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Madagaskar

Amtssprache: Malagasy und Französisch
Hauptstadt: Antananarivo
Staatsform: Republik
Regierungssystem: Semipräsidentielles Regierungssystem
Staatsoberhaupt: Präsident Hery Rajaonarimampianina (seit 25.1.2014)
Bevölkerungsdichte: 40,56 Einwohner pro km²
Währung: Ariary (MGA) 10'000 Ariary sind ca. 3.30 Sfr. oder 3 € (August 2016)
Unabhängigkeit: 26. Juni 1960 (von Frankreich)
Zeitzone: UTC+3
Bevölkerungsanteil unterhalb der nationalen Armutsgrenze: 50%
Madagaskar ist eines der ärmsten Länder der Welt



Zahlen sagen manchmal mehr als tausend Worte. Vergleichen Sie das Reiseland mit der Schweiz und staunen Sie über Unterschiede und Gleichheiten.

MadagaskarSchweizGesamtfläche in qkm587'041 41'277 Einwohnerzahl23.812.681 (geschätzt)8'327'126 (Anfang 2016)Einwohnerzahl pro qkm40,56 201 Durchschnittliche Lebenserwartung Männer/Frauen62.0 / 66.1 (2012)80.22 / 84.92 Stromverbrauch in kWh1'126'000'000 58'970'000'000 Analphabetenrate in %35.5 Keine Angaben Ärzte pro 1000 Einwohner0,293.94 BIP in Dollar pro Kopf1'500 43'370Internetnutzer in %2.2 86.7 Anteil Frauen im Parlament in %20.5 30.5 Anteil der Bevölkerung mit Zugang zu sauberem Trinkwasser in %49.6 100

Madagaskar ist die viertgrösste Insel der Welt. Sie ist 1600 km lang und zwischen 450 und 580 km breit. Die Küstenlinie ist 4828 km lang. Madagaskar wurde vor 150 Millionen Jahren von Afrika und vor 90 Millionen Jahren von Indien getrennt Das zentrale Madagaskar ist eine Hochebene mit durchschnittlichen Höhen von 1100 Metern. Es fällt nach Osten schroff und steil ab, während der Anstieg im Westen sanfter ausfällt. Das Plateau gipfelt im Maromokotro, dem mit 2876 Meter höchsten Berg der Insel.
Die ehemalige französische Kolonie weist die typischen Wirtschaftscharakteristiken eines Entwicklungslandes auf.

Klima Madagaskar liegt im tropischen Klima des Südäquatorialstromes. Die Niederschläge nehmen von Ost nach Südwest kontinuierlich ab. So fallen an der Westküste teilweise nur 500 Millimeter pro Jahr, während es an der Ostküste regional bis zu 4.000 Millimeter sein können. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 25 °C, wobei die Temperaturen an den Küsten höher liegen und im Landesinneren Hochland bis unter den Gefrierpunkt sinken können. Sommer und Winter entsprechen der tropischen Regen- und Trockenzeit. Fast jährlich suchen Zyklone die Insel heim.

Ökologie: Auf Madagaskar kommen oft Tier- und Pflanzenarten vor, die nirgendwo sonst auf der Erde zu finden sind. Von den etwa 12.000 Arten von Blütenpflanzen und den 109 Säugetierarten sind jeweils 80 Prozent, von den 250 Vogelarten rund die Hälfte, von den 260 Reptilienarten 95 Prozent und von den 150 Froscharten alle endemisch. Diese einzigartige Pflanzen- und Tierwelt ist auf Madagaskar besonders bedroht. Das Verschwinden vieler Tierarten resultiert seit der Besiedlung der Insel aus dem Wachstum der Bevölkerung, aus der Jagd, zunehmender Rinderhaltung, Abbau von Tropenhölzern sowie insbesondere der Lebensraumzerstörung durch Brandrodung. Drei Fünftel der Tropischen Regenwälder wurden auf diese Weise bereits fast 90 Prozent der Insel in Savannen bzw. Sekundärwälder verwandelt. Ursprünglich war Madagaskar zu 90 Prozent bewaldet. Von den 53 Millionen Hektar Wald sind heute nur noch etwa zehn Prozent erhalten.
Von den ursprünglichen Regenwäldern sind nur noch vier Prozent erhalten.
Wiederaufforstungsversuche waren bislang weitgehend erfolglos, eine natürliche Rekultivierung der Brachflächen durch den Wald findet so gut wie nicht statt. Trotz gesetzlicher Verbote werden jährlich etwa 50 Prozent der Savannen von Viehhirten abgebrannt, wodurch eine extrem verarmte sekundäre Savanne mit resistenten, aber nährstoffarmen Gräsern entsteht.

Fauna Bedingt durch seine lange geographische Isolation beherbergt Madagaskar eine einzigartige Fauna mit einem sehr hohen Anteil endemischer Arten. Die Raubtiere sind auf Madagaskar nur durch die Fossa, die Fanaloka und den Falanuk vertreten. Ausserdem fehlen auf der Insel Affen und Giftschlangen. Tiergruppen wie die Lemuren kommen dagegen nur hier vor.
Eine weitere fast ausschliesslich auf Madagaskar lebende Tiergruppe sind die Tenreks.

Besiedelung: Obwohl vor der Küste Ostafrikas gelegen, ist Madagaskar eines der letzten durch den Menschen besiedelten Gebiete der Erde. Die Herkunft der ersten Bewohner ist ungeklärt, wobei aufgrund linguistischer und genetischer Erkenntnisse davon ausgegangen wird, dass Madagaskar von Ostafrika, Süd- und Südostasien und dem Nahen Osten aus besiedelt worden ist.

Geschichte: Madagaskar war zunächst nur dünn besiedelt. Erst mit zunehmender Bevölkerung bildeten sich Königreiche heraus.
Am 10. August 1500 sichtete der portugiesische Seefahrer Diego Dias als erster Europäer Madagaskar. Nachdem die wichtigsten europäischen Handelsgesellschaften Handelsbasen auf den Routen im indischen Ozean eingerichtet hatten, spielte Madagaskar nur eine untergeordnete Rolle im Handelsverkehr. Von 1641 nutzten die Niederlande und später auch unter britischer oder amerikanischer Oberhoheit fahrende Händler die Insel, um Sklaven für ihre Kolonie Mauritius zu verschleppen, dabei kamen jenen häufige ethnische Konflikte unter der indigenen Bevölkerung zugute. Die vorgelagerte Insel Sainte Marie diente dabei als Handelsumschlagsplatz. Ein erster französischer Kolonialisierungsversuch (1643–1672) scheiterte zunächst. Daneben nutzten Piraten im 17. und 18. Jahrhundert Madagaskar als Basis.
1883 versuchten die Franzosen erneut in Madagaskar gewaltsam Fuss zu fassen. Ein zweijähriger blutiger Krieg begann.
Die letzte Königin von Madagaskar, Ranavalona III. (1883–1896) bestieg den Thron während der französischen Invasion. Es gelang der madagassischen Armee noch einmal, die Eindringlinge zurückzuschlagen. 1896 konnten sich die Franzosen schliesslich durchsetzen und errichteten ein französisches Protektorat in Madagaskar. Ranavalona III. wurde von der französischen Kolonialmacht zur Abdankung gezwungen und ins Exil nach Algerien geschickt.

1896 konnte sich Frankreich gegen den Widerstand vieler Madagassen als Kolonialmacht etablieren. In den folgenden 64 Jahren beuteten französische Unternehmer Glimmer- und Grafitminen aus und betrieben Kaffee- und Reisplantagen. Die einheimische Bevölkerung wurde durch das Apartheid-ähnliche System massiv unterdrückt. Zwei nationalistische Rebellionen 1915 und 1929 wurden von Frankreich niedergeschlagen.
Während der Kolonialzeit 1896–1960 herrschten die Franzosen mit Militärgewalt. Madagaskar erlangte am 26. Juni 1960 schliesslich die Unabhängigkeit.

Ethnien: 18 Volksstämme. Die drei grössten ethnischen Gruppen sind die Merina (25%), die Betsimisaraka (15%) und die Betsileo (12%).
Neben den Madagassen lebt eine grosse Zahl Ausländer auf der Insel; die grössten fremden Ethnien sind die der Komorer und die der Franzosen, in jüngerer Zeit sind aber auch Chinesen und Inder in grosser Zahl immigriert.

Religion: ca. 40% Christen, ca. 7% Moslems und ca. 1% Hindus.
Der grösste Teil der Einwohner glaubt an Naturreligionen, dieser Glaube bestimmt das Leben und die Sitten der Madagassen. Der traditionelle Ahnenkult existiert bis heute parallel zu Christentum und Islam weiter. Die Ahnenverehrung gehört für nahezu alle Madagassen zu ihrer Religion.
Auch die Vorstellung von Fady, festgelegten Regeln, was man an bestimmten Orten oder zu bestimmten Zeiten zu lassen hat oder zumindest aus Rücksicht auf zu erwartende negative Folgen lieber nicht tun sollte, ist auch unter offiziell christlichen oder muslimischen Madagassen üblich. Da schliesslich bei konfessionsverschiedenen Ehen einer der beiden Partner offiziell die Religion des anderen Partners annimmt, sind alle diese Zahlen mit Vorbehalt zu lesen.

Gesundheit:Die Fruchtbarkeitsrate liegt bei 4,45 Kindern pro Frau. Die Säuglingssterblichkeit beträgt 58 pro 1000 Lebendgeburten. In Madagaskar kommen auf 100 000 Personen etwa 29 Ärzte.

Trinkwasserversorgung: Zugang zu sauberem Trinkwasser, seit 2010 ein Menschenrecht der UNO, besitzt laut WHO und Unicef nicht einmal jeder zweite Inselbewohner, dies betrifft hauptsächlich die städtischen Gebiete mit einem Schwerpunkt im Ballungsraum von Antananarivo.

Krankheiten: Die Pest, die Madagaskar 1898 erreichte, ist seit den 1920er Jahren endemisch. Besonders in der Regenzeit treten immer wieder Fälle auf. So wurden für das Jahr 2014 bis Ende November etwa 120 Infektionen bestätigt, an denen bis zu 50 Menschen gestorben sind.
2012 wurden auf Madagaskar 1474 neue Fälle von Lepraerkrankungen registriert.

Bildung:Ein grosser Teil der Bevölkerung besteht aus Analphabeten. Die Analphabetenquote ist bei weiblichen Jugendlichen weit höher als bei männlichen.

Menschenrechte:Laut Auswärtigem Amt (Bundesrepublik) gab es bisher keine systematischen Menschenrechtsverletzungen, allerdings seien gewisse Menschenrechte in der von grosser Armut bestimmten und von bürokratischen Schwierigkeiten geprägten Alltagspraxis beeinträchtigt. Etwa ein Viertel der Bürger kann sein Wahlrecht nicht ausüben, da es nicht über einen Personalausweis verfügt. Die Todesstrafe wird verhängt, aber seit der Unabhängigkeit nicht vollstreckt. Kinderarbeit und Kinderprostitution stellen gravierende Probleme dar.

Wirtschaft: Die Wirtschaft Madagaskars trägt typische Züge eines Entwicklungslandes. Madagaskarzählt damit nach wie vor zu den ärmsten Ländern der Welt. Landwirtschaft ist der grösste Wirtschaftsfaktor 80 Prozent der Beschäftigten arbeiten dort.
Erhebliche Preisschwankungen auf dem internationalen Markt der eigenen Agrarprodukte bedingt durch: Unwetter, Stürme und Dürre, Steigerung der Ölpreise eine noch sehr schwache Energieversorgung und Telekommunikationsinfrastruktur, fehlende Diversifizierung der Wirtschaftszweige und Exportprodukte sind dafür verantwortlich.
Die wichtigsten Exportprodukte sind Kaffee, Fischereiprodukte, Vanille, Zucker, Gewürznelken und Nelkenöl, sowie Bergbauprodukte, darunter vor allem Nickel, Ilmenitsande und Graphit.
Importiert werden vor allem Nahrungsmittel, Chemikalien, Maschinen, Erdöl, Fahrzeuge und Metallwaren.

Verkehr:Der grösste Teil des Verkehrs auf Madagaskar wird über das 49.638 Kilometer lange Strassennetz abgewickelt, von dem 5.289 Kilometer asphaltiert sind. Innerhalb der Städte wird dabei häufig auf mensch- oder tierbetriebene Fahrzeuge zurückgegriffen.

Schienenverkehr: Das insgesamt 1030 Kilometer lange Streckennetz besteht aus zwei Einheiten, von denen die zwischen 1901 und 1913 erbaute Tananarive-Côte-Est-Linie (T.C.E.) die Hauptstadt mit dem Ostküstenhafen Toamasina (nur für Güterverkehr) verbindet, während die Fianarantsoa-Côte-Est-Linie (F.C.E.) Fianarantsoa im Hochland mit der Hafenstadt Manakara verbindet.

Schiffsverkehr:Mit Abstand wichtigster Seehafen ist Toamasina. Die inländischen Wasserwege sind aufgrund ihrer natürlichen Beschaffenheit oft nur für Kanus geeignet und sind deshalb, mit Ausnahme des Betsiboka, der auf einer Länge von 80 Kilometer beschiffbar ist, nur von untergeordneter und lokaler Bedeutung.

Telekommunikation:Madagaskars Telekommunikationsnetz ist rückständig. Pro 100 Einwohner existieren 1,09 Festnetztelefonanschlüsse und 0,85 Breitband-Internetzugänge. Fortschritte in der Mobilfunktechnologie haben dazu geführt, dass es im Jahre 2012 39,38 Mobiltelefonanschlüsse pro 100 Einwohner gab.
Durchschnittlich besitzt etwa jeder 25. Madagasse einen Fernseher, während ungefähr 12 Radios pro 100 Einwohner in Gebrauch sind.

Madagaskar, 1.Woche

31.7. 6.8. 2016

Sonntag, 31. Juli 2016: Mauritius, Port Louis – Madagaskar, Antananarivo
Zu Fuss laufen wir mit unserem Gepäck zum Busbahnhof. Mit dem Bus Nr. 198 fahren wir in 1½ Stunden für 68 Rupien direkt zum Flugplatz im Süden von Mauritius. Das Taxi würde 1200 Rupien kosten, aber wir haben genügend Zeit um mit dem Bus zu fahren. Im sehr schönen Flughafengebäude essen wir unser restliches Brot und dazu ein Stück Parmesankäse aus dem Kühlschrank. Weil beides ziemlich trocken ist, MÜSSEN wir danach noch einen Kaffee trinken und dazu ein Stück Kuchen essen. Um 16h10 ist es soweit, wir heben mit der Air Madagaskar ab. Nach ca. 40 Minuten Flug landen wir schon wieder und zwar in La Réunion (Frankreich) für einen Zwischenstopp von etwa 45 Minuten. Während des Fluges müssen wir unsere Uhren um eine Stunde zurückstellen. Ungefähr 1½ Stunden später sind wir, sehr pünktlich um 18h10, in der Hauptstadt von Madagaskar, in Antananarivo. Die Stadt wird von den Madagassen liebevoll „Tana“ genannt. Hier läuft zu unserer grossen Überraschung alles sehr speditiv ab. Bis wir die Visa in den Pässen haben (27 € / Person für 30 Tage), ist das Gepäck auch schon da. Wir holen Geld am Geldautomaten (500'000 Ariary, tönt nach sehr viel, sind aber „nur“ 165 SFr.). Wir kommen uns sehr „reich“ vor! Per Taxi (und schon sind 50'000 Ariary weg!) geht es jetzt zum Hotel „Le Relais Normand“ mitten in der Stadt. Das Zimmer in diesem Hotel hatte ich im voraus per Internet reservieren lassen. Die Fahrt in die Stadt dauert genau eine Stunde für 17 km. Es ist stockdunkel. Nach dem Zimmerbezug gehen wir nochmals raus, um die Ecke, um etwas zu trinken und erleben unseren ersten Kulturschock in Madagaskar! Auf dem Trottoir liegen Menschen und betteln oder schlafen. Viele rundum schmutzige Kinder in total zerschlissenen Kleidern und eine junge Mutter mit einem Säugling an der Brust. Es ist kalt! Tana liegt auf ein paar Hügeln und liegt durchschnittlich auf 1435 m Höhe. Vor dem Hotel Central, wo wir eine Cola trinken, stehen zwei Wachen mit Maschinengewehren…. Wir verziehen uns bald in unser Zimmer und können das Bild dieser Armut nicht aus unseren Köpfen vertreiben. Jetzt glauben wir, dass Madagaskar zu einem der ärmsten Ländern der Welt gehört.

Antananarivo(abgekürzt Tana, früher auch Tananarive) ist die Hauptstadt und mit geschätzten 3 Millionen Einwohnern auch die mit Abstand grösste Stadt Madagaskars. Der Verwaltungssitz der Provinz Antananarivo liegt im zentralen Bergland der Insel. Antananarivo ist sowohl geographischer und administrativer als auch industrieller Mittelpunkt Madagaskars.
Antananarivo wurde etwa 1625 gegründet. Der Name bedeutet Die Stadt der Tausend (Soldaten).

Montag, 1.August 2016: Antananarivo
Wir haben beide sehr schlecht geschlafen. Nach dem Frühstück im Hotel machen wir die erste Erkundungstour dieser Riesen-Moloch-Stadt. Ein Wahnsinn! Viele Bettler, vor allem Kinder, wir sind entsetzt! Jeder will uns irgendetwas verkaufen. Jeder hat einen „Laden“ am Boden mit irgendwelchem Krimskrams. Unendlich viele Leute sind unterwegs. Es wimmelt nur so von Menschen, Karren, Autos und vollgestopften Taxi-Brousse.

Ein Sammeltaxi ist international eine spezielle Art von Taxi, bei der der Anbieter einen festgelegten Anfangs- und Endpunkt hat (zum Beispiel die Verbindung zwischen zwei Städten).
Diese Sammeltaxis sind in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa weit verbreitet.
In Afrika (ausser Nordafrika) wird es unter anderem Buschtaxi oder nach französischer Übersetzung taxi (de) Brousse, in Ostafrika Matatu und in Tansania Daladala genannt. Sie sind eine preiswerte Alternative gegenüber dem „normalen“ Taxi.

Es hat sehr viele uralte Autos, die wir längst auf den Müll geschmissen haben, so z.B. Döschwo (2 CV's) Renault R4 und R6, Peugeot 404 und 504. Wir staunen, dass die überhaupt noch fahren, aber sie stossen auch unendlich viele Abgase aus. Es hat fast keine Privatautos, die alten Klepper sind meistens Taxis. Wir laufen die Treppe von der Unterstadt in die Oberstadt hinauf und schauen uns diese gewaltige Riesenstadt von oben an. Um 14h30 sind wir zurück in unserem Hotel, das ganz in der Nähe des schön renovierten Bahnhofs liegt, der aber nicht mehr in Betrieb ist, es fahren keine Personen-Züge mehr von dort ab. Vor unserem Hotel liegt direkt der Markt und auch die ganze Strasse ist ein einziger Markt. Es wimmelt wie im Ameisenhaufen vor lauter Menschen. Vor unserem Hotel treffen wir auf ein kleines Mädchen, vielleicht 13 Monate alt. Sie kann zwar stehen, aber noch nicht laufen. Sie hält uns die Hand hin zum betteln!
Unser Reiseveranstalter BABA von:

Madagascar Green Tours
Phone: 00-261-320436427 / 00-261-330435117
http://www.madagascar-green-tours.com
http://www.facebook.com/Madagascar.Green.Tours

den ich im Internet ausfindig gemacht habe, will uns um 15h im Hotel treffen um uns kennen zu lernen und den genauen Reiseverlauf zu besprechen. Baba ist sehr sympathisch und die Besprechung dauert eine ganze Stunde lang. Dabei trinken wir unser erstes einheimisches „THB“ das Three Horse Bier. Wir einigen uns auf den Tourverlauf und holen nochmals 2'000'000 Ariary (jetzt sind wir kurzfristig Millionäre!) um sie als Anzahlung an Baba weiter zu geben. 10'000 Ariary sind ca. 3.30 Sfr. oder 3 €. Das Abendessen nehmen wir in unserem Hotel ein. Das Zebufleisch ist sehr gut aber zäh! Paul hat sich irgendwann einen oberen Schneidezahn abgebrochen, ohne es zu merken. Nein, vermutlich nicht wegen dem Zebu!

Dienstag, 2.August 2016: Antananarivo – Antsirabe 170 km
Nach dem Frühstück haben wir noch ½ Stunde Zeit, bis uns Baba abholt. Wir laufen an unserer Strasse entlang und schauen uns das quirlige Markttreiben an. Ich will gerade ein Foto von Paul schiessen, wie er uralte rostige Ersatzteile für Motoren anstaunt. Da reisst mir ein vorbeilaufender junger Mann den Fotoapparat (die kleine Lumix) aus der Hand und rennt davon. Ich habe ein Riesenglück, dass der freche Dieb nicht so gute Übung im Klauen hat! Der Fotoapparat fällt auf den Boden und ich kann ihn wieder aufheben. Paul hat von dem allem nichts gemerkt, das ging viel zu schnell. Viele der Marktleute haben den Vorfall gesehen, aber keiner kümmert sich darum. Das scheint hier normaler Alltag zu sein. Um 9h werden wir von Baba an unseren Fahrer Liver übergeben und um 9h15 fahren wir mit einem schönen Renault Clio los. Überall hat es Bettelkinder und kleine Kinder die mit dem kleinen Geschwisterchen auf dem Rücken betteln. Es ist absolut trostlos!!!
Liver fährt mit uns hinauf, auf den höchsten Hügel der Stadt, wo sich die „Rova“, der Königinnenpalast, befindet.

Der Rova fiel am 6. November 1995 einem Brand zum Opfer, nur Steinbauten wie der Palast der Königin und der Tempel blieben zumindest von der Fassade erhalten. Die Wiederaufbaumassnahmen zogen sich wegen begrenzter finanzieller Mittel lange hin, konnten aber zu den Feier der 50-jährigen Unabhängigkeit Madagaskars im Juni 2010 im Wesentlichen abgeschlossen werden.

Von hier hat man einen wunderbaren Ausblick auf die Stadt Tana. Auf der RN7 (Route Nationale) fahren wir raus aus der Stadt Richtung Süden. Hier sehen wir, wie aus Lehm Backsteine hergestellt werden. Dabei sehen wir auch, wie Kinder, 6 oder 7 Jahre alte, Backsteine herumschleppen. Das schönste Beispiel von Kinderarbeit. Irgendwo unterwegs macht Liver einen Tankstopp. Er tankt 15 Liter Benzin. Wir fahren weiter und etwa 10 km später sagt Liver plötzlich: „Sorry, aber wir müssen umkehren und zurück zur Tankstelle. Die Tankuhr macht seit dem tanken keinen Wank, die haben mich betrogen!“ Wir kehren um und Liver reklamiert an der Tankstelle. Es gibt ein grosses Palaver mit sämtlichen Tankstellenangestellten aber es nützt nichts, man behauptet einfach die Tankuhr von Livers Auto sei defekt. Aber später, als an einer anderen Tanke nochmals getankt wird, macht der Tankuhrzeiger sofort einen Sprung nach oben….
Mittagessen gibt es im Dorf Behenjy, wo gerade Markttag ist. Das Dorf ist bekannt für sein „foie gras“. Klar müssen wir in einem extra „foie gras-Lokal „ für Touristen ein Menü essen. „Foie gras“ auf Salatteller, Ente mit viel Reis, Fruchtsalat. Nicht schlecht, aber „foie gras“ ist nicht so unser Ding.

Foie gras,Französisch für ‚fette Leber‘), im Deutschen Gänsestopfleber bzw. Entenstopfleber ist eine kulinarische Spezialität, die aus der Leber von fünf bis sechs Monate alten Gänsen oder Enten gewonnen wird. Aus der Leber wird auch die Pâté de foie gras (Gänseleberpastete) hergestellt.

Später machen wir einen Stopp bei einem Wald, wo Harz aus Fichten gewonnen wird für China, wie man uns sagt.
Danach besuchen wir noch eine Werkstatt, wo aus recyceltem Aluminium neue Pfannen hergestellt werden. Die Männer schmelzen am offenen Feuer alte Aluminumteile, Kabel, Getriebegehäuse usw. und füllen das flüssige Aluminium in Formen aus Sand. Dabei arbeiten sie ohne jeden Schutz. Sie haben keine Handschuhe die sie vor Verbrennungen schützen oder Masken gegen die Dämpfe und sie arbeiten barfuss. Aber sie singen! Wir (besonders ich!) haben wieder einen Schock und es kommt uns vor wie Sklavenarbeit vor 200 Jahren. Gegen 16h15 sind wir in Antsirabe (die Strasse zwischen Tana und hier, die RN 7 besteht mehrheitlich aus Löchern) in unserem Hotel Camélia. Ein wunderschönes Hotel. Wir wollen uns die Stadt ein wenig anschauen.

Antsirabe (deutsch:„wo es viel Salz gibt“) ist eine Stadt in Madagaskar mit ca. 250'000Einwohnern. Es hat einen sehr schönen renovierten Bahnhof, von wo aber keine Züge mehr fahren! Antsirabe ist der zweitgrösste Industriepol Madagaskars. Die grösste Textilfabrik des Landes befindet sich in dieser Stadt.
Zur Kolonialzeit wurde Antsirabe wegen seiner Thermalquellen das Vichy Madagaskars genannt.
Mohammed V und sein Sohn, der spätere König Hassan II. von Marokko, lebten hier 1955 im Exil.

Zwei Pousse-Pousse-Fahrer, die Brüder Basil und Michel verfolgen uns den ganzen Weg, über den Markt und zurück zum Hotel. Sie wollen uns unbedingt in ihren Pousse-Pousse durch die Stadt kutschieren. Aber wir sind heute den ganzen Tag im Auto gesessen und laufen jetzt sehr gerne ein wenig. Basil und Michel haben eine Rikscha ohne Fahrrad. Sie ziehen das Gefährt, manchmal sogar rennend, barfuss durch die Strassen

Überall warten dutzende Rikschafahrer auf ein Geschäft. Das Pousse-Pousse, wie die Rikscha hier heisst, ist das übliche Transportmittel für kurze Distanzen und eine Möglichkeit für die besonders Armen, sich den Lebensunterhalt zu verdienen.

Baba kommt zu uns ins Hotel. Er wohnt hier in Antsirabe und heisst uns in seiner Stadt willkommen. Er empfiehlt uns das Restaurant „Zandina“ für das Abendessen. Als wir aus dem Hotel kommen stehen schon wieder Basil und Michel da und wollen uns in ihren Pousse-Pousse herumfahren. Zum Abendessen nimmt Paul Pizza und ich Poulet mit Kokossauce. Mmm! Und als wir aus dem Restaurant kommen stehen schon wieder Basil und Michel da und erwarten uns. Sie sind beide barfuss und haben erbärmlich zerrissene Kleider an. Am Abend ist es hier sehr kalt.

Mittwoch, 3.August 2016: Antsirabe
Um 8h30 chauffiert uns Liver zu einer Werkstatt, wo aus Zebuhörnern Nützliches aber auch viel Unnützes hergestellt wird. Man erklärt uns wie das funktioniert, was sehr eindrücklich ist. Wir kaufen ein Salatbesteck. Weiter geht die Besichtigungstour zu einem Geschäft für Halb- und Edelsteine. Man erzählt uns, wie die Steine alle heissen. Im Hof hat es einen Berg Steine, wo sich jeder einen Halbedelstein aussuchen darf und daneben hat es sechs lebende Radiata (Strahlen)- Schildkröten. Wir müssen durch den Laden der Edelsteine, schleichen uns aber hindurch, ohne etwas zu kaufen. Nun geht es zu einer privaten Bonbonfabrikation. Hier muss man 10'000 Ariary (3.30 Sfr.) bezahlen für die Demonstration, wie man Bonbons macht und danach darf man 8 Pakete Bonbons nehmen. Also, für die Demo nehmen wir 2 kg Zucker, 1 Liter Wasser und Zitronensaft. Man kocht das Ganze bis es 160° Grad erreicht. Dann leert man die dickflüssige Sauce auf einen Granitstein, wo die Masse sofort abkaltet und in Bonbons geschnitten oder gebrochen werden kann. Wir besuchen den riesigen Tsena-Markt, was unheimlich interessant ist. Was man da alles sehen kann, unglaublich. Mitten in der Stadt befindet sich die Kathedrale von 1897, die wir uns anschauen. Sie hat wunderschöne bunte Glasfenster. Jetzt fahren wir zum „Hotel Therme“. Dieses war früher der Sitz des französischen Gouverneurs. Von hier geht es weiter zum 7 km entfernten Andraikiba See. Wir laufen alleine rund um den wunderschönen Kratersee, 1,5 km in 70 Minuten. Überall wird am See fleissig Wäsche gewaschen. Dabei ist der See das Trinkwasserreservoir der Stadt Antsirabe. Wir verteilen unsere gesammelten kleinen Hotelseifen an die Waschfrauen, die sich sehr darüber freuen. Kinder bekommen Farbstifte geschenkt.
Zurück in der Stadt essen wir im Restaurant Pousse-Pousse zu Mittag. Die Sitze sind von alten Pousse-Pousse Gefährten. Super! Paul nimmt Kürbissuppe und ist davon enorm begeistert, ich „Bol renversé“ mit Reis, Zebugeschnetzeltem, Gemüse und einem Spiegelei obendrauf. Fein! Um 15h sind wir wieder zurück im Hotel Camélia. Ich vermisse mein hellgraues, uraltes Lieblingswolljäckli. Wir laufen wieder in die Stadt und fragen, ob meine Jacke im Restaurant liegt, wo wir zu Mittag gegessen haben. Nein, da ist sie nicht! Also kaufen wir für mich eine neue Jacke, da ich ja sowieso immer friere und Antsirabe liegt auf 1500 m ü.M. Eine Frau mit zwei kleinen Kindern bettelt uns an. Sie will Reis für ihre Kinder haben. Ok, ich frage sie, wie viel 1 Kilo Reis kostet. Sie sagt: 10'000 Ariary (3.30 Sfr.)! Ich finde das zu teuer und wir gehen mit ihr auf den Markt und kaufen für sie ein Kilo Reis nach ihrer Wahl. Der kostet 1250 Ariary (etwa 42 Rappen). Jetzt will sie unbedingt 2 Kilo haben. Sie bekommt 1 Kilo!
Abendessen im Restaurant „Le Venise“. Zebufilet an grüner Pfeffersauce, Pommes frites, gemischtes Gemüse (16'000 Ariary für 2 Pers. = 5.30 Sfr.). Sehr gut und sehr romantisch am wärmenden Kaminfeuer. Es regnet kurz und ist kalt.

Donnerstag, 4.August 2016: Antsirabe-Tsiribihina River, 220 km im Auto, danach auf dem Fluss.
Tagwache um 5h30. Der Nachtwächter schläft auf einer Bank im Garten. Frühstück um 6h00. So war es geplant. Aber: wir sitzen schon um 5h00 am Frühstückstisch und wundern uns, dass der Boy, der uns das Frühstück servieren soll, so verschlafen ist. Wir stellen entsetzt fest, dass wir eine ganze Stunde zu früh da sind. Unser Smartphone (oder wir!) haben die Zeitzone nichtumgestellt. Mann, ist das peinlich, aber der Boy sagt kein Wort. Wir entschuldigen uns x-mal und er bekommt für das frühe Aufstehen ein Extratrinkgeld. 6h20 fahren wir mit Liver los, gegen Westen. Um 7h überfahren wir schon einen Güggel (Hahn) der nicht aufpasst. Wir wissen nicht, ob und wie er das übersteht. Liver hält in einem winzigen Dorf mit nur ein paar Häusern, aber massenhaft Kindern an, damit wir sehen können, wie die Frauen den Reis in einem Mörser mit einer Holzstange bearbeiten, um den Reis von den Schalen zu befreien. Wir sehen auch, wie zwei Männer mit einer vorsintflutlichen Säge aus einem Holzstamm Bretter sägen. Es hat etwa 50 Kinder (oder noch mehr?) jeder Grösse die uns, die „Vahaza“ (Weisse) anstaunen. Wir geben ihnen 4 Tüten von den Bonbons, die wir gestern gekauft haben. Allerdings mit enorm schlechtem Gewissen, die haben sowieso schon alle sehr schlechte Zähne! Unterwegs hält Liver an, weil ein Chamäleon, unser erstes in Freiheit, einfach so in aller Gemütlichkeit über die Strasse läuft. Später sehen wir, wie in einem Fluss von Frauen, Männern und Kindern Gold gesucht wird. Dazu werden Steine klein gehämmert um an das Gold zu kommen. Wahnsinn! Wir kommen durch viele sehr arme Dörfer, die Strasse ist enorm schlecht und verlangt vom Fahrer grosse Konzentration. Auf den 220 km bis zu unserem Ziel in Miandrivazo sehen wir unheimlich viel Erosion. Die Bäume werden als Brennstoff abgeholzt und keiner pflanzt neue als Ersatz. Um 11h sind wir in Miandrivazo, wo uns unser Chauffeur Liver an den Guide Daniel übergibt. Im 4x4 werden wir in gut einer Stunde zum Fluss Tsiribihina transferiert, wo wir in unser Flussboot “Eden 1“ umsteigen. Es hat wieder massenhaft Kinder und alle schreien den „Vahaza's“ entgegen, dass sie Stylos und/oder Bonbons haben wollen. Es gibt gar nichts, weil sie frech sind! Um 13h15 geht die Flussfahrt los, unter Motor den Fluss hinunter. Wir haben einen lebenden Hahn dabei. Um 15h gibt es auf dem Schiff Mittagessen. Reis, Chabis/Rüeblisalat und den gebratenen Hahn, der vor zwei Stunden noch gelebt hat. Desert eine Mandarine. Der Hahn ist zwar gut, aber doch sehr zäh! Paul sagt: Gummiadler mit 100 Flugstunden! Aber, wenn man bedenkt wie auf diesem Schiff gekocht wird, mit Holzkohle auf einem primitiven Ofen, sehr basal, ist es doch beeindruckend, was wir zu essen bekommen. Daniel hat für uns gekocht und isst auch mit uns. Kaum haben wir fertig gegessen, sitzen wir auch schon mit dem Schiff auf einer Untiefe fest. Das Motorboot hat einen Tiefgang von 50 cm und der Fluss steckt voller Untiefen, so dass wir im Zickzack fahren müssen. Wir haben Daniel, unseren Guide, einen „Kapitän“ und drei Helfer an Bord. Die drei Helfer steigen aus, stehen bis zu den Knien im Wasser und schieben so lange, bis das Schiff wieder frei schwimmt! Mein Skipper wird nur schon beim Zuschauen ganz kribbelig. Paul und ich sind die einzigen Gäste und wir haben das Oberdeck mit 4 Liegestühlen ganz für uns alleine. Es ist den ganzen Tag sehr sonnig und heiss und wir geniessen die vorbeiziehende Flusslandschaft vom Liegestuhl aus. Gegen 17h30 kommen wir beim Lagerplatz direkt am Fluss an. Es sind schon mehrere Touristen-Gruppen da. Zwei Zelte werden aufgestellt, eins für Daniel, eines für uns. Kurz vor dem Eindunkeln laufen Paul und ich zum sehr schönen Wasserfall. Wir lernen hier von einer anderen Gruppe die beiden Schweizer Miriam und Beat aus Sarnen kennen und unterhalten uns angeregt mit ihnen. Zum Apéro braut uns Daniel einen zünftigen Drink zusammen: 4-fingerbreit (oder waren es 5?) weissen Rum, frischen geriebenen Ingwer, Zucker, Honig und Orangensaft . Puhhh!!! Unser Abendessen gibt es an Bord.: gute Suppe, Gemüsepfanne, flambierte Bananen. Wir sind k.o., es war ein langer Tag und wir sind um 20h schon in unserem Zelt.
Daniel schnarcht im Zelt nebenan genüsslich vor sich hin.

Freitag, 5.August 2016: Auf dem Tsiribihina River ca. 70 km in Zigzag
Um 6h geht der erste Lärm los. Daniel kommt um uns mitzuteilen, dass Lemuren da sind. Und tatsächlich, wir sehen unsere ersten Lemuren. Die werden hier mit Früchten gefüttert, sind Menschen gewöhnt und kommen ganz schnell aus den Bäumen herunter. Jöööö, sind die herzig! Um 7h30 gibt es auf dem Schiff Frühstück und um 8h gehen Paul und ich zum Wasserfall um zu baden. Wow, das Wasser ist kalt (für mich!) aber es ist herrlich! Um 8h40 geht die Schifffahrt weiter, den Tsiribihina runter. Die Sonne scheint, wir beziehen wieder unsere Ausguckplätze in den Liegestühlen auf dem Oberdeck. Ahhh, ist das schööön! Irgendwo machen wir einen Halt und schauen uns ein Dorf mit lauter Strohhütten an. Dieses Dorf lebt vom Tabakanbau. Es hat gefühlte 1000 Kinder (es sind Schulferien) und alle wollen von den „Vahaza's“ Bonbons, Stylos, T-Shirts oder Money haben. Ein kleines Mädchen (7 Jahre alt) nimmt mich an die Hand und sagt, sie heisse Flavia, wie heisst Du? Auch Paul hat plötzlich links und rechts je ein Kind an der Hand und die Hände werden eisern verteidigt! Die Kleinen „adoptieren“ uns sofort! Wir singen mit den Kindern „Frère Jaques, frère Jacques“. Flavia ist eine ganz eifrige Sängerin und stimmt immer wieder neu an. In einer grossen Halle schauen wir zu, wie man Tabakblätter in Ballen zu je etwa 80 kg verpackt. Daniel kauft im Dorf einen lebenden „Güggel“ für 3'000 Ariary (ca. 1 SFr.). Dieser kommt auf dem Boot in einen Korb und wir fahren wieder los. Massen von Kindern winken uns zum Abschied und Flavia singt immer wieder „Frère Jacques, frère Jacques„ und ruft dazwischen immer wieder „au revoir Marie!“ Es ist rührend. Mittagessen gibt es während der Fahrt auf dem Fluss. Spaghetti mit Gemüse, Zeburippli (zäh, aber sehr gut!) und Papaya zum Dessert. In einem kleinen Dörfchen machen wir nochmals einen kurzen Halt, damit Sara, die Frau von Daniel zusteigen kann. Sie bringt einen riesigen Karpfen und ein paar Riesencrevetten mit, die sie selber gefangen hat. Beim Crocodilecorner sehen wir ein kleines und ein Riesenungetüm von einem Krokodil. Als wir uns mit dem Schiff nähern, verschwindet der grosse Brocken im Wasser. Die beiden haben sich auf den Steinen gesonnt. Um 16h gibt es wieder einen Halt am Ufer, damit die Helfer Holz für's Lagerfeuer von heute Abend sammeln können. Paul wird gefragt, ob er sich mal den Motor ansehen kann, er säuft (der Motor) zuviel und stösst schwarzen Qualm aus. Paul sieht sich die Sache an und gibt Tips, was getan werden könnte. Aber der Besitzer des Schiffes will nichts machen lassen. Wir sind heute mehrmals in den Untiefen des Flusses steckengeblieben, weil unser Kapitän besoffen war und geschlafen hat. Er hat zu tief in Daniel's Rumflasche geschaut! Daniel ist ziemlich wütend! Etwa um 17h15 legen wir bei einer grossen flachen Sandbank an. Unser heutiger Übernachtungsplatz. Alle anderen Boote sind schon längst da, die hatten keinen besoffenen Kapitän. Die Zelte werden aufgebaut, heute mit mehr Abstand zu Daniel's und Sara's Zelt, von wegen lautem atmen. Und unsere Schiffscrew stellt sogar eine mobile WC-Kiste auf, was für ein Luxus! Wir laden die beiden Schweizer Miriam und Beat zu uns an Bord ein und Daniel braut uns mit dem Rest des weissen Rumes wieder so einen heftigen Apérotrunk wie gestern. Abendessen, den Riesenkarpfen (liebevoll von Sara präsentiert) und die Riesencrevetten aus dem Fluss, dazu Reis und gebratene Kartoffeln. Alles prima.Weil Paul keinen Fisch isst, hat Sara für ihn extra eine Nudelsuppe mit einem gequirlten und einem hartgekochten Ei und Reis gekocht. Er ist damit sehr zufrieden.
Um 20h sitzen wir alle um ein grosses Feuer. 7 Kinder tanzen für uns ihre traditionellen Tänze. Das Orchester besteht aus einem Mann mit einer Gitarre, ein Mann mit einer mit Sand gefüllten PET-Flasche und einem Kind das dazu singt. Daniel macht dazu den Animateur. Alles ist sehr einfach aber trotzdem sehr schön. Um 21h ist Feierabend und danach schnarcht Daniel im Zelt wieder genüsslich vor sich hin. Paul und ich trinken auf dem Schiff noch ein Bier. Dabei treffen wir die Crew an, wie sie sämtliche Reste von unserem Abendessen verdrücken.

Samstag, 6.August 2016: Belo sur Tsiribihina - Bekopaka beim Tsingy Nationalpark 100km
Morgens 03h kräht unser „Güggel“ auf dem Schiff! Warte nur, Dir wird heute noch der Hals umgedreht! Um 7h30 stehen wir auf. Wir haben beide prima geschlafen. Später erfahren wir, dass Miriam und Beat gefroren haben, weil sie keine Wolldecke hatten. Wir hatten zwei und haben nur eine benützt. Über der Sandbank und dem Fluss hat es ziemlich dicken Nebel. 7h30 Frühstück mit Spiegeleiern und Crêpes mit Nutella. Mmm, man merkt, dass jetzt eine Frau an Bord ist. 8h10 wir legen ab. 8h30 unser „Güggel“ kräht zum letzten Mal. Daniel „befreit ihn von diesem mühseligen irdischen Leben“ (Zitat von Daniel). Der Nebel lichtet sich und es wird wieder ein sonniger, wunderschöner Tag. Die Flussfahrt und die Flusslandschaft sind einfach traumhaft schön. Überall sehen wir winzige Fleckchen , wo bis in den Fluss Reis angepflanzt wird. Dahinter, etwas höher, Erdnüsse, Maniok, Tabak, Linsen usw. und die Leute werkeln schön fleissig schon sehr früh am Morgen in ihren kleinen Plantagen. Die Frauen waschen immer und überall jede Menge von Wäsche im Fluss. Meistens sind sie umringt von einer Schar kleiner Kinder. Daniel sagt uns, die madagassische Familie habe durchschnittlich 6 Kinder (er selber hat zwei Töchter). Im Moment sind zwei Monate Schulferien. Das neue Schuljahr beginnt im Oktober. Wir fahren noch drei Stunden den Fluss hinunter. Je weiter westlich wir kommen, desto mehr Baobabbäume hat es . Die sind wunderschön. Um 11h30 sind wir in Belo sur Tsiribihina, am Endpunkt unserer Schifffahrt. Schade! Aber bevor wir das Schiff verlassen, gibt es noch Mittagessen. Den „Güggel“, etwas zu zäh gebraten aber dennoch gut, gutes Kartoffel-Gemüsegemisch. Heute gibt es kein Dessert, weil die Crew gestern Abend die Vorräte (es wäre eine Melone gewesen) aufgeg(fr)essen haben, erzählt uns Daniel.
12h15, wir verlassen die „Eden 1“ und steigen in den 4x4 Pajero um. Der Schiffscrew geben wir jedem ein kleines Schweizer Taschenmesser plus ein Trinkgeld.
Ein Chauffeur, Daniel, Sara wir beide und ein Automechaniker, der nach Morondava zu einer Autopanne muss, fahren vier Stunden (100 km) auf einer elenden Rüttelpiste. Unterwegs überall Buschbrände, die extra für die Brandrodung gelegt werden. Bevor wir an unser Ziel kommen, dem Dorf Bekopaka beim Tsingy Nationalpark, müssen wir auf einer Autofähre noch den Fluss Manambolo überqueren. Das ist alles echt abenteuerlich! Um 16h30 sind wir im „Hotel Olympe de Bemaraha“. Ein superschönes Hotel mit Swimmingpool. In unserem Bungalow Nr. 2 haben wir ein Himmelbett. Aber wir sind nur ganz kurz im Zimmer und stürzen uns danach in den saukalten Pool.
Abendessen: Zebu- Ragout und Kartoffelpuree, gut.

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