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Borneo, Kumai

9.10.-14.10. 2012

Donnerstag, 4.Oktober 2012: unterwegs nach Borneo, 1.Tag
Um 9h fahren wir bei schönem Wetter los. Wir zirkeln aus der Ankerbucht um die unmarkierten Riffe herum. Eine ganze Stunde lang motoren wir gaaanz, gaaaanz langsam aus der Bucht. Wir haben ca. 450 sm (ca. 835 km) vor uns. Zwischen Lombok und Bali können wir super segeln. Wir haben 15 Knoten SW Wind, gemeldet war SE! Müssen ein Halsemanöver machen, um einem Schleppverband auszuweichen.
Der Nachmittag ist eher mühsam, weil die Segel ständig schlagen, zu wenig Wind oder zu grosse Wellen? Gegen Abend dreht der Wind dann auf SE und es läuft ganz gut.

Freitag, 5.Oktober 2012: unterwegs nach Borneo, 2.Tag, 115 sm
Es läuft ganz gut, hat aber ziemlichen Grossschiffsverkehr. Wir haben wieder unsere 3 Stunden Wachablösung. Gegen Morgen dreht der Wind immer mehr auf S und lässt uns dann ganz im Stich. Wir motoren ab 5h. Die Meerestiefe geht plötzlich von 2000m auf nur noch 100m zurück und in den Passagen zwischen zwei Inseln sind die Wellen sehr unangenehm. Sie sind kurz und steil und wir torkeln schaukelnd dahin. Aber dafür sehen wir dreimal Delfine. Diesmal sind es ganz Kleine und Paul meint: die sind vielleicht auf der Kindergarten-Schulreise.
Wir kommen nur langsam voran. Wenig Wind und viel Schaukelei. Wenn ich nicht so ein spannendes Buch hätte, („Der Chinese“ / Henning Mankell)wäre es direkt langweilig.

Samstag, 6.Oktober 2012: unterwegs nach Borneo, 3.Tag, 87 sm
Bis morgens um 6h läuft es gar nicht gut. Wir haben nicht wirklich Probleme, aber wir schleichen nur im Schritttempo dahin. Gegen 6h kommt endlich der lange ersehnte Wind und es geht wieder vorwärts. Leider hält das nicht den ganzen Tag an und die Fahrt ist eher sehr langsam und mühsam. Aber wir motoren nicht!!!

Sonntag, 7.Oktober 2012:
unterwegs nach Borneo, 4.Tag, 96,5 sm
Während der Nacht läuft es gar nicht sooo schlecht. Aber ein bisschen schneller wäre ja schon schön! Rund um uns herum hat es überall viele Fischerschiffe. Seit zwei Tagen ist das Meer hier nur noch um die 65 m tief, ideal zum Fischen.
Es ist Sonntagabend, dunkel, 19h40, Paul hat Wachdienst. Wir segeln mit vorschriftsmässiger Beleuchtung dahin. Paul sieht einen grossen Tanker oder Frachter kommen und beobachtet ihn. Plötzlich alarmiert er mich:“au, der kommt uns verdelli nahe!“ Wir sehen die roten Lichter der Backbordseite (links) und denken, dass er an uns vorbei fährt. Aber er kommt unbeirrt auf uns zu! Ich rufe ihn mehrmals über Funk, Kanal 16, und frage, ob er uns sieht. Keine Antwort! Wir machen so viel Licht wie möglich und beleuchten die MABUHAY wie einen Christbaum. Ich rufe wieder ein paar Mal über 16, keine Antwort! Aber jetzt kommt die allergrösste Unverschämtheit! Plötzlich ertönt laute Popmusik durch den Funk!!! Wir leuchten das Ungetüm mit unserem 500'000 Kerzen Scheinwerfer an, vergeblich! Der Koloss meint es ernst und kommt genau auf uns zu, auf dem besten Weg uns zu rammen. Jetzt bekommen wir es endgültig mächtig mit der Angst zu tun. Wir machen schleunigst eine Halse, schmeissen den Motor an und hauen so schnell als möglich nach links ab! Phhh..., das war knapp!

Montag, 8.Oktober 2012: unterwegs nach Borneo, 5.Tag, 132,5 sm
Seit heute morgen 6h30 motoren wir. Das Wasser ist jetzt nur noch 20-30 m tief. Wir befinden uns seit Bali in der Java-See und die gehört zum Indischen Ozean. Heute ist zum ersten Mal seit Lombok kein sonniger Tag. Es ist total bewölkt, regnet aber (noch) nicht. Am Nachmittag nähern wir uns der Insel Borneo. Aber leider können wir weit und breit kein Land erkennen. Wir können es nur unter einen dicken, schwarzen Wolkenschicht erahnen. Die Wolke wird immer bedrohlicher und es fängt an, ganz leicht zu regnen. Wir haben Glück und geraten nicht in das Gewittier, dessen Donner wir hören können. Nach dem Regen ist die Sicht kein bisschen besser geworden, es hat hochnebelartige Bewölkung. Um 16h45 ankern wir im Nirgendwo auf 8 m Wassertiefe. Wir müssen nur höllisch aufpassen, kein Fischernetz einzufahren. Bis Kumai sind es noch ca. 25 sm den Fluss hinauf und die schaffen wir heute nicht mehr. Deshalb ankern wir jetzt hier, ungefähr 2 sm neben der Fahrstrasse zum Fluss. Wir liegen hier ganz ruhig und geschützt, es schaukelt nur ganz leicht. Paul badet im sehr warmen Meerwasser. Beim Abendessen hat es viele Flugameisen und grosse Fliegen die uns nerven. Aber wir machen ihnen mit einer Räucherspirale und einer Insektenkerze den Garaus, ausserdem montieren wir die Seitenwände am Cockpit.

Dienstag, 9.Oktober 2012: in Borneo, 6.Tag, 22 sm
Ha, wir haben beide herrlich geschlafen, ohne Nachtwache schieben zu müssen. Mir krabbelt nur irgendwann ein grosser Käfer oder sonst ein Vieh über den Bauch!
Um 7h fahren wir los. Oder ist es etwa erst 6h? Wir wissen es nicht so ganz genau. Unsere schlauen Bücher sind sich da nicht so ganz einig. Seit Lombok, also seit 5 Tagen sehen wir erstmals wieder ein Segelschiff. Es ist die „Liberté“, Australier, die wir kennen. Die Sonne scheint, aber wir sehen immer noch kein Land. Scheinbar ist die Südküste von Borneo eher flach, viel Sumpfgebiet. Wir sind kaum gestartet, stellen wir den Motor wieder ab. Ein Schleppverband, ein Schleppboot, das einen riesigen Kasten an einem langen Drahtseil hinter sich herschleppt, kommt herangetuckert. Wir warten, um ihm den Vortritt zu lassen. Aber er ist so langsam, dass wir nach einer halben Stunde den Motor wieder starten und weiterfahren. Die Sicht ist sehr schlecht, diesig/neblig. Der Fluss hinauf nach Kumai ist riesenbreit, etwa 4 km!Je näher wir der Stadt kommen, desto mehr von den Schleppkästen hat es und wir müssen ausweichen.
Um 11h40, nach genau 453 sm oder 840 km seit Lombok, ankern wir auf ca. 12 m Tiefe im Fluss vor der Stadt Kumai. Es sind etwa 20 Segelschiffe hier. Sofort ist ein Touranbieter zur Stelle um uns zu den Orang Utans zu bringen. Nach zähen Verhandlungen beschliessen wir, am Freitag mit Penny und Peter von der „Persian Sands“ einen 3-tägigen Affen-Ausflug in den Tanjung Puting Nationalpark zu machen. Die „persian Sands“ hatten diesen Ausflug im Internet gebucht, nun freuen sie sich, dass wir ihnen helfen, die Kosten zu teilen. Wir hätten nicht diesen Anbieter gewählt.
Wir müssen die Uhren um 1 Stunde zurückstellen, ich wusste es doch! Jetzt haben wir nur noch 5 Stunden Vorsprung auf UTC.
Es ist heissss hier, 36,8° im Schiff.
Um 17h sind wir auf der „Liberté“ zum Sundowner eingeladen. Da Liz und SteveAustralier sind, werden wir unsere Getränke und eine Tüte Chips selber mitbringen, wir passen uns den australischen Sitten an.
Paul entdeckt drei oder vier Delfine, die gemütlich den Fluss hinunter schwimmen.

Borneo ist eine Insel im Indonesischen Archipel. Mit einer Fläche von 743.122 km² ist sie nach Grönland und Neuguinea die drittgrößte Insel der Welt. Politisch ist sie auf drei Staaten aufgeteilt: Im Norden liegen die beiden malaysischen Provinzen Sabah und Sarawak sowie das souveräne Sultanat Brunei; der größere Südteil gehört unter dem Namen Kalimantan zu Indonesien.

Die Küste der Insel ist insgesamt 4.971 km lang, besitzt wenige Buchten und ist durch Mangrovensümpfe relativ unzugänglich, woraus auch die schwache Besiedlung resultiert. Die Oberfläche ist wenig gegliedert. Weite Teile sind mit dichtem Urwald bewachsen.

Es gibt eine lange Bergkette, die sich vom Nordosten der Insel, dem Kap Sampanmangio, bis zu ihrer südwestlichen Spitze, dem Kap Datu, erstreckt. Die höchste Erhebung Südostasiens ist im Nordosten der Insel, dem malaysischen Bundesstaates Sabah, zu finden, der Berg Kinabalu (4.101 m). Granit und Schiefergebirge findet man insbesondere im Westen Borneos.

Borneo hat ein ausgesprochen tropisches, vom Monsun abhängiges Klima mit hoher Luftfeuchtigkeit (über 80 %). Die Durchschnittstemperaturen schwanken zwischen 27,7 °C im Mai und 26,7 °C im Dezember. Auf dem größeren südlichen Teil Borneos gibt es keine ausgeprägte Regenzeit. Die mittlere Jahresniederschlagsmenge beträgt 3000 bis 4000 Millimeter. Der Norden hat zwei Regenzeiten, mit den stärksten Regenfällen zwischen Oktober und März.

Die Regenwälder auf Sabah sind schon in weiten Teilen durch Rodung zerstört und durch den nachfolgenden Anbau von Monokulturen wie Palmöl-Plantagen, entstehen lebensfeindliche und eintönige Landschaften.

Bisher sind 221 Säugetierarten auf Borneo bekannt. Dazu zählen neben den Orang-Utans – den „Waldmenschen“ – auch Gibbons, die Akrobaten des Regenwaldes. Um den Schutz der Orang-Utans bemüht sich u.a. die Borneo Orangutan Survival Foundation. Extrem selten ist das sehr scheue und mit etwa 30 Tieren vom Aussterben bedrohte Sumatra-Nashorn. Der Nebelparder ist die größte Katze der Insel. Auch die kleinen Malaienbären sind typische Bewohner des Regenwaldes. Und nur auf Borneo kommt der Nasenaffe vor. Der Nashornvogel ist nur eine von 622 bekannten hier vorkommenden Vogelarten. Weiterhin kommen 400 Reptilien- und Amphibienarten vor.

Auf Borneo haben laut World Wide Fund For Nature (WWF) erst kürzlich Forscher eine neue Elefanten-Unterart entdeckt, den sogenannten Borneo-Zwergelefant. Von diesem gibt es laut Schätzungen lediglich 1000 bis 1500 Exemplare. Laut einer Analyse der Zellen der Tiere und einem Vergleich mit anderen asiatischen Elefanten könne widerlegt werden, dass sie von Menschen nach Borneo gebracht wurden. Zugleich seien sie auch in ihrem Verhalten relativ zahm und sanftmütig. Aufgrund der Klassifizierung als eigene Unterart sprach der WWF dem Zwergelefanten die höchste Priorität hinsichtlich seines Schutzes zu.

Der WWF wies in jüngster Zeit weitere bisher weltweit unbekannte Tierarten nach - im Zeitraum von Juli 2005 bis September 2006 waren es 32 neue Arten. Fische: 30 Arten, darunter ein Vertreter aus der Familie der Karpfenfische mit dem Namen Paedocypris micromegethes, der in extrem sauren Torfmoor-Gewässern der Insel vorkommt. Mit nur knapp einem Zentimeter Länge gilt er nach dem auf der Nachbarinsel Sumatra beheimateten Mini-Fisch Paedocypris progenetica als das zweitkleinste Wirbeltier der Welt. Nachgewiesen wurde auch eine Wels-Art mit hervorstehenden Zähnen und einem klebrigen Bauch, der es ihm erlaubt, sich in Stromschnellen an Felsen zu haften, sowie sechs Kampffische, von denen einer eine schillernde blau-grüne Markierung trägt.

Etwa 15.000 Arten von Gefäßpflanzen (Tracheobionta) sind auf Borneo heimisch. Ein bedeutender Anteil hiervon ist endemisch, also nur auf Borneo zu finden. Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es mehr Orchideenarten als auf Borneo. Über 750 Spezies wachsen allein an den Hängen des Kinabalu, des mit 4.100 Metern höchsten Berges Südostasiens, gelegen im malaysischen Bundesstaat Sabah.

Allein in den Jahren 2005/2006 wurden auf Borneo 20 neue Gefäßpflanzen-Arten entdeckt, die bisher weltweit unbekannt waren: 16 Ingwergewächse der Gattung Etlingera, 3 Baumarten sowie eine weitere Pflanzenart aus der Familie der Pfeilwurzgewächse.

Im frühen 19. Jahrhundert schlossen britische und holländische Kolonisten ein Abkommen, nach dem sie Handelshäfen gegeneinander tauschten. Der östliche Teil Borneos wurde holländische Kolonie, der westliche Teil kam unter britische Herrschaft. (Auf ähnliche Weise wurde (das britische) Malakka und Sumatra gegen verschiedene Häfen auf Java getauscht.) China etablierte daraufhin Handel mit Borneo, teilweise bis tief in das Inland.

Während des Zweiten Weltkriegs eroberten japanische Truppen Borneo (1941 bis 1945) und töteten einen großen Teil der ortsansässigen Bevölkerung, sowie malaiische Intellektuelle.

Als am 31. August 1957 die Föderation Malaya in die Unabhängigkeit entlassen wurde, gab es Pläne zur Ausdehnung der Föderation auch auf die noch unter britischer Herrschaft stehenden Gebiete Singapur, Sarawak, Brunei und Sabah. Diese wurden von Brunei am 7. Dezember 1962 zurückgewiesen. Die Philippinen ihrerseits erhoben am 5. August 1963 rechtliche Ansprüche auf Sabah und reichten Klage beim Internationalen Gerichtshof ein. Am 16. September 1963 stellte sich auch Indonesien gegen die Eingliederung von Sarawak und Sabah in die Föderation und entsandte Freischärler in die betroffenen Gebiete. Die Föderation Malaya wurde dennoch um Sarawak, Sabah und Singapur erweitert. Brunei blieb britisches Protektorat und wurde am 1. Januar 1984 unabhängig.

Borneo hat 15.721.384 Einwohner (Januar 2005) und damit eine Bevölkerungsdichte von 16 Einwohnern pro km². Die Bevölkerung setzt sich aus den Dayak, aus Malaien und Chinesen zusammen.

Die Mehrheit der Bevölkerung in Kalimantan ist entweder muslimisch oder praktiziert Animismus. Etwa 15 % der Dayak sind durch Missionierung im 19. Jahrhundert heute noch offiziell Christen.

Im Inneren von Borneo finden sich auch sammelnde und jagende Gruppen der Penan, die ethnologisch zu den sog. Proto-Malaien gehören, Einwanderern der ersten malaiisch-indonesischen Besiedlungswelle. In einigen Küsten-Randbereichen sind auch Ansiedlungen der Orang Laut zu finden, Meeres-Menschen, malaiisch-stämmiger sogenannter See-Zigeuner. Weiterhin gibt es im Landesinnern von Borneo den Volksstamm der Iban, der auf etwa 240.000 Angehörige geschätzt wird.

Borneo ist politisch geteilt in das Sultanat Brunei, die malaysischen Teilstaaten Sarawak und Sabah und die indonesische Provinz Kalimantan. Borneo ist damit die einzige Insel, die zu drei Staaten gehört

An Bodenschätzen gewinnt man Kohle und Erdöl. Hauptsächlich wird in der Landwirtschaft Kopra, Sago und Kautschuk hergestellt. Im Südosten wird zudem Pfeffer angebaut. Von großer Bedeutung ist die Holzwirtschaft (Tropenhölzer). Die wenig kontrollierte Abholzung hat dazu geführt, dass die indonesische Regierung auf internationaler Ebene in die Kritik geraten ist. Nach der Abholzung des Dschungels entstehen riesige Monokulturen von Palmöl-Plantagen.

Mittwoch, 10.Oktober 2012: Kumai
Bis um 4h20 herrlich geschlafen, bis die Muezzine der drei Moscheen in der Nähe wieder um die Wette schreien....
Um 7h30 steht Swen von der „Solar Planet“ an unserer Reling. Er hat ein Motorenproblem und braucht den Mechaniker. Gegen 8h, nach unserem Frühstück geht Paul und behebt den Schaden. Das dauert, mit vermutlich vielen Theorien, gute 1½ Stunden. Danach wollen Paul und ich in die Stadt. Zufällig sind auch Swen und Kathrin am Steg und so nehmen wir zusammen ein Auto, das uns drei Stunden lang, mit Fahrer, zur Verfügung steht. Wir fahren in die nächst grössere Stadt Pangkalanbun, die 15 km entfernt ist. Wir kaufen eine externe Festplatte für mich, weil ich keinen Platz mehr für Fotos habe!!!!
Im Supermarkt kaufen wir ein wenig ein. Zurück in Kumai kaufen wir auf dem Markt noch Früchte und Gemüse.
Unterwegs möchten wir noch Bintang Bier kaufen. Dafür bringt uns Mr.Bain, der Chauffeur, zu einem zweideutigen Hotel, mit vielen eindeutigen Frauen und Mädchen!!! Hier kostet eine 6,6 dl Flasche Bier 6 US$. Wir danken freundlich und lehnen ab. Viel zu teuer! Mr. Bain, der Moslem, ist doch ein Schlitzohr!
Kumai ist nicht wirklich ein schöner Ort. Es hat viele hohe Betongebäude, die aussehen wie Bunker. Sie haben keine Fenster, höchstens ein paar aufgemalte. Wir fragen den Chauffeur, was da drin gelagert wird. Die Antwort überrascht uns ziemlich: Schwalben sind da drin. Die produzieren die heiß begehrten Schwalbennester für die Chinesen, die daraus Suppe kochen. Aha! Und wirklich hört man bis über den Fluss das Gekreische von Vögeln.
Den Nachmittag verbringe ich total verschwitzt und enorm genervt am Laptop. Ich will die neue externe Festplatte in Betrieb nehmen, bringe es aber nicht fertig. Ich finde verzweifelnd keinen passenden Treiber. Grrrr...!!! Fluch!!!
Am Funk herrscht Hochbetrieb. Ein Segler ist scheinbar bei der Flusseinfahrt auf Grund aufgelaufen und steckt jetzt dort fest. Helfer sind unterwegs um die Feststeckenden aus dem Schlick zu befreien. Wir leiden mit!
Um 17 h sind wir auf der „Persian Sands“ zum Drink eingeladen (den Drink bringen wir selber mit!). Wir sind mit lauter Australiern zusammen, Penny und Peter, Liz und Steve (Liberté), Merinda und Bryan von der „Guiding Star“.

Donnerstag, 11.Oktober 2012: Kumai
Pünktlich um 4h20 versuchen uns die drei Muezzine von ihren Minaretten lauthals wieder zu überzeugen, dass Allah der Grösste ist. Und diesmal dauert es über eine ganze Stunde lang. Es ist fast nicht zum Aushalten, dabei würden wir doch so gerne noch ein bisschen schlafen!
Dank der Hilfe von Swen, über Funk, schaffe ich es irgendwie meine externe Festplatte doch noch zu installieren, Ufff!
So gegen 10h fahren wir per Dinghy an Land und machen einen langen Spaziergang durch den Ort. Wir laufen durch die Hintergassen und sehen sehr viel Interessantes. Das Mittagessen gibt es bei einer Strassenküche, für 3 SFr. Für 2 Personen inklusive 2 Eistees.
Gegen 14h kommt der gestern gestrandete Segler wohlbehalten hier in Kumai an.
Den Nachmittag verbringen wir an Bord und schwitzen ziemlich. Aber wir wollten ja unbedingt warm haben, oder?

Freitag, 12.Oktober 2012: Ausflug zu den Orang Utans
Um 3h35 schreit schon der erste Muezzin. Viel zu früh! Hat denn der keine Uhr? Den Zweiten höre ich erst um 4h40.
Um 8h werden wir von unserem „Klotok“, dem Holzschiff, das uns in den Tanjung Puting Nationalpark, zu den Orang Utans bringen wird, abgeholt. Auf den ersten Blick sind wir von dem Schiff ziemlich entäuscht und geschockt. Es sieht ziemlich „basal“ aus und nicht so bunt angemalt wie alle anderen Klotoks. Und vor allem sieht es nicht so schön aus wie im Internet, wo Penny und Peter die Tour gebucht haben (). Aber alles ist blitzsauber und der Motor läuft zuverlässig. Auf der „Persian Sands“ und auf der MABUHAY wird je eine einheimische Wache abgeladen, die 3 Tage auf die Schiffe aufpassen wird.
Wir haben eine 4-er Crew. Tinny, die Köchin, Badol der Kapitän, Achim sein Assistent und Iim unser Guide, der Englisch spricht. Wir bekommen ein absolutes Verbot in den Fluss zu springen: Krokodile!!! Wir tuckern 5¼ Stunden den Sekonyer River, einen Seitenarm des Kumai Rivers hinauf. Die Fahrt ist wunderschön und entspannend. Als erstes sehen wir eine kleine Wasserschlange, einen sehr eleganten Silberreiher, einen wunderschönen Vogel mit einem blauschillernden Schnabel und dann die ersten Affen. Zweimal einen Orang Utan in Freiheit, dann eine ganze Horde Nasenaffen (Mann, sind die hässlich!), dazu viele Langschwanz Makaken.

Der Nasenaffe kommt ausschließlich auf der Insel Borneo vor, er bewohnt die Küstenregionen und die tiefergelegenen Gebiete.
Auffälligstes Merkmal der Nasenaffen ist die große, gurkenförmige Nase, die allerdings nur die Männchen besitzen. Ihr Fell ist an der Oberseite gelblich-braun und an der Unterseite weiß gefärbt, Arme, Beine und Schwanz sind grau. Das haarlose Gesicht ist rot. Nasenaffen erreichen eine Kopfrumpflänge von 66 bis 75 cm, der Schwanz wird ebenso lang wie der Körper. Mit einem Gewicht von 16 bis 22 kg sind Männchen doppelt so schwer wie Weibchen (7 bis 11 kg).

Nasenaffen sind tagaktive Waldbewohner. Die Nacht und den Vormittag verbringen sie ruhend, den Höhepunkt ihrer Aktivität erreichen sie am Nachmittag und am Abend.

Sie leben in tiefergelegenen Regen- und Mangrovenwäldern, niemals weit vom Wasser entfernt. Sie können ausgezeichnet schwimmen und 20 m tauchend zurücklegen, oft springen sie direkt von den Bäumen ins Wasser. Nasenaffen gelten als die besten Schwimmer unter allen Primaten.

Sie leben in Gruppen von 5 bis 30 Tieren, die entweder Haremsgruppen (ein Männchen und viele Weibchen) oder reine Männchengruppen sein können. Während Weibchen eher bei ihrer Geburtsgruppe verbleiben, verlassen junge Männchen die Gemeinschaft bei Eintritt der Geschlechtsreife. Allerdings kommt es manchmal vor, dass erwachsene Weibchen sich von ihrem Partner trennen und sich einem anderen anschließen. Zur Nahrungssuche und zur Nachtruhe schließen sich oft mehrere Gruppen zu Verbänden zusammen.

Der genaue Nutzen der großen Nasen bei den Männchen ist unsicher, möglicherweise dienen sie der sexuellen Attraktivität: je größer die Nase, desto besser die Chancen bei den Weibchen.

Die Nahrung der Nasenaffen besteht zum überwiegenden Teil aus Blättern und Früchten, in
geringerem Ausmaß werden auch Blüten verzehrt.

Die Initiative zur Begattung geht vom Weibchen aus, indem sie ihre Lippen spitzt, den Kopf hin und her schwingt oder dem Männchen ihren Genitalbereich präsentiert. Rund 170 Tage nach der Paarung kommt meist ein einzelnes Jungtier zur Welt, im Gegensatz zu den Erwachsenen haben Neugeborene ein blaues Gesicht. Die Mutter säugt ihr Kind rund sieben Monate, danach bleibt es noch einige Zeit in engem Kontakt mit ihr. Die Geschlechtsreife tritt mit 5 bis 7 Jahren ein, bei Männchen später als bei Weibchen.


Nasenaffen und Menschen
Die Abholzung und Brandrodung der Wälder zugunsten von Palmölplantagen stellt den Hauptgrund der Bedrohung der Nasenaffen dar, in einem geringeren Ausmaß kommt die Jagd dazu, obwohl die Art eigentlich geschützt ist. Sie sind als unmittelbar bedrohte Art eingestuft, deren Handel verboten ist.

Gebietsweise nennen die Malaien den Nasenaffen Orang Belanda („Niederländer“).

Unterwegs gibt es Kaffee und Tee und später das Mittagessen. Um 13h15 sind wir im Camp Leakey. Es sind schon etwa 10 Klotoks hier. Am Steg erwartet uns schon das junge Orang Utan Girl Charlene und schaut uns mit grossen Augen an. Wir laufen ca. 30 Minuten bis zum Platz, wo die Orang Utans, (Orang heisst Mensch und Utan Wald) die „Waldmenschen“ gefüttert werden. Eigentlich sind die Orang Utans „frei“, obwohl sie hier gefüttert werden. Wenn sie wollten, könnten sie in die Wälder verschwinden.
Pünktlich um 14h kommen zwei Ranger und bringen Bananen und gesüsste Milch. Die Sachen werden auf einer Plattform abgestellt. Einige Affen warten schon auf den Bäumen darauf. Unter anderen auch TOM, der Affenkönig, der Orang Utan Boss. Er wurde im Camp geboren, ist 29 Jahre alt, etwa 120 Kilo schwer und ist ein absolut imposanter Kerl, aber für mich potthässlich. Zur Fütterung sind nicht sehr viele Orangs anwesend, nur sieben oder acht. Ein „Fremder“, ein einzelner Gibbonafffe, schwingt sich immer wieder sehr elegant auf die Plattform und klaut Bananen, wenn keiner hinschaut. Dann verschwindet er federnd auf einen Baum und vertilgt seine Beute. Das wiederholt er, bis er satt ist. Die Reste der Bananen verspeisen die Wildschweine, die unter der Plattform warten. Nach ungefähr 40 Minuten verlassen wir den Futterplatz und laufen zurück zum Schiff. Wir fahren wieder ein Stück den Fluss hinab um einen Schlafplatz für die Nacht zu suchen. Unterwegs gibt es frittierte Bananen und Cola. Es ist herrlich, direkt von unserem Ankerplatz aus können wir massenweise Nasenaffen und Langschwanz Makaken beobachten. Die bieten uns eine echt tolle Show, besser als Fernsehen. Wir geniessen den schönen Abend im Regenwald. Unsere Crew ist schon längst im Bett, als wir um 21h20 auch endlich Ruhe geben und auf die Matratzen unter den schön für uns vorbereiteten Moskitonetzen kriechen.

Der Borneo-Orang-Utan ist eine Menschenaffenart. Zusammen mit dem Sumatra-Orang-Utan bildet er die Gattung der Orang-Utans. Er ist auf Borneo endemisch.

Borneo-Orang-Utans teilen mit ihren sumatranischen Verwandten den an eine baumbewohnende Lebensweise angepassten Körperbau: die Arme sind sehr lang, die Hände hakenförmig, der Daumen kurz und nahe an der Handwurzel lokalisiert, die kurzen, beweglichen Beine und die handähnlichen Füße. Sie sind allerdings etwas stämmiger gebaut und schwerer als die Sumatra-Orang-Utans. Weitere Unterschiede liegen im längeren Fell, das dunkler und bräunlicher gefärbt ist, und in den Backenwülsten insbesondere der älteren Männchen: diese wachsen nach außen und sind nahezu unbehaart. Darüberhinaus ist der Bart meist kürzer und der Kehlsack der älteren Männchen größer. Mit bis zu 90 Kilogramm sind die Männchen deutlich größer als die Weibchen, die bis zu 50 Kilogramm erreichen.

Lebensweise
Borneo-Orang-Utans sind tagaktive Waldbewohner, zur Nachtruhe errichten sie ein Blätternest, das in der Regel nur einmal verwendet wird. Sie klettern langsam mit allen vier Gliedmaßen oder schwingen auf den Ästen. Insbesondere Männchen unternehmen auch Streifzüge am Boden - deutlich mehr als ihre sumatranischen Verwandten, was am Fehlen der Tiger auf Borneo liegen könnte.
Sie sind meist allein anzutreffen und einzelgängerischer als Sumatra-Orang-Utans. Männchen und Weibchen versuchen, feste Territorien zu etablieren, insbesondere jüngere Tiere verbringen ihr Leben aber als „Wanderer“, die ohne Revier ständig umherstreifen. Werkzeuggebrauch ist bei ihnen deutlich seltener als bei ihren sumatranischen Verwandten.
Borneo-Orang-Utans sind Pflanzenfresser, die sich vorwiegend von Früchten, aber auch von Blättern, jungen Trieben und Baumrinde ernähren.

Bedrohung und Schutz
Der Borneo-Orang-Utan zählt zu den bedrohten Arten, ja sie ist sogar sehr stark gefährdet. Hauptgrund dafür ist der Verlust seines Lebensraumes: die Wälder werden zur Holzgewinnung oder zur Errichtung landwirtschaftlicher Flächen (etwa für Palmöl) in großem Ausmaß gerodet. Hinzu kommen die Bejagung und der illegale Handel mit Jungtieren, die als Haustiere gehalten werden. Verschärft werden diese Faktoren durch die langsame Reproduktionsrate der Tiere: so bringt ein Weibchen nur alle vier bis acht Jahre ein Jungtier zur Welt.
Ihr Verbreitungsgebiet ist daher stark verkleinert und zerstückelt, insgesamt ist die Art aber noch häufiger als der Sumatra-Orang-Utan. Schätzungen über den Gesamtbestand sind schwierig und reichen von 15.000 bis 44.000 Tiere.

Wurden früher die beiden Orang-Utan-Populationen aus Sumatra und Borneo als Unterarten einer Art zusammengefasst, so werden sie heute aufgrund von Unterschieden im Körperbau und Lebensweise als zwei getrennte Arten zusammengefasst.

Samstag, 13.Oktober 2012: Ausflug zu den Orang Utans
Wir haben alle vier herrlich geschlafen, ich viel besser als erwartet. Heute ist es nicht der Muezzin, der uns weckt, sondern die Crew, die um 4h anfängt herumzuhantieren. Das Morgenkonzert der Vögel ist wunderschön. Die Crew fischt und hat schon zwei schöne Fische erwischt. Um 6h gibt es schon Frühstück und unsere Betten werden weggeräumt. Um 7h15 fahren wir den Fluss wieder hinauf ins Camp Leakey (besteht seit 1971). Unterwegs bleiben wir stecken, weil eine schwimmende Pflanzeninsel den Weg versperrt. Unsere Crew manövriert so lange mit dem Schiff hin und her, bis sie das Hindernis aus dem Weg geräumt und am Ufer gesichert haben. Im Camp sind wir heute das erste Schiff. Charlene ist wieder da und staunt. Mit einem Ranger machen wir eine 2-stündige Wanderung (etwa 10 km) durch den Nationalpark, wo uns sehr viel Interessantes erklärt wird. Anschliessend besuchen wir noch das Informations-Center. Zurück auf dem Klotok gibt es Mittagessen. Am Nachmittag sind wir wieder bei der Fütterung anwesend. Heute kommt TOM nicht! Dafür einige Mütter mit ihren Jungen. Eine Mutter nimmt einem Touristen die Wasserflasche weg, öffent den Schraubverschluss und trinkt aus der Flasche. Es ist genau wie bei den Menschen, die Kleinen sind zum Knuddeln. Die Alten hingegen.....
Nun geht es flussabwärts, etwa 1½ Stunden, wo wir an einem Steg für die Nacht festmachen. Ganz viele Nasenaffen hocken auf den Bäumen und beobachten uns. Vor dem Abendessen fischt Paul bis es ganz dunkel ist. Er erwischt ein kleines Schwänzchen, etwa 7 cm lang.
Zum Abendessen gibt es den Fisch, der heute morgen von der Crew gefangen wurde. Wir bekommen zwei Köpfe und zwei Schwänze!!!!!!!!!

Sonntag, 14.Oktober 2012: Ausflug zu den Orang Utans
Heute fängt die Crew erst um 5h an, herumzuhantieren. Wir bleiben bis um 6h liegen und geniessen das herrliche Vogelkonzert. In der Nacht hat es ganz kurz ein paar Tropfen geregnet. Während des Frühstücks sehen wir einen wilden (freien) Orang Utan. Er hockt gemütlich auf einem sehr hohen Baum, frisst genüsslich junge Blätter, gibt uns eine turnerische Glanzvorstellung und verschwindet, als wir ihm zu langweilig werden. Toll! Um 7h15 wird der chinesische Einzylinder-Motor angekurbelt und wir tuckern ein Stück weit den Fluss hinunter. Der Fluss liegt wunderschön und spiegelglatt vor uns in der Morgensonne. Wir sind heute die ersten, die ihn hinunterfahren. Wir kommen uns vor wie Katharine Hepburn und Humphrey Bogart auf der „African Queen“ (Film aus dem Jahre 1951). Nur ein Krokodil habe ich noch nicht gesehen. Die anderen schon, immer dann, wenn ich in eine andere Richtung geschaut habe! Aber dafür sehen wir ein paar wunderschöne, bunte Eisvögel und eine dicke Eule. Unterwegs wird noch ein Holzsteg, der sich irgendwo losgerissen hat und den Weg versperrt, eingefangen und am Ufer festgebunden. 1½ Stunden flussabwärts besuchen wir wieder eine Orang Utan-Fütterung. Auch hier sind meist Mütter mit ihren Jungen. Es ist erstaunlich wie schon die Kleinsten spielend auf die höchsten Bäume klettern. Paul wird nur schon beim Zuschauen schlecht. Überhaupt sind diese „Waldmenschen“ wahre Klettermeister. Sie schwingen sich von einem Baum zum anderen quer durch den Urwald. Manchmal in Zeitlupe, aber manchmal auch blitzschnell um der erste bei den Bananen zu sein. Oft hängen sie auch einfach nur an einem Arm oder Bein an den höchsten Ästen herum und bestaunen uns....
Nach einer kleinen Wanderung geht es zum Mittagessen zurück auf's Schiff. Es gibt viele kleine fritierte Fischlein, die unsere Crew gestern Abend und heute Morgen im Fluss gefangen haben. Wir essen sie mit Köpfen und Schwänzen und allem Drum und Dran. Mmm..., gut! Während des Essens fahren wir wieder 1½ Stunden den Fluss hinab und machen bei einem Dorf halt. Wir besuchen das Dorf und sehen hier zum ersten mal in Indonesien so etwas wie Gärtchen mit Tomaten, Bohnen usw. vor den Häusern. Das Dorf ist sehr basal, aber sauber! Um 15h sehen wir noch die letzte Fütterung der Orang Utans. Aber vorher schüttet es noch etwa eine ½ Stunde lang aus allen Rohren. Bei dieser Fütterung treffen wir auf Andrea und Jim von der „Island Prism“. Sie fahren flussaufwärts, wir flussabwärts. Um 16h15 legen wir ab. Unterwegs sehen wir wieder sehr viele Nasenaffen. Plötzlich gibt es einen mächtigen Gewitterregen der auf's Schiffdach trommelt. Um 18h15 sind wir zurück auf der MABUHAY und freuen uns jetzt auf einen Teller Nudeln. In den letzten 3 Tagen hatten wir bei 5 Hauptmahlzeiten 5 mal Reis. Paul hat, ohne zu motzen, immer sehr brav Reis gegessen, aber den Fisch hat er immer verweigert (aber selber fischen wollte er).
Aber es war ein ganz tolles Erlebnis, diese Orang Utans herumturnen zu sehen. Ein richtiges Highlight! Vor allem TOM, der Affen-Big-Boss war sehr eindrücklich, auch wenn er (für mich) ziemlich hässlich ist.

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