2011-10-02

Samoa Insel Savaii, Asau

2.10. - 17.10.2011

Sonntag, 2.Oktober 2011: Samoa, Insel Savaii, Asau
Gestern Abend um 17h30 sind wir losgefahren von der Insel Upolu und seiner Hauptstadt Apia und segeln raus auf's offene Meer, Richtung Westen. „Aroha“ und „Freija“ folgen uns. Wir wollen nach Savaii, der Schwesterinsel von Upolu, nach Asau, ca. 64 sm (120km) entfernt.
Am Anfang können wir ganz flott segeln. Aber schon bald, nach knapp zwei Stunden ist fertig mit flott und um 23h35 werfen wir den Motor an, um überhaupt noch ein wenig vorwärts zu kommen. Wir motoren bis morgens um 7h. Danach wird mir heute das Frühstück ans Bett im Cockpit serviert!!! Ah, toll!
Kaum in der Riffdurchfahrt vor dem Ort Asau, fängt es mit 22 Knoten an zu blasen. Wir geraten mit starker Strömung zu weit rechts und schon sitzen wir auf einem Riff fest. Wir rufen per Funk Kanal 16 die „Aroha“ , die schon am Anker liegt, und Eric organisiert sofort Hilfe für uns. Vier Dinghys eilen herbei um uns zu helfen, aber sie und ihre Motoren sind zu schwach und die Wellen und der Wind ganz schön heftig. Nach ca. 1½ Stunden kommt ein Motorboot mit einem starken Motor und befreit uns aus dieser misslichen Lage. Puhhh, Glück gehabt....! Dieses Gefühl, auf einem Riff zu sitzen, wünschen wir nicht einmal unserem ärgsten Feind!!!
Wir ankern neben der „MANGO“, „Aroha“ und „Freija“ und erholen uns erstmal von dem Schrecken. Paul taucht mit der Tauchausrüstung ab um den Schaden festzustellen. Am Ruder fehlt ein Stück, am Kiel ist Farbe abgeschabt, aber sonst scheint alles in Ordnung zu sein. Der Hafenmeister kommt an Bord und schreibt einen kurzen Rapport wegen unserem „Stranden“. Er will einen Whiskey haben, aber wir haben „nur“ Bier. Das nimmt er gerne entgegen und rülpst uns danach genüsslich an.
Um 17h kommen die Mango's, die Freija's und Aroha's zu uns an Bord. Wir sind jetzt acht Erwachsene und zwei Kinder und „feiern“ nun doch noch meinen Geburtstag, obwohl uns eigentlich gar nicht sehr nach feiern zu Mute ist. Aber es ist ganz gemütlich und lustig und lenkt vor allem ab. Ab 23h herrscht Ruhe auf der MABUHAY. Was für ein Tag!

Savaii ist die größte und westlichste Insel des Staates Samoa im Stillen Ozean, die jedoch deutlich schwächer besiedelt ist als die Hauptinsel Upolu. Auf der Insel leben ca. 50.000 Menschen.
Savaii ist etwa 40 km breit und 70 km lang, zählt damit ca. 1.707 km². Die Südküste von Savaii ist schroff und felsig, die Nordküste weniger rau, dort befindet sich ein natürlicher Ankerplatz bei Asau. Von den Küsten steigt das Land an, erloschene Vulkane ragen vereinzelt oder in Gruppen kegelförmig empor.
Ende Oktober und im November 1902 fanden in der seinerzeit unbesiedelten Mitte der Insel erneut vulkanische Ausbrüche und Erdbeben statt.

Montag, 3.Oktober 2011: Samoa, Insel Savaii, Asau
Wir fahren zum englischen Schiff „White Princess“ und bedanken uns mit einer Flasche Wein bei dem Paar für ihre versuchte Hilfe. Von hier fahren wir per Dinghy ins Resort
„Va-i-moana“. Ian, ein Neuseeländer, der gestern auch mit seinem Dinghy zu unserer Befreiung kam, hat uns angeboten, uns bei Problemen zu helfen. Dieses Angebot nehmen wir jetzt gerne an. Wir brauchen ein neues Ruderblatt. Ian arbeitet in diesem Resort, er lebt seit 15 Jahren in Samoa und kennt sich aus. Ian erzählt uns, dass an der Ecke,wo wir auf das Riff geraten sind, schon viele Yachten gestrandet seien!!!! Er telefoniert für uns von Pontius zu Pilatus. Die meisten Telefonate gehen nach Auckland in Neuseeland. Zum Schluss erreicht er die Bénéteau-Vertretung für Neuseeland und landet bei einem Leon. Dieser teilt mit, dass es in Neuseeland kein neues Ruder für uns gebe. Entweder lassen wir das Kaputte flicken, oder wir bestellen ein Neues in Frankreich. Paul will ein Neues! Leon will abklären ob Beneteau in Frankreich ein Ruder auf Lager hat oder ob ein Neues für uns hergestellt werden muss. Ausserdem die Kosten des Ruders und des Transportes nach Neuseeland und Samoa.
Am Motorboot, das uns befreit hat, wurde bei der Aktion die Fronttüre vom Wind zugeschlagen und dabei ist die Windschutzscheibe zerbrochen. Ian bringt uns mit seinem Auto zu den Leuten, der Mann heisst Tai (Samoaner), die Frau Lane (Amerikanerin). Wir werden sofort herzlich aufgenommen und bekommen eiskaltes Trinken und selbergebackene Muffins zu essen. Die beiden fragen uns, ob wir Ärzte seien? Wegen dem Kreuz in unserer Schweizerflagge....
Das Plexiglas für die Windschutzscheibe würde etwa 70 Franken kosten. Wir geben den Beiden 200 US$ für Scheibe und Hilfe und sie finden das viel zu viel. Beim Abschied bekommen wir noch 2 riesige Mangos und 4 grosse Zitronen geschenkt. Und Ian bekommt von uns einen Liter Rum, der seine Augen sofort zum Glänzen bringt.
Am Abend verlässt die „MANGO“ die Bucht um nach Tonga zu segeln.

Dienstag, 4.Oktober 2011: Samoa, Insel Savaii, Asau
Wir sind wieder bei Ian im Resort um Bescheid zu erhalten wegen den Informationen von Leon aus Neuseeland. Ian ruft wieder x-mal in Neuseeland an und schlussendlich bestellen wir telefonisch bei Beneteau Neuseeland ein Ruder, das aber von Frankreich über Neuseeland nach Samoa kommen soll. Wir sollen morgen wieder zu Ian, um die Bestätigung zu erhalten, dass das nun wirklich auch so klappt. Im Moment sind wir ziemlich erleichtert, ETWAS erreicht zu haben!
Um 15h gehen wir mit Freija's und Aroha's an Land spazieren. Es hat starken Wind ist aber sonnig bis bewölkt und 31° heiß. Wir klettern über schwarze Lavafelsen und schauen fasziniert zu, wie das Meer über die Felsen stiebt. Das ist ganz schön imponierend.
Nach dem anstrengenden Kurzausflug gibt es auf der Aroha zur Stärkung einen kühlen Trunk.

Mittwoch, 5.Oktober 2011: Samoa, Insel Savaii, Asau
Wir sind um 10h schon wieder bei Ian im Resort um Bescheid von Leon aus Neuseeland zu erhalten wegen den Neuigkeiten von unserem Ruder.
Ian ruft in Auckland an und erhält die Auskunft, dass es 4 – 5 Wochen dauern würde, in Frankreich für uns ein neues Ruderblatt herzustellen. Jetzt ist klar, dass wir das defekte Ruder ausbauen, es per Flugzeug, via Apia, nach Neuseeland senden und es dort reparieren lassen. Während wir auf den Rückruf aus Neuseeland warten, hilft Paul Ian an einem Nissan eine Lampe zu montieren, wo die Plastikbefestigungen abgebrochen sind. Hier muss alles improvisiert werden, Ersatzteile gibt es keine.
Ein junger Mann, vielleicht 20 Jahre alt, der im Resort arbeitet, fragt mich, ob Neuseeland in Europa sei????????
Zurück auf der MABUHAY, helfen Holger und Eric, unser kaputtes Ruder auszubauen. Nachdem Paul alles sehr gut vorbereitet hat, taucht er mit seiner Tauchausrüstung ab und Holger und Eric helfen von oben. Innerhalb von 12 Minuten ist das Ruder ausgebaut und fest auf dem Dinghy verschnürt. Die drei Männer bringen das traurige Teil zu Ian ins Resort. Hier wird davon ein Foto gemacht und nach Auckland gesendet.
Nach vier (!) Stunden sind sie wieder zurück und die Reparatur scheint jetzt organisiert zu sein.
Zum Abendessen sind wir auf der Freija eingeladen. Es gibt „Labskaus“! Antje und Holger kommen schliesslich aus Bremen.

Labskaus (im 19. Jahrhundert aus dem englischen lobscouse, etwa „Speise für derbe Männer“, entlehnt) ist eine norddeutsche Spezialität. Labskaus besteht im wesentlichen aus Pökelfleisch oder Corned Beef, Kartoffeln, Heringen, Zwiebeln und Roter Bete.

Das erstmals 1701 erwähnte Gericht für Seefahrer und Matrosen entstand in der Zeit der großen Segelschiffe und bestand ursprünglich nur aus Pökelfleisch, Kartoffeln, Zwiebeln und Speck. Die verfeinerte Variante mit Rote Bete und den weiteren Zutaten fehlt heute auf keiner Speisekarte traditionsbewusster und gutbürgerlicher Restaurants in Schleswig-Holstein (einschließlich dänischem Grenzgebiet), Bremen, Hamburg und dem nördlichen Niedersachsen.

Für die klassische Zubereitung wird gepökeltes Rindfleisch in etwas Wasser gekocht und mit eingelegten Roten Beten, Salzgurken, Zwiebeln und Matjes (nach manchen Rezepten noch durchwachsenem Speck) durch den Fleischwolf gedreht. Anschließend wird die Masse in Schweineschmalz gedünstet und mit dem Gurkenwasser oder der Kochbrühe durchgekocht. Zum Schluss werden gekochte und gestampfte Kartoffeln untergerührt. Serviert wird Labskaus meist garniert mit Rollmops, Spiegelei und Gewürzgurke.

Donnerstag, 6.Oktober 2011: Samoa, Insel Savaii, Asau
Morgens um 8h starten wir mit Holger, Antje, Monika und Eric zu einer Inselrundfahrt. Ian, der Neuseeländer, ist unser Fahrer. Zuerst fahren wir zum westlichsten Punkt der Erde, zum Cape Mulinu'u. Hier ist die „Zeit zu Ende“, hier endet der Tag. Wenn wir ganz angestrengt aufs Meer hinaus schauen, sehen wir am Horizont den morgigen Tag. Dort, am nächsten bewohnten Ort in westlicher Richtung ist nämlich schon Freitag und wir stehen an der Datumsgrenze.
Unterwegs sehen wir eine zerfallene Kirche, die den Cyclon im Jahre 1998 nicht überstanden hat. Von hier geht es weiter zur Südseite der Insel Savaii. Bei einer Klippe halten wir an und schauen, wo sich der Legende nach, eine Jungfrau aus Liebeskummer ins Meer gestürzt hat. Bei jeder Sehenswürdigkeit müssen wir eine Kleinigkeit bezahlen. Das ist hier so üblich, weil sich die Orte auf privatem Land befinden und die Familie der das Grundstück gehört, kann dafür kassieren. Das ist auch bei den „Alofaaga Blowholes“ so. Jeder bezahlt 5 Tala und dann dürfen wir ans Meer, wo sich im Lavagestein riesige Löcher befinden. Durch diese Öffnungen schiessen mit Wellenkraft bis zu 8om hohe Wasserfontänen. Wir schmeissen eine Kokosnuss in so ein „Blasloch“ und schauen fasziniert zu, wie die Nuss mit Wucht gen Himmel geschleudert wird. Diese Samoanischen Geysire sind gewaltig und unheimlich eindrücklich!
Nach einem Kaffeehalt, wo ich als Erste einen Kaffee bestelle, ihn aber nie bekomme, geht es weiter zur „Pulemelei-Pyramide“. Ian bleibt beim Auto und wir laufen ca. 3km (ein Weg) durch eine riesige ehemalige Kokosplantage. Überall qualmt es im Wald noch von Buschbränden. Der weg ist total verkohlt und bald schauen unsere Füsse aus wie schwarze Schweinefüsse. Es ist sehr heiß, klar es ist zwischen 12h und 13h und die Sonne brennt mächtig vom Himmel! Irgendwo in der Nähe soll es auch einen kleinen Wasserfall geben, Aber wir finden keinen Fall, der Wasser hat. Endlich bei der Pyramide angekommen, erkennen wir sie NICHT als Pyramide sondern einfach als grosser Steinhaufen. Die Pyramide ist vermutlich mehr als tausend Jahre alt, an der Basis 61m lang 50m breit und 12m hoch. Sie wurde wahrscheinlich für religiöse Zeremonien genutzt.
In Salelologa, wo sich der Fährhafen befindet besuchen wir in einer zweistöckigen Halle noch einen Markt, wo einige von uns grasgrüne Glacé essen, bevor wir in der Nähe des Fährhafens etwas zu Mittag essen. Auf der Rückfahrt gibt es dann nochmals für alle eine Neuseeländische (sagt Ian) Glacé. An wunderschönen Sandstränden und in unheimlichen Blaufarben schimmerndem Meer entlang geht es zurück nach Asau. Asau liegt in einem gewaltigen Lavafeld. Es ist sehr interessant! Vor und neben sehr vielen Häusern sehen wir Gräber. Und die enorm vielen Kirchen stechen uns unweigerlich ins Auge. Da hat es in jedem Dorf mindestens drei Kirchen, verschiedenster Religionen, und zum Teil enorm Mächtige! Ich habe noch nie so viele Kirchen gesehen wie hier in Samoa....! Nicht einmal in Rom!
Zurück im Va'i moana Resort trinken wir alle zusammen noch ein Bier. Paul und Ian packen unser Ruder für den morgigen Transport ein. Paul und ich bleiben im Resort und übernachten hier in einem Fale (ovale Strandhütte). Beim Abendessen im Resort-Restaurant regnet es etwa eine Stunde lang so unheimlich stark, dass die Resort-Chefin uns ein anderes Zimmer anbietet, weil sie nicht sicher ist, ob wir in dem einfachen Fale direkt am Strand nicht allzusehr nass werden. Aber wir weigern uns und bleiben im Fale Nr. 3. Aber wir schlafen nicht sehr viel in dieser Nacht. 1. wegen zu hellem Licht direkt in unser Fale, 2. wegen Mücken (trotz Moskitonetz) und 3. wegen zu heiß.
Aber gemütlich wäre es schon in unserem kuscheligen Häuschen.

Freitag, 7.Oktober 2011: Samoa, Insel Savaii, Asau
Es ist 02h25 als Ian uns weckt. In seinem Haus hat er für uns Kaffee gekocht und um 03h10 fahren wir mit seinem winzigen Autolein, einem Dahiatsu nach Salelologa. Im Auto befinden sich Ian (56), seine junge Freundin Rosy (ca.25), Paul und ich, sowie das defekte Ruderblatt, längs zwischen uns. Der Kofferraumdeckel muss offen bleiben. Das Auto will zuerst nicht anspringen, es hustet und stottert! Unterwegs treffen wir immer wieder auf Hunde, Kühe und sehr viele Schweine auf der Strasse. Ian muss höllisch aufpassen, um so ein Schweinchen nicht in einen Braten zu verwandeln! Es hat zum Glück fast keinen Verkehr um diese Zeit. Um 4h55 treffen wir beim Fährhafen ein. Ian sorgt sofort dafür, dass unser Ruder in die Fähre geladen wird. Um 05h wird der Billetschalter geöffnet und wir kaufen 4 Tickets (12 Tala /Pers/Weg, ca. 4.20 Fr.) zur Insel Upolu. Sehr pünktlich um 06h legt die Fähre ab und die Fahrt dauert 70 Minuten. Die meisten Leute schlafen während der Fahrt. Am Ziel, muss Ian urplötzlich über die Reling kotzen und ihm ist himmelelend. Er sagt, er sei noch nie in seinem Leben seekrank gewesen! Er hat telefonisch schon ein Taxi reserviert, das auf uns wartet und uns zum Flugplatz von Samoa bringt. Beim Frachtbüro wird unser Ruder gewogen (42 Kilo), vom Zoll kontrolliert und später verpackt und beschriftet. Um 8h15 ist alles erledigt und unser Ruder wird (hoffentlich) heute Abend noch zur Firma Beneteau in Neuseeland zur Reparatur geflogen.
Nach einem kleinen Frühstück (Ian trinkt nur Tee), sind wir um 10h schon wieder auf der Fähre zurück nach Savaii.
Wir machen noch einen Glacé-Stopp und beim Weiterfahren kippt sich Paul die riesige Kugel mit Schokoladen-Glacé auf die helle Hose, weil er den Sicherheitsgurt anlegen muss! Ian fühlt sich unendlich elend und hat Schlotteranfälle, trotzdem fährt er mit uns den ganzen langen Weg, etwa 100 km, zurück nach Asau. Angekommen will er nur noch in sein Bett: Es ist jetzt 13h30 und genau in dem Moment wo wir in unser Dinghy einsteigen wollen, gibt es eine gewaltige Regenschütte. Wir warten etwa 30 Minuten im Resort unter einem Dach und können dann trocken zur MABUHAY zurücktuckern. Nach einem ganz kurzen Mittagessen und einem Schläfchen kommen um 17h die Freija's und die Aroha's zu uns zum Sundowner und zur Berichterstattung. Wir sind unserem Helfer Ian unendlich dankbar, was hätten wir nur ohne ihn gemacht mit unserem Ruderdefekt?

Samstag, 8.Oktober 2011: Samoa, Insel Savaii, Asau
Wir fragen kurz bei Ian nach, wie es ihm geht. Er war im Spital und hat Antibiotika gegen BLUTVERGIFTUNG bekommen. Ich habe grosse Zweifel an dieser Diagnose. Aber nun geht es ihm sehr viel besser. Gegen 11h machen wir mit Aroha's und Freij'as eine Dorfwanderung und schauen uns das andere Resort an. Trostlos! Nur Beton und nichts Grünes dazwischen! Es ist wieder höllisch heiß heute. Dafür staunen wir wieder einmal über die Gräber neben und vor den Häusern.
Nach einem kühlen Getränk in „unserem“ Resort sind wir zum Mittagessen (um 14h) alle wieder auf unseren Schiffen. Um 17h sind wir mit der Freija auf der Aroha zum Abendtrunk eingeladen.
Aroha und Freija wollen morgen nach Tonga segeln.

Sonntag, 9.Oktober 2011: Samoa, Insel Savaii, Asau
Heute ist ein Feiertag in Samoa, der White Sunday, das Fest der Kinder. Die Segelschiffe Freija und Aroha verlassen Samoa um nach Tonga zu fahren. Paul und ich sind um 8h30 im Dorf Asau, bei der Kirche der Methodisten. Die Kirche liegt beim Pool, wo die Dorfbewohner baden und gleichzeitig ihre Wäsche waschen. Im Resort hat man uns gesagt, dass der Gottesdienst um 8h30 beginne. Aber es geht erst um 9h30 los. Jetzt kommt eine lange Prozession von weissgekleideten Kindern, von den ganz Kleinen, bis zu den ältesten Schülern. Sie laufen in Zweierkolonne, eine Reihe Mädchen, die andere Reihe Knaben und singen lauthals. In der Kirche lassen sie sich zuvorderst auf Matten auf dem Boden nieder und bringen ihre Lieder, Verse und Tänze dar. Schade, dass wir kein Wort von all dem verstehen. Während der Gebete, springen die Kleinsten unbekümmert in der ganzen Kirche herum. Um Punkt 12h ist der Gottesdienst fertig und wir sind froh, nach 2½ Stunden auf den ungemütlichen Bänken, unsere Knochen zu strecken. Aber schön war's! Der zweite Teil des Festtages wird zu Hause mit der Familie bei einem Festmahl verbracht.
Wir essen im Resort eine Kleinigkeit und sind danach wieder auf der MABUHAY anzutreffen.

Montag,10.Oktober 2011: Samoa, Insel Savaii, Asau
Wir gehen bei Ian vorbei um News von unserem Ruder zu erhalten. Ja, Auckland hat angerufen, sie haben das Ruder erhalten und versprechen, es mit dem Freitagsflug nach Samoa zurückzusenden. So wird es am Samstagmorgen ankommen. Die sind uns ja einen ganzen Tag voraus. Tja, das ist ein komischer Gedanke: unser Ruder ist schon in Neuseeland, während wir mit dem Rest der MABUHAY immer noch hier in Samoa sind...
Von Ian erfahren wir auch, dass ein Arzt-oder Spitalbesuch 5 Tala kostet (ca.1.75 Fr.), Ian musste 30 Tala (ca. 10.50 Fr.) bezahlen, weil er kein Samoaner ist. Eine Nacht (oder Tag) im Spital kostet 5 Tala, aber dafür muss man sein Leintuch, ein Handtuch, Nachthemd, Essen und Trinken selber mitbringen. Man bekommt nur eine „nackte“ Matratze. Im Zimmer liegen 12 Patienten. Wäre das nicht ein tolles Modell für die Schweiz, um die explodierenden Krankenkassenkosten zu sparen?!?!
Ausserdem erfahren wir von Ian, dass seine Freundin Rosy im Va-i-moana-Resort als Bedienung arbeitet und pro Stunde 2 Tala (ca. 70 Rappen) verdient. Wir sind platt! Ups, Paul hat letzte Woche dem garçon 5 Tala Trinkgeld gegeben! Zum Vergleich, ein Kilo Reis kostet 3.60 Tala. Ein Paar der einfachsten Zehenschlappen, die hier ALLE tragen,kostet 10 Tala (ca. 3.50 SFr.). Allerdings bezahlen Leute die unter 190 Tala (ca. 66.50 Fr.) pro Woche verdienen KEINE Steuern.

Dienstag,11.Oktober 2011: Samoa, Insel Savaii, Asau
Ian fährt mit uns und unseren zwei Kanistern zur Tankstelle, um Benzin und Diesel zu tanken. Danach sind wir im Auga Seaside Resort im Internet. Ich verbringe 2 volle Stunden in einem eisgekühlten Raum, um den Suwarrow-Bericht und die Fotos dazu nach Hause zu beamen.
Wie jedesmal werden wir im Dinghy zünftig nass, (vom Spritzwasser, nicht vom Regen), bis wir zu unserem Schiff kommen. Nachdem ich das Bug-Badezimmer gründlichst geputzt habe, verbringen wir den Nachmittag gemütlich an Bord.

Mittwoch,12.Oktober 2011: Samoa, Insel Savaii, Asau
Wir sind bei Ian's Haus um ihm nochmals für seine professionelle Hilfe zu danken. Morgen muss er mit der Fähre nach Apia. Ian ist Skipper auf einem Hochseefischerboot für Touristen und hat am Freitag eine Fuhre mit 10 Gästen zu machen. Wir werden ihn am Samstagmorgen beim Flughafen wieder treffen, wenn wir unser Ruder abholen. Wir schenken ihm Diverses und er freut und bedankt sich sehr.
Wir laufen ins nächste Dorf zum Haus von Tai und Lane. Das waren unsere „Retter“ mit dem Motorboot. Sie sind nicht zu Hause. Zurück auf der MABUHAY (natürlich wieder pitschnass) gibt es ein Salatmittagessen. Danach räume ich in meiner Haushaltung ein wenig herum und schmeisse dabei eine ganze Packung kleine Kügelchen (Suppeneinlage) auf den Boden. Und dies zieht eine gründliche Staubsaugung nach sich!

Donnerstag,13.Oktober 2011: Samoa, Insel Savaii, Asau
Zu Fuss laufen wir zum Haus von Tai. Er ist nicht zu Hause.
Am Nachmittag verlassen die Engländer mit ihrem Segelschiff „White Princess“ die Ankerbucht und wir bleiben ganz alleine zurück.
Es donnert und regnet.

Freitag,14.Oktober 2011: Samoa, Insel Savaii, Asau
Mit dem 9h-Bus fahren wir in 2¼ Stunden auf der Südseite der Insel nach Saleleloga. Es ist eine sehr schöne Fahrt, in einem Bus, der diesmal KEINE Holzbänke hat. Im Ort Saleleloga beziehen wir sofort im Backpackers-Hotel ein schönes Zimmer. Danach laufen wir zum Fährhafen, um zu wissen, wie weit wir morgen zu laufen haben. Bei einem Chinesen essen wir sehr gutes Gemüse aus dem Wok, viel zu viel Reis und ein Hühnerbein. Von hier laufen wir, natürlich wieder einmal in der allergrössten Mittagshitze, etw zwei Stunden lang bis zum Markt, wo Paul eine knallgelbe Glacé (Ananas) für 2 Tala (etwa 70 Rappen) kauft. Auf dem Rückweg erwischt uns ein gewaltiger Regenschauer. Aber wir haben Glück und können uns unter einem Dach unterstellen. Im Hotel Jet Over, gegenüber unserem Nachtquartier trinken wir ein kaltes Bier, dass es nur so zischt. Den Rest des Nachmittages verbringen wir in unserem Zimmer, unter der kalten Dusche oder lesend und dösend auf dem Bett. Eigentlich wollten wir ja irgendwo im Meer baden. Aber es ist fast unmöglich, ins Meer zu gelangen. Überall hat es grosse Lavasteine, über die man mühsam klettern müsste, um ins Wasser zu kommen. Und unbedingt einen Knochen brechen wollen wir ja auch nicht!
Um 18h30 ist der Ort wie ausgestorben. Fast keine Autos mehr und die Läden und Imbissbuden alle geschlossen. So essen wir im Hotel Jet Over etwas zu Abend. Es hat kaum Gäste. Trotzdem warten wir fast eine ganze Stunde auf ein Gemüsesüppchen für Paul und auf einen Chicken-Salad für mich, dazu für beide Knoblauchbrot und zusammen 1½ Liter Cola.
Morgen holen wir das reparierte Ruderblatt für unsere MABUHAY ab.

Samstag,15.Oktober 2011: Samoa, Insel Savaii, Asau
Wir haben beide in diesem fremden Bett nicht sehr viel geschlafen. Die Chefin unseres Hotels weckt uns wie versprochen um Punkt 05h. Unsere paar Sachen sind schnell im Rucksack verstaut und wir sind zu Fuss unterwegs zur Fährenanlegestation. Die „LADY SAMOA 3“ legt sehr pünktlich um 06h ab. Nach 70 Minuten sind wir drüben auf der Insel Upolu, wo uns Ian und seine Freundin Rosy schon erwarten. Mit Ian's winzigem Autolein fahren wir zum Faleolo Flugplatz, zum Frachtbüro von Victor. Paul entdeckt unter tausend anderen Gepäckstücken sofort unser repariertes Ruder. Aber wir dürfen es nicht sofort in Empfang nehmen. Wir müssen zuerst noch beim Zoll vorbei, wieder zurück zum Frachtbüro, 15 Tala bezahlen (ca. 5,55 SFr.) und bekommen das Ruder ausgehändigt. Wir verabschieden uns herzlichst von unseren treuen Helfer Ian und springen mitsamt dem Ruder in ein Grossraumtaxi, in einen Van. Ian bleibt hier. Er muss am Montag eine mehrtägige Angelfahrt mit vier Australischen Touristen machen. Bis zur Fähre ist es nicht weit. Der Chauffeur wollte 15 Tala für die Fahrt, aber jetzt will er plötzlich 20 Tala haben, weil das Ruder so schwer sei (45kg ist es). Paul droht ihm lauthals mit der Polizei und er ist nun doch mit 15 Tala zufrieden. Wir (Paul und ich) tragen das schwere Ding in die Fähre. Ein sehr netter Passagier löst mich dabei ab, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Uff, geschafft! Mit der gleichen Fähre, mit der wir gekommen sind, schippern wir von 08h bis 9h10 zurück auf die Insel Savaii, nach Saleleloga. Hier nehmen wir uns wieder ein Grossraumtaxi und fahren von 09h30 bis 11h zu „unserem“ Resort zurück. (Kosten: 120Tala) Die Fahrt ist wunderschön, auf der Südseite der Insel entlang. Im Resort hilft uns Nu'u, der Restaurantangestellte, das Ruder zu unserem Dinghy zu schleppen und aufs Dinghy aufzuladen. Zurück auf der MABUHAY gibt es kurz einen Schluck Wasser zu trinken und dann machen wir uns sofort an die Arbeit. Weil das Ruder schwimmt, hängen wir soviel von unserem Tauchblei daran, dass es Paul unter Wasser drücken und einfädeln kann. Ich ziehe von oben an einer Leine, die wir vorher daran befestigt haben. Jetzt kann ich oben den Haltering mit einem Querstift festmachen und das Ruder hält. Das Ganze hat keine 15 Minuten gedauert, Paul findet, das war viel besser als er erwartet hatte. Toll, die MABUHAY hat ihr Ruder wieder! Wir sind richtig stolz und geniessen nun unser Salatmittagessen. Kaum eine Stunde später schüttet es in Strömen und wir halten ein wohlverdientes Mittagsschläfchen.
Mann oh Mann, was für eine Aktion! Tai will am Montagmorgen kommen um uns beim Montieren des Ruders zu helfen...der wird staunen!

Sonntag,16.Oktober 2011: Samoa, Insel Savaii, Asau
Um 10h laufen wir wieder mal zu Tai's Haus im Nachbardorf. Er ist nicht zu Hause. Wir vermuten, dass er in der Kirche ist und laufen zurück zur Kirche. Als wir dort ankommen, holt uns ein Auto ein, es ist Tai. Man habe ihm gesagt, dass wir ihn suchen. Bevor wir überhaupt etwas sagen können, hat er uns schon zum Mittagessen eingeladen. Seine Mutter habe heute ihren 87. Geburtstag und wir seien herzlich dazu eingeladen. Tai's Frau ist in die USA, nach Idaho geflogen. Mit seinem Auto fahren wir zurück zu seinem Haus, das eigentlich kein Haus, sondern ein amerikanischer Trailer (Wohnwagen) ist. Wir warten, bis die Kirche aus ist und laufen dann über die Strasse zum Haus von Tai's Mutter. Diese Frau hat 13 Kinder gehabt, einer ist vor einem Jahr gestorben, einer ist aus Amerika zurückgekommen weil der Vater vor 3 Jahren mit 94 Jahren gestorben ist, und alle anderen Kinder wohnen in den USA, Neuseeland oder Australien. Im Begegnungshaus lernen wir dann noch einen Bruder von Tai kennen, der uns herzlichst willkommen heisst. Jetzt setzen wir uns auf die Matten, die rundherum am Boden ausgelegt sind. Die Gäste sitzen auf einer Längs-Seite des offenen Hauses. Auf der Schmal-Seite sitzt die Geburtstags-Mutter mit ihren Schwestern. Jeder weiss ganz genau, wo er sich hinzusetzen hat. Alle sitzen im Schneidersitz, auch die 87-Jährige und ihre 90-jährige Schwester. Ausser Paul, tragen alle Männer ihre Lavalava's (Röcke oder Tücher). Nun kommt das Essen. Ein Tablett aus geflochtenen Palmblättern wird vor uns hingestellt. Darauf hat es eine gegarte Brotfrucht, die man auseinanderbricht und isst wie Brot, daneben liegt ein Stück gekochter Wurzel, etwas wie Kartoffeln, aber viel grösser. Daneben hat es einen gekochten Schweinefuss, der mich eher weniger anmacht. Aber die in ein Blatt eingewickelte und darin gekochten Blätter an einer Kokossauce sind köstlich und ich würde am liebsten gleich zwei solche Päcklein essen. Jeder bekommt ausserdem einen etwa 25 cm langen gebratenen Fisch und dazu ein Schüsselchen mit Sauce, oder ist es Suppe? Auf jeden Fall ist es sehr gut. Vor jeden wird ein Teller voll mit gekochtem Gemüse, wie aus dem Wok, und gekochtes Schweinefleisch, dazu eine fritierte Wurst hingestellt. Vor dem Essen wird von einem Mann ein Gebet gesprochen und dann darf gegessen werden. Wir haben nur eine Gabel. Also essen wir wie alle anderen auch, indem wir den Fisch und das Fleisch mit den Fingern auseinander nehmen. Zu Trinken gibt es jede Menge lauwarmen Tee mit viel Milch. Sehr gut! Kaum hat jemand fertig gegessen und schiebt den Teller oder das Basttablett beiseite, kommt ein Mann mit einer Schüssel voll Wasser und einem Handtuch gerannt, damit man sich die Hände waschen kann. Wir sind etwa 15 Leute, die im Kreis auf dem Boden sitzen und essen. Dazu draussen auf dem Hof etwa 20 Personen, Frauen, Männer und Kinder, die gekocht haben und uns bedienen. Sehr viele Teller werden nicht leer gegessen! Nach dem Essen hält der Dorfchef eine lange Rede. Und danach ein Sohn der Jubilarin. Sogar WIR werden darin erwähnt, indem man uns eine gute Weiterreise wünscht. Jetzt spricht auch noch die Geburtstags-Frau und auch hier werden wir erwähnt. Ein schöner Geburtstagskuchen mit einer Kerze wird von ihr angeschnitten und wir singen auf Samoanisch für sie: „Happy Birthday“!
Nachdem wir schon viel zu viel gegessen haben, gibt es jetzt noch für jeden eine grosse Schüssel mit Ananasglacé und zwei Stück Kuchen dazu. Puhhh, wir sind übersatt! Wir bedanken uns bei den Gastgebern für das feine Samoanische Essen und verabschieden uns total überwältigt von dieser Gastfreundlichkeit.
Ich ärgere mich ziemlich über mich! Ständig schleppe ich den Fotoapparat mit mir herum, aber heute natürlich NICHT!!!

Montag, 17.Oktober 2011: Samoa - Tonga
Es ist 8h45 als Tai mit seinem Motorboot kommt um uns aus dem Riffdurchgang zu geleiten.
Wir waren unfreiwillig zwei Wochen lang in dieser Ankerbucht „gefangen“, weil unser Ruder defekt war. Aber eigentlich waren es doch zwei ganz schöne Wochen, in denen wir sehr viele Einblicke in das Leben der sehr netten Samoaner haben durften. Und vor allem Ian und Tai haben uns unendlich viel geholfen. Was hätten wir bloss ohne die beiden mit unserem kaputten Ruder gemacht?
Tai fährt voraus und wir folgen ihm mit der MABUHAY. Ich bin vorne am Bug. Bei der Stelle, wo wir auf das Riff gefahren sind, haben Paul und ich schlotternde Knie (ich) und Schweissausbrüche (Paul). Ah, endlich draussen atmen wir beide erleichtert auf! Wie lange wird uns dieses negative Erlebnis wohl noch in den Knochen stecken???


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