogel! Es ist eine weisse Möwenart mit schwarzen oder braunen Flügeln. Er umrundet beim Einnachten ein paar Mal unser Schiff und lässt sich dann zuoberst auf dem Mast häuslich nieder. So balanciert er die ganze Nacht mit uns südwärts. Pünktlich zur Wachablösung um 6h verlässt er seinen Ausguckposten, aber nicht, ohne seine Visitenkarte auf dem Deck zu hinterlassen…! Wir lassen den Chagosarchipel rechts liegen und kreuzen mit SSW Wind südwärts.
Donnerstag, 5. Mai 2016: unterwegs nach Rodrigues, 6.Tag 81,7 sm Heute Nacht hatten wir vermutlich keinenVogel an Bord. Aber ein Vogel muss im Vorbeiflug einen unheimlichen Dünnpfiff gehabt haben. Unser Deck ist nämlich total und scheusslich versaut. Unterwegs begegnen wir hie und da einem grossen Tanker oder Containerschiff. Wir segeln und motoren abwechselnd ein wenig. Wir funken 2 mal täglich mit der „Ilusión“.
Freitag, 6. Mai 2016: unterwegs nach Rodrigues, 7.Tag 101,4 sm Mussten die ganze Nacht durch Dunkel- und Diesigkeit motoren. Es hat viel zu wenig Wind. Es ist Neumond und es hat unheimlich viele Sternschnuppen. Ich habe noch nie so viele gesehen! Endlich ab morgens 6h können wir wieder mal richtig gut segeln mit 5 Kn Speed und Richtung 140°, toll. Wir funken 2 mal täglich mit der „Ilusión“.
Samstag, 7. Mai 2016: unterwegs nach Rodrigues, 8.Tag 110,1 sm Jetzt geht aber die Post ab: Wind 24 Kn, Speed 5-7 Kn, etwa 3 m hohe Wellen. Grosses Rodeoreiten! Dieser starke Wind war in den Wetterprognosen nicht vorausgesagt. Es ist den ganzen Tag stark bewölkt und es bläst heftig. Beim 19h Funk teilt uns Julio mit, er habe eine schlechte und eine gute Nachricht. Etwa 2/3 des Ruders der „Ilusión“ seien abgebrochen, aber er könne trotzdem noch „normal“ mit der Windfahne segeln. Julio möchte von nun an öfter mit uns in Funkkontakt bleiben. Wir einigen uns auf 6h00 / 12h00 / 18h00 / 24h00. Die „Ilusión“ ist 17 sm hinter uns. Wir reduzieren ab sofort unser Tempo um auf sie zu warten.
Sonntag, 8.Mai 2016: unterwegs nach Rodrigues, 9.Tag 130,7 sm Um 6h Funk mit Julio. Sie sind jetzt 26 sm hinter uns!!! Die Nacht war ziemlich „ruhig“, nur 12 – 17 Kn Wind aus SE. Trotzdem sind wir schnell, ohne es zu wollen.Haben nur noch zwei kleine Stücke Segel draussen. Um 9h haben wir schon wieder 24 Kn Wind und riesige Wellen. Wir sind schnell wie verrückt, 7,5 Kn. Wir verkleinern nochmals die Segel und bremsen um auf die „Ilusión“ zu warten. Fahren jetzt mit 2 Kn statt mit 7 Kn. Wir werden von den mächtigen Wellen wild hin– und hergeschüttelt. Ein brauner Vogel hockt auf dem Dinghy. Beim Abendfunk frage ich Julio, ob sie mit uns nach Rodrigues kommen, oder zu ihrem eigentlichen Ziel La Réunion fahren werden. Sie wissen es noch nicht. Im Moment sind sie 30sm hinter uns, aber ein ganzes Stück südlicher. Der ganze Tag ist sehr stark bewölkt und es hat sehr viele Squalls (heftiger Wind meistens mit Regen).
Montag, 9. Mai 2016: unterwegs nach Rodrigues, 10.Tag 108,1 sm Es ist total bewölkt, Regen und wunderschöner, ganzer Regenbogen. Um 12h Funk mit Julio, die „Ilusión“ ist 20 sm backbords, querab von uns. Beim 18h Funk ist die „Ilusión“ noch 18 sm querab von uns. Den ganzen Tag abwechselnd Wolken, Wind, Squalls, mit Regen. 4-5 m hohe Wellen, obwohl es sehr schwierig ist die Wellenhöhe zu schätzen. Wir wissen nicht, wie andere Segler das machen. 20h00, noch 600 sm bis Rodrigues. Die „Ilusión“ teilt uns ihren Entschluss mit, mit uns nach Rodrigues zu segeln. Eigentlich wollten sie ja direkt nach La Réunion segeln.
Dienstag, 10. Mai 2016: unterwegs nach Rodrigues, 11.Tag 94 sm Leicht bewölkt und sonnig. Beim 6h Funk sagt Julio, er wolle SE fahren. Paul bittet ihn, „vorwärts“ zu fahren und nicht zurück, wenn es irgendwie geht! Wir haben eine sehr anstrengende Nacht hinter uns. Entweder war zu wenig Wind, oder viel zu viel davon. Von 4 – 35 Knoten aus allen Windrichtungen, das volle Programm mit riesengrossen Wellen und Regen. Paul kommt kaum zum Schlafen. Funken um 9h nochmals mit Julio. Jetzt fährt er den gleichen Kurs zum Ziel wie wir, nur weiter südlich. Soledad und Julio schlagen sich sehr tapfer mit nur noch etwa 1/3 des Ruders. Julio jammert an der Funke nie, im Gegenteil, er bedankt sich jedesmal für unsere Hilfe. Dabei können wir den beiden ja eigentlich nicht wirklich helfen. Heute wäre superguter Segelwind aus SE, aber wir bremsen den ganzen Tag wie die Weltmeister, um die „Ilusión“ näher kommen zu lassen. Um 15h sind noch 14 sm bis zu uns und um 21h sehen wir die Lichter der „Ilusión“.
Mittwoch, 11. Mai 2016: unterwegs nach Rodrigues, 12.Tag 114,8 sm Beim 6h Funk sind Soledad und Julio „wahnsinnig happy“, dass sie jetzt neben uns sind und uns sehen können. Enorm mühsames Segeln. Es läuft zwar gut, 18 – 25 Kn Wind, aber mit Riesenwellen. Um 20h30 sitze ich im Cockpit, Paul inspiziert unten unseren Kühlschrank. Plötzlich schlägt eine mächtige Welle an die Backbordwand und ergiesst sich anschliessend voll in unser Cockpit. Ich bin von den Haarspitzen bis zu den Zehennägeln und bis auf die Knochen im Salzwasser gebadet. Alle Badetücher und Sitzkissen sind tropfend salznass. Das hatten wir in den ganzen letzten 10 Jahren noch NIE! Und das wiederholt sich nun ständig wieder, bis zu unserem Ziel in Rodrigues. Die ganze Nacht Höllenritt! Wir segeln mit zwei Zipfelchen Segeltuch und sind immer noch 6 Kn schnell. Die „Ilusión“ ist jetzt immer in unserer Sichtweite.
Donnerstag, 12. Mai 2016: unterwegs nach Rodrigues, 13.Tag 121,3 sm Sonne und bewölkt. Ganze Nacht und ganzer Tag Horror-Rodeoreiten! Dazu immer wieder heftige Squalls mit Regenschauern Wir sehnen uns nach frischen Früchten, Gemüsen, Salaten, Käse und Paul träumt von Schweinekotletts! Mmm! Und ich träume von einem Bett, in dem ich eine ganze Nacht durchschlafen kann!
Freitag, 13. Mai 2016: unterwegs nach Rodrigues, 14.Tag 126,3 sm Grau in grau, Squalls, Regen, wir stecken in einer starken Strömung und kommen nicht los von ihr. Freitag der 13.!Wir sind die ganze Nacht mit 20 – 35 Kn Wind gesegelt wie der Teufel. Sind ständig am Verkleinern der beiden Segel. Und der Tag geht genau so anstrengend weiter. Während ich mit Julio am Funken bin, meldet Soledad, dass ihr Hauptsegel zerrissen ist. So ein Mist! Wie sollen wir helfen bei dem Wind und 5 m hohen Wellen???Wir haben ja mit uns selber genug zu tun. Wir drosseln wieder mal das Tempo und warten auf die „Ilusión“. Es sind noch 180 sm bis Rodrigues und es hört nicht mehr auf mit den Pannen. Bei uns muss Paul zum Bug kriechen. Die Rolle des Aufrollmechanismus des Vorsegels dreht sich nicht mehr. Aber Gott sei Dank, Paul kann es richten und es tut wieder. Die Küche bleibt heute kalt, zu viel Höllenritt! Es gibt nur Butterschnitten mit dem gestern frisch gebackenen Brot. Die MABUHAY kann den Kurs nicht halten, Wind, Wellen und Strömung sind zusammen zu stark. Die MABUHAY „driftet“ seitlich Richtung Rodrigues. Wir reissen eine Schiene für das Grosssegel aus dem Baum, können das Segel aber trotzdem noch einigermassen nutzen. Freitag der 13!
Samstag, 14. Mai 2016: unterwegs nach Rodrigues, 15.Tag 108,4 sm Wenig sonnig, bewölkt. Um 9h haben wir das Gefühl, die Wettersituation bessert sich langsam. Haben nur noch 15 Kn Wind aus E. Aber um 12h haben wir schon wieder 28 Kn Wind und Regen. Die „Ilusión“ ist aus unserem Blickfeld verschwunden. Sie ist etwa 10 sm von uns weg, aber wir halten Funkkontakt. Noch 80 sm bis Rodrigues. Wir haben Wasser in der Bilge, wissen aber nicht woher es kommt. Paul sucht überall, wird aber nicht fündig, trotzdem haben wir es gut unter Kontrolle. Die „Ilusión“ kommt wieder in Sicht. In der Nacht kommt sie uns sogar viel zu nah (0,4sm gemäss AIS), so dass Paul ununterbrochen flucht!
Sonntag, 15.Mai 2016: Rodrigues, Port Mathurin, 16. Tag 92,3 sm Gegen 8h melden wir uns bei den Behörden von Port Mathurin in Rodrigues per VHF-Funk an. Wir stellen unsere Uhren um eine Stunde zurück. Mario von der MARES heisst uns auf Schweizerdeutsch am Funk herzlich willkommen. Oh, ist das schön!!! Wir haben der „Ilusión“ den Vortritt in die Ankerbucht gelassen, schliesslich ist ihr Schiff havariert. Wir warten draussen noch einen gewaltigen Regenschauer ab. Um 10h ankern wir in der Hafenbucht von PortMathurin. Wir sind enorm froh und erleichtert, als wir am Sonntagmorgen alle vier total müde und erledigt, aber gesund in Rodrigues ankommen. Mann, sind wir erlöst, die „Verantwortung“ für die Spanische „Ilusión“abzugeben und nur noch unsere eigenen Wunden zu lecken. Wir können kaum den Anker in den Schlick werfen, kommt schon die Coast Guard und die Gesundheitsbehörde an Bord um uns einzuklarieren. Der Coast Guard Beamte will das Innere der MABUHAY sehen und hebt sogar das Bodenbrett über der Bilge an und schaut darunter. Dank unserer „Bremserei“ kommen wir an einem Sonntag an und müssen deshalb „overtime“ bezahlen. Später kommt noch der Immigration-Mann und der Zoll-Mann dazu. Mir scheint diese Einklarierung ein elender Papierkrieg zu sein. Nur für den Zoll muss ich schon 13 Formulare (!!!!!) ausfüllen, Paul muss sie alle mit unserem MABUHAY-Stempel stempeln und dann unterschreiben. Uff!!! Aber alle sind sehr nett zu uns. Nach der ganzen Prozedur kommen Soledad und Julio von der „Ilusión“mit dem Dinghy an unsere Bordwand und bedanken sich für unsere Hilfe und Begleitung. Und schon rauschen sie mit ihrem Dinghy davon, an Land. Unser Dinghy ist noch auf der MABUHAY verschnürt, es muss erst noch abgeladen, ein wenig aufgepumpt und der Motor muss auch noch daran montiert werden…… Am Nachmittag rudern Esther, Mario und Laura von der MARES zu uns und bringen uns zum Willkomm eine Trinkkokosnuss und zwei frische Baguettes. Wow! Ist das schön, so willkommen geheissen zu werden! Wir verlegen die MABUHAY von der Ankerbucht rüber an die Hafenmauer. Esther und Mario helfen beim Festmachen. Aber Paul fühlt sich hier nicht besonders wohl mit den fast 2 m Tide und ausserdem ist die MABUHAY sofort total verdreckt vom schwarzen Sand auf der Hafenmole.
Den ersten Kälteschock haben wir auch schon hinter uns. In den Malediven hatten wir immer 33 °, hier schöne 25 oder 26°. In der Nacht deutlich weniger. Zum schlafen richtig angenehm.
Wir haben von den Malediven (von Gan) bis Rodrigues 1549,8 sm oder 2870,2 km zurückgelegt. Dafür haben wir 120 Liter Diesel verbraucht. Aber nun wollen wir uns erholen und die wunderschöne Insel Rodrigues, geniessen wo es Baguettes, Camembert, Salami und Schweinefleisch gibt. Wir wollen einen ganzen Monat hier bleiben.
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