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Von Tonga nach Neuseeland

6.11. - 22. 11.2011

Sonntag, 6.November 2011: Tonga, Vava'u – Minerva Riff
Es ist ein wunderschöner, sonniger und sehr friedlicher Sonntagmorgen. Das Wasser ist glasklar und wir können bis auf den Grund (etwa 7m) des Meeres schauen. Wir baden ein letztes Mal in Tonga, in diesem herrlich türkisfarbenen Wasser. Es hat fast keinen Wind, trotzdem beschliessen wir zusammen mit „sail away“, heute noch los zu fahren. Wenn es sich ergibt ankern wir im Minerva-Riff, sonst segeln wir direkt nach Opua, in Neuseeland, je nach Wind. Wir haben genug vom Warten und wollen los. Um 10h50 ist es soweit. Wir motoren durch die Inselwelt der Vava'u-Gruppe und kaum im offenen Meer draussen, können wir segeln. Mit bis 23 Knoten Wind (gemeldet waren 8 Knoten!!!) läuft es nicht schlecht und wir kommen gut voran. In der Nacht, zwischen 21h und 23h kommen wir an neuen, vulkanischen Inseln vorbei. Diese Inseln gibt es erst seit 1995 oder so. Plötzlich biept es an unserem Kartenplotter und wir haben keine GPS-Anzeigen mehr. Immer und immer wieder biept das Gerät und macht uns ganz nervös. Auch die zwei GPS, die wir unten am Laptop und am Navigationstisch haben fallen zeitweise aus. Und plötzlich, nach zwei Stunden, ist der Spuk wieder vorbei, so wie er gekommen ist. Alles funktioniert wieder tadellos. Was war das? Magie? Zauberei? Oder haben etwa die Amerikaner an ihren GPS-Satelliten herumgefummelt? Oder waren da irgendwelche magnetischen Kräfte wegen der vulkanischen Tätigkeit in diesem Gebiet am Werk? Huch, ist ja auch egal Wir sind heilfroh, dass alles wieder gut funktioniert.

Montag, 7.November 2011: Tonga, Vava'u – Minerva-Riff, 127sm
Um 04h müssen wir ca. eine Stunde lang motoren, weil der Wind aus allen Richtungen kommt. Danach läuft es wieder sehr gut. Beim Motoren stellen wir fest, dass die Welle und die Schraube der MABUHAY jetzt Vibrationen erzeugt, die wir VOR unserer Riff-Berührung in Samoa noch nicht hatten. Wurde bei der Havarie die Schraube auch beschädigt?
Rund um uns sehen wir auf dem Radar 4 Schiffe. Die „sail away“ liegt ein Stück hinter uns.
Gegen Abend erreicht uns via Pactor ein e-mailmässiger Hilferuf, von unserem Schwesterschiff „Sanuk“. Eva und Sepp, die beiden Österreicher befinden sich mit ihrer „Sanuk“ in Franz. Polynesien, auf den Tuamotus. Sie haben jetzt genau das gleiche Problem mit der hydraulischen Steuerung und dem Autopiloten, das wir im Juli auch hatten. Das Hydraulik-Öl läuft irgendwo raus und sie können nicht erkennen wo. Natürlich findet das Ganze in der Nacht statt. Sie steuern mit Hilfe der Notpinne in ein Atoll rein, wo sie jetzt vor Anker sind. Oh nein, das erinnert uns wieder an den 17.Juli 2011, auch in den Tuamotus, und wir kennen die Gefühle die man bei einem solchen Problem hat! Puh, nur gut, dass ich da meinen eigenen, Super-Bordmechaniker dabei hatte. Sepp muss nun Hydraulik-Öl besorgen (etwa 5 Liter) und fragt Paul an, wo und wie man das Öl einfüllt und wo und wie man danach das ganze System entlüftet. Wir sind gerade mitten in einem Höllenritt, während ich mich an den Computer setze und gemäss Diktat von Paul Bedienungsanweisungen an Sepp schreibe. Mir ist himmelschlecht und die blauen Flecken sind auch schon vorprogrammiert. Wir wünschen der „Sanuk“ gutes Gelingen!

Dienstag, 8.November 2011: Tonga, Vava'u – Minerva-Riff, 140sm
Die ganze Nacht war wieder einmal Rodeoreiten für Fortgeschrittene angesagt. Bis zu 24 Knoten Wind, gemeldet waren 15 Knoten, und trotz immer und immer wieder reffen, rasen wir mit etwa 8 Knoten Geschwindigkeit durch die Nacht. Am Morgen ist die „sail away“ etwa 10sm (18,5km) hinter uns. Es hat zwar unangenehm grosse Wellen, in die sich die MABUHAY immer wieder „einstampft“, aber sonst läuft es gut und wir sind zufrieden. Wir haben die Nachtwachzeiten von 3 Stunden auf 2 Stunden verkürzt. Wenn man müde ist und die Augen kaum noch offen halten kann, sind 3 Stunden einfach unendlich lang.
Ou, ich bin sauwütend! Paul hockt sich auf meine beste Sonnenbrille. Sie geht kaputt und er schmeisst sie einfach über Bord! Selbstverständlich bin ICH daran schuld...
Nach dem Mittagessen kommt Paul mit vier (4!) Reserve-Sonnenbrillen an und putzt sie alle vier fein säuberlich für mich!!! Den ganzen Nachmittag rennt die MABUHAY zackig dahin.
Mit jeder Seemeile die wir südlicher kommen, wird es merklich kühler. Ich ziehe für die heutige Nachtwache sogar Socken an. Man stelle sich das einmal vor: S O C K E N !

Mittwoch, 9.November 2011: Tonga, Vava'u – Minerva-Riff, 150sm
Die Nacht war eine sehr helle Mondnacht und wir segeln mit 18-20 Knoten Wind zügig voran.
Gegen 8h geht der Wind zurück auf etwa 10-12 Knoten, wie vorausgesagt, und die Wellen beruhigen sich. Somit schlägt die MABUHAY nicht mehr so heftig mit dem Bug auf die Wellen.
Um 9h20 macht unser Kartenplotter kurz „Biep“ und das GPS mit der ganzen Positionsanzeige fällt aus! Paul bekommt fast einen Herzinfarkt. Ungefähr 50 Minuten lang kommt und geht die GPS-Anzeige, immer mit einem nervtötenden „Biep!“ Paul ist einem Nervenzusammenbruch nahe, er will NIE MEHR segeln!!! Und das 16 sm vor der Einfahrt zum Minerva-Riff, wo man sich auf die genauen Positionsanzeigen verlassen können muss....
Paul geht ans Heck der MABUHAY und fummelt ein wenig am GPS herum. Ich sitze am Bildschirm und überwache die Reaktionen. Und siehe da: es tut plötzlich wieder. Also doch keine Zauberei, Magnetfelder oder Bermudadreiecke, sondern „nur“ ein Wackelkontakt? Wir sind noch nicht so ganz richtig sicher. Wir stehen mit der „sail away“ in Funkverbindung.
Die Durchfahrt ins (Nord) Minerva-Riff schaffen wir problemlos, obwohl wir beide ganz komische Gefühle im Bauch haben. Alles was „Riff“ heisst, bereitet uns seit dem 2.Oktober 2011 in Samoa, Insel Savaii, Herzklopfen und Bauchgrummeln. Jetzt weiss ich wieso dieses Riff „Minerva-Riff“ heisst. Das kommt bestimmt von:“Mini Närve“ (auf Deutsch: meine Nerven)! Paul sitzt am Steuer und ich bin am Bug vorne und halte Ausschau. Der GPS funktioniert gut und die elektronische Seekarte stimmt ganz genau (das ist leider nicht immer so!!!).
Um 14h15, nach ca. 417sm und 3 Tagen und 3½ Stunden ankern wir im Minerva-Riff. Die „sail away“ kommt ca. 1½ Stunden nach uns auch gut hier an. Jetzt liegen hier 9 Boote vor Anker (unter anderen auch die deutsche MANGO).
Dieses Minerva-Riff ist ein Wahnsinns-Bauwerk der Natur! Ein kreisrundes Atoll, mitten im Pazifik. Der Innendurchmesser ungefähr 4.5 – 5 km. Im Atoll eine Tiefe von etwa 14–21m. Auf dem Riff hat es nichts, keine einzige Palme oder so, nur einen kleinen Leuchtturm, der nachts blinkt. Und von aussen donnert unaufhörlich der Pazifik an das Riff. Bei Ebbe schaut das Riff etwa 90 cm aus dem Wasser. Das ist beeindruckend und ein neues Gefühl für uns, so mitten im weiten Meer zu ankern.
Gegen 17h kommen Anne und Werner zu uns an Bord und wir trinken zusammen das selbstgebraute Bier, das wir von den Schweizern Claudia und Felix, an unserem letzten Tag in Tonga, auf Ankerplatz Nr.7 erhalten haben. Mmm..., das ist prima, Prost!

Hier noch eine skurrile Geschichte über das Minerva-Riff. Diese Ami's!!!

Republik Minerva
Wahlspruch: Land of the rising Atoll
Amtssprache: Englisch
Staatsform: Republik
Staatsoberhaupt und Regierungschef: Morris C. Davis (1972-1973, 1982)
Fläche: 0,0082 km²
Währung: Minerva Dollar
Unabhängigkeit: 19. Januar 1972
Zeitzone: UTC+12
Internet-TLD: keine
Telefonvorwahl: keine

Die Republik Minerva war ein Versuch, eine Mikronation auf einem Atoll im Pazifik zu gründen. Der Initiator dieses Projekts war Michael Oliver, ein Immobilienunternehmer und Millionär aus Las Vegas. Oliver bildete eine Gesellschaft, die Ocean Life Research Foundation, die angeblich einige hundert Millionen US-Dollar für das Projekt zur Verfügung hatte und Büros in New York und in London unterhielt.

Die unbewohnten Minerva Riffe 500 km südöstlich von Tongatapu (Tonga) und 300 km südlich von Ono-i-Lau (Fidschi) wurden als Staatsgebiet des neuen Staates ausgewählt. 1971 wurde mit dem Bau einer künstlichen Insel begonnen. Mit Lastkähnen wurde Sand aus Australien nach Minerva transportiert, um das Niveau des Riffs anzuheben und die Voraussetzungen für den Bau eines kleinen Turms zu schaffen. Am 19. Januar 1972 wurde die Unabhängigkeit der Republik Minerva ausgerufen und die Flagge des neuen Staates wurde auf dem Minerva Riff gehisst. Die Unabhängigkeitserklärung des neuen Staates wurde den Anliegerstaaten übermittelt, und eine eigene Währung wurde herausgegeben. Im Februar 1972 wurde Morris C. Davis als provisorischer Präsident der Republik Minerva gewählt.

Am 24. Februar 1972 fand eine Konferenz der Nachbarstaaten Australien, Neuseeland, Tonga, Fidschi, Nauru, Westsamoa und der Cookinseln statt. Tonga erhob Anspruch auf das Minerva Riff.
Am 15. Juni 1972 wurde die folgende Bekanntmachung im Amtsblatt der Regierung von Tonga veröffentlicht:

PROKLAMATION
Seine Majestät, König Taufa’ahau Tupou IV. gibt hiermit bekannt:
Weil die Riffe, die als Nord Minerva Riff und Süd Minerva Riff bekannt sind, lange als Fangplätze für die Fischer aus Tonga gedient haben und seit langem als zum Königreich von Tonga gehörend betrachtet werden, die Inseln Teleki Tokelau und Teleki Tonga genannt werden; und weil es angebracht ist, dass wir die Rechte des Königreiches von Tonga auf diese Inseln jetzt sichern sollten; bekräftigen wir hiermit und bestätigen, dass die Inseln, die Felsen, die Reefs, die Küsten und die Wasserflächen, die innerhalb eines Radius von zwölf Meilen liegen, ein Teil unseres Königreiches Tonga sind.

Die Streitkräfte von Tonga beendeten die Bauarbeiten, holten in Anwesenheit des Königs die Flagge der Republik Minerva ein und annektierten das Atoll. Tongas Anspruch auf das Land wurde im September 1972 vom Südpazifik-Forum anerkannt. Der provisorische Präsident Davis wurde von Michael Oliver entlassen und das Projekt brach zusammen.

1982 versuchte eine Gruppe Amerikaner, die wieder von Morris C. “Bud” Davis angeführt wurde, erneut das Riff zu besetzen, nach drei Wochen wurden sie jedoch von Tonganischen Truppen gezwungen, die Insel zu verlassen.

In den letzten Jahren haben einige Gruppen versucht, Minerva wiederherzustellen. Im Oktober 2003 proklamierte Prinz Calvin aus Charleston (USA) im Internet das Fürstentum Minerva, während andere behaupteten, die früheren Republik zu repräsentieren. Bis heute hat keine der Gruppen den Versuch gemacht, das Minerva Riff in Besitz zu nehmen.

Im November 2005 stellte Fidschi einen Antrag bei der Internationalen Meeresbodenbehörde (International Seabed Authority) hinsichtlich eines territorialen Anspruches auf Minerva. Tonga hat einen Gegenanspruch erhoben. Die Minerva „Fürstentum“ Gruppe behauptet auch, einen Gegenanspruch erhoben zu haben.

Donnerstag, 10.November 2011: Minerva-Riff
Wir haben 11Stunden geschlafen wie die Murmeltiere, auch wenn die MABUHAY leicht vor sich hinschaukelt, wegen den Wellen, die über das Riff kommen. Das Wetter ist heute ziemlich bedeckt und wesentlich kühler, ca. 6° weniger, als in Tonga.
Nun befinden wir uns also im Minerva-Riff und warten hier auf „besseren Wind“. Der Deutsche Wetterguru Winfried Lütke, selber ein Segler, der die Südsee seit mehreren Jahren kennt, berät die Segler über e-mails, via Pactor, über die momentanen Wetterbedingungen. Für uns heisst das warten, bis sich das Tief im Osten von Neuseeland entschlossen hat, wohin es ziehen will.
Um 15h fliegt ein Militärflugzeug (mit nur 3 von 4 laufenden Motoren, das sieht Paul natürlich sofort!) sehr tief, etwa 6 Mal über die geankerten Schiffe hinweg. Es ist ein Flugzeug der New Zealand Airforce, das über Funk wissen will, welche Schiffe sich hier befinden und wo sie hinsegeln wollen. Puhhhh, wir fühlen uns SEHR ÜBERWACHT!!! Big Brother...????
Gegen 16h kommen Karen, Peter und die Kinder Niklas und Ilka von der MANGO zu uns an Bord. Bis fast um 19h30 haben wir gegenseitig sehr viel zu erzählen.
Von der „Sanuk“ kommt ein e-mail. Sie haben einen guten Mechaniker gefunden, der ihnen mit dem Hydraulik-Problem helfen kann. Leider haben sie jetzt noch ein zweites Problem dazu. Die Ankerkette hat sich um einen Korallenblock gelegt und beim Heben des Ankers, ist die Ankerwinsch kaputt gegangen.

Freitag, 11.November 2011: Minerva-Riff
Soeben sind die Schweizer Daniel und Oliver mit ihrer „yellow dog“ hier eingetroffen. Jetzt sind 12 Schiffe hier.
Heute ist ein herrlich sonniger Tag mit sehr wenig Wind. Um 13h30 holen uns Anne und Werner mit ihrem Dinghy ab und wir fahren hinaus zum Riff. Wir machen eine ca. 1½-stündige Riffwanderung.
Das Riff ist mächtig breit, bestimmt 100m, was wir nicht erwartet hätten. In den Wassertümpeln flitzen die eingeschlossenen kleinen Fische erschreckt hin und her.
Während wir auf dem Riff sind, kommt ein weiteres Segelschiff ins Atoll und ein graues Kriegsschiff, die P202, nähert sich.
Danach gibt es auf der „sail away“ Kaffee und von der MABUHAY Paul's und meinen vakuumverpackten Schokoladen-Geburtstagskuchen. Jetzt ist endlich Gelegenheit den zu essen.

Samstag, 12.November 2011: Minerva Riff
Auch heute ist wieder sehr schönes sonniges Wetter. Das Wasser im Atoll ist traumhaft blau, blau, blau! Am Funk hören wir, dass es in der Vava'u-Gruppe in Tonga ein Erdbeben gab, 5,7 auf der Richterskala. Überhaupt gibt es heute nur ein einziges Thema unter den Seglern: das Wetter! In Tonga Vava'u heftige Regenfälle, in Tonga Nukualofa wird das gleicher erwartet. Und bis zu 60 (!!!) Knoten Wind.
Wir machen mit Anne und Werner eine 1-stündige Riffwanderung. Heute läuft viel mehr Wasser übers Riff als gestern und das Laufen ist sehr mühsam. Und wieder klatschen grosse Brandungswellen aussen ans Riff.
Das graue Kriegsschif hat die Nacht beim Eingang ins Atoll vor Anker verbracht. Jetzt umrundet es unermüdlich das Atoll auf der Aussenseite. Schon wieder Big Brother? Werden wir beschützt oder bewacht? Wir wissen nicht zu welchem Land das Schiff gehört. Fidschi, Tonga oder Neuseeland? Seit mehreren Jahren wird ja um das Minerva-Riff gestritten.
Jetzt wissen wir es! Das Kriegsschiff ist ein Patrouillen-Boot der Tongan Navy. Kurz nach dem Mittag entsendet es ein Schlauchboot mit 4 Soldaten. Zwei Männer kommen zu uns an Bord. Sie wollen den Namen des Skippers wissen und unser Ziel. Die Tongan Navy hat drei solcher Patrouillen-Boote und auf jedem sind 18 Mann stationiert. Die zwei Männer die zu uns an Bord kommen sind zwar sehr nett, aber sie hinterlassen mit ihren groben schwarzen Schuhen überall schwarze Tapsen auf unserem weissen Deck. Alle Segler werden von der Navy besucht und befragt. Gegen 16h30 kommen die „yellow dog's“ mit den Schweizern Oliver, Daniel und Gast Ruedi zu uns zu „einem“ Bierchen. Abends um 20h kommen vier der Navy Soldaten im Schlauchboot zu uns und fragen, ob wir Lobster haben wollen. Sie gehen im Dunkeln auf's Riff um Lobster zu fangen. Dafür wollen sie dann Zigaretten haben. Wir haben KEINE Zigaretten und wollen KEINE Lobster.
Aber die „yellow dog's“ wollen, bekommen aber nie welche...! Sie verabschieden sich um 01h von uns!!! Mann oh Mann, hatten wir viele Seglerstories zu erzählen!

Sonntag, 13.November 2011: Minerva-Riff – Neuseeland, 1.Tag
Es ist schönes Wetter. Aber auch heute wieder grosse Diskussionen an der Funke wegen dem Wetter. „sail away“ und wir beschliessen heute noch nach Neuseeland loszusegeln. Wir flüchten vor dem angesagten Unwetter, mit bis zu 60 Knoten Wind, das über Minerva rauschen soll. Um 14h30 heben wir gleichzeitig mit der „yellow dog“ den Anker. Während wir schon am Wegsegeln sind, merken wir, dass die „sail away“ Probleme mit der Ankerwinsch hat. Nach etwa 2sm kehren wir um, um der „sail away“ zu helfen. Werner schafft es, die Kette und den Anker von Hand hochzuziehen und so fahren wir dann um 15h45 zusammen aus dem Riff. Jetzt sind noch 5 Schiffe im Minerva-Riff.

Montag, 14.November 2011: Minerva-Riff – Neuseeland, 2.Tag, 117,9sm
Es ist sehr bewölkt. In der Nacht hat es kurz aber heftig geregnet. Seit dem Start von Minerva läuft es super gut und wir rasen mit gerefften Segeln nur so dahin. Die „sail away“ und die „yellow dog“ sind ein Stück hinter uns.
Gegen 11h überfahren wir den 180. Längengrad und sind somit wieder auf der östlichen Seite der Weltkugel. Wir haben mehr als die Hälfte der Welt umsegelt. Unser östlichster Punkt wo die MABUHAY war, ist irgendwo im Golf von Napoli, in Italien.
Der Morgen ist sehr bewölkt, der Nachmittag strahlend blau.

Dienstag, 15.November 2011: Minerva-Riff – Neuseeland, 3.Tag, 136,9sm
Die ganze Nacht läuft es sehr gut mit 20-22 Kn Wind und etwa 2m Welle. Die Wellen sind ziemlich uneinheitlich und unangenehm, aber wir haben schon viiiiel Schlimmeres erlebt. Tags ist es leicht bewölkt und angenehm warm. Leider werden die Wellen immer höher und manche kommt über den Bug und sogar übers Dach.

Mittwoch, 16.November 2011: Minerva-Riff – Neuseeland, 4.Tag, 123sm
Die Nacht war sehr unruhig und kalt!Gegen morgen wechselt der Wind immer mehr von SSE auf S. Die Wellen haben sich ein wenig beruhigt. An der Funke hören wir die Positionsmeldungen der anderen Segler, die alle Richtung Neuseeland unterwegs sind. Wir sind mitten drin und mein Skipper befindet, wir seien sehr gut dran mit unserer „Reiselimousine“. Alle Segler jammern über die Kälte! Bei uns waren gestern Abend 22° im Schiff und draussen etwa 16°. Wir tauschen immer mehr die T-Shirts und kurzen Hosen gegen wärmere Sachen aus.

Donnerstag, 17.November 2011: Minerva-Riff – Neuseeland, 5.Tag, 109,1sm
In der Nacht fängt der Wind an zu schwächeln und geht auf 10 Knoten zurück. Wir müssen teilweise motoren, weil der Wind plötzlich genau auf unsere Nase kommt. Wieder hören und spüren wir die Vibrationen von Welle und Schraube.
Paul ist unser Müllmann. Sehr gewissenhaft zerkleinert er alles, was nicht ins Meer geschmissen werden darf. Er zerschnippelt PET-Flaschen ,plastifiziertes Papier und Karton und allen Plastik mit der Schere in kleinste Teile und füllt sie akribisch in zwei 5 Liter Wasserflaschen ab.

Freitag, 18.November 2011: Minerva-Riff – Neuseeland, 6.Tag, 107,4sm
In der Nacht geht der Wind fast ganz weg und wir versuchen krampfhaft das letzte bisschen Wind auszunutzen. Während dieser Zeit motoren unsere beiden Begleitschiffe schon längst und lassen uns weit zurück. Besonders die „sail away“ motort direttissima südwärts und lässt uns buchstäblich in den Weiten des Pazifiks stehen. Die „yellow dog“ ist etwa auf gleicher Höhe wie wir, aber ungefähr 60km weiter östlich. Wir kämpfen den ganzen Tag, damit wir den „richtigen“ Kurs nach Opua halten können. Das ist sehr mühsam, weil der Wind unheimlich unkonstant ist. Wir segeln soviel südwärts wie es irgendwie geht.
Am Abend erzählt Werner von der „sail away“ am Funk, dass sein Motor immer wieder kleine Aussetzer hat. Paul stellt sofort die Ferndiagnose: Dieselfilter verdreckt, müssen gewechselt werden, und zwar bevor es dunkel ist! Er gibt Werner Instruktionen und dieser befolgt sie subito. Der Motor hat KEINE Aussetzer mehr und Werner bedankt sich für die gute „Funkseelsorge“!

Samstag, 19.November 2011: Minerva-Riff – Neuseeland, 7.Tag, 108,9sm
Um Mitternacht geht wieder einmal ein Höllenritt los. Waschmaschinen-Schleudergang! Es hat bis 27 Knoten Wind und 3-4m hohe Wellen. Wir können den Kurs nicht mehr halten, es treibt uns viel zu sehr östlich. Am Morgen gehen wir auf den anderen Bug und segeln, nein, bull-riden jetzt wieder zurück nach Westen. Die ganze Strecke die wir östlich gesegelt sind, war für die Katze! Es ist total ungemütlich und mühsam. Aber:die Sonne scheint!

Sonntag, 20.November 2011: Minerva-Riff – Neuseeland, 8.Tag, 95,9 sm
Die ganze Nacht „gurken“ wir etwa 200sm (ca. 360km) vor der Neuseeländischen Küste herum.
Mit dem herrschenden Wind aus SE können wir unseren Kurs nach Opua nicht halten. Wir warten sehnsüchtig auf den angekündigten Westwind. Alle Seemeilen, die wir kreuzend hinter uns legen, bringen uns kein Bisschen näher zu unserem Ziel. D.h., schon wieder alles für die Katze! Und gegen 20 Kn Wind und hohe Wellen WOLLEN wir NICHT andampfen! Die „sail away“ motoren eisern und ununterbrochen gegenan. Sie haben noch 38sm vor sich. Die „yellow dog“ und wir haben noch ca. 180sm vor uns!
Ich schäle 5 riesige, wunderschöne Knoblauchknollen. Meine Hände riechen jetzt wie als es zu Hause Fondue gab. Ah, Fondue, das wär doch jetzt etwas Gutes!!! Wir wissen, dass uns der Zoll in Neuseeland den Knoblauch wegnimmt und deshalb lege ich ihn lieber in ein Glas in Öl ein, weil er mich nämlich sonst enorm reuen würde.
Endlich, gegen Mittag dreht der Wind auf die lange ersehnte Richtung West. Zwar nur mit 10-12 Knoten, aber wir können ganz langsam und gemütlich auf dem 174.Längengrad nach Süden segeln. Wir beschliessen, dass wir nicht mitten in der Nacht in Opua eintreffen wollen, und deshalb fangen wir schon wieder an zu „bremsen“.

Montag, 21.November 2011: Minerva-Riff – Neuseeland, 9.Tag, 96sm
In der Nacht nimmt der Wind wieder zu auf 14-15 Knoten, aber die Richtung ist immer noch gut. Um 8h30 haben wir noch 96 sm bis nach Opua. Die schaffen wir heute nicht mehr bei Tageslicht. Der Wind nimmt stetig bis auf 30 Knoten zu. Wir müssen reffen und „bremsen“ wie verrückt. Nun sind nur noch zwei kleine Zipfelchen Segel draussen. Die Wellen sind etwa 3-4m hoch und sehr ungemütlich! In einem Stauraum geht eine Flasche Cognac aus Venezuela zu Bruch. Auch in der Bilge hat es jetzt Cognac und das ganze Schiff riecht wie eine Schnapsbrennerei.
Die „sail away“ ist gestern Abend in Opua angekommen, die „yellow dog“ will heute Abend ankommen und wir NICHT im Dunkeln, also morgen früh. Das haben wir den Zollbehörden in Opua bereits mitgeteilt. Das muss man nämlich.
Brrr...., es ist kalt,jetzt friert sogar Paul! Es ist schon verrückt mit diesem pazifischen Segelrevier. Entweder hat es ZU WENIG Wind oder ZU VIEL Wind, aber etwas „NORMALES“ gibt es einfach nicht! Und wenn die Windstärke dann wirklich einmal stimmen würde, kommt der Wind ganz bestimmt aus der „falschen“ Richtung! Also dieses Neuseeland müssen wir uns wirklich schwer erkämpfen und verdienen...
Unterwegs sehen wir kurz eine dunkle Rückenflosse. Vielleicht ein Pilotwal?

Dienstag, 22.November 2011: Minerva Riff – Neuseeland, Opua, 85,2sm
Bis um 02h bläst es heftig mit 27-30 Knoten und die Wellen schleudern uns nur so herum. Danach, endlich, endlich lässt das Gebläse nach und die Wellen beruhigen sich sehr schnell. Jetzt, um 02h sehen wir das erste Zeichen aus Neuseeland. Es ist der Leuchtturm vom Cape Brett, der uns alle 15 Sekunden zublinzelt. Und: es riecht nach Heu! Echt, kein Witz! Wir riechen es beide!
Um 5h50 gibt der Wind endgültig auf und wir müssen das letzte Stück noch motoren. Zur Begrüssung kommt uns ein Grüppchen Delfine mit einem Baby- Delfinchen entgegen. Das Wetter ist nicht so wirklich toll. Es regnet zwar nicht, ist aber sehr kalt und grau, fast neblig, wie in der Schweiz ein trüber Nebeltag. Weiter in der Bucht kommen uns wieder Delfine entgegen, ganz viele und sehr grosse.
Um 9h45 sind wir am Quarantäne-Steg in der Marina von Opua in Neuseeland festgemacht. Sofort kommen zwei Beamte von der BIOSECURITY an Bord. Sie kontrollieren unsere Lebensmittelvorräte und nehmen uns die restlichen 5 Zwiebeln, ganz viel Mayonnaise und ein ganz kleines bisschen Eipulver (mitsamt der Vorratsdose) weg. Sie sind aber sehr nett. Den Müll dürfen wir ihnen gratis zum Entsorgen abgeben. Danach kommt ein Mann von der Immigration und sofort haben wir den Visastempel für drei Monate in den Pässen. Jetzt kommt noch eine junge Frau von der Marina vorbei und begrüsst uns mit einer schönen Basttasche. Darin hat es ein kleines Fläschchen mit 50ml Rum, einen Plan der Umgebung und ganz viele Prospekte von Geschäften und Restaurants. Nach einer Stunde ist die ganze Einklarierung erledigt und wir können die MABUHAY zum Steg B auf Platz 17 verlegen. Die „yellow dog“ liegt auch an diesem Steg und wir trinken auf unsere Ankunft ein Bier bei uns an Bord. Danach besuchen wir die“sail away“ beim Werftsteg. Anne und Werner haben diverse Arbeiten an ihrem Schiff zu erledigen und sie sind dabei, dafür Abklärungen zu treffen. Werner möchte ein Auto kaufen und bittet Paul, das Auto vorher anzuschauen. Paul rät zum Kauf und das Vehikel, ein Toyota Van wechselt sofort den Besitzer.
Nun sind wir also glücklich in Neuseeland angekommen und geniessen es richtig, wieder an Land zu sein. Vom Minerva-Riff nach Opua in Neuseeland sind es auf direktem Weg ca. 820 sm. Wir sind aber 1020 sm gesegelt, haben also einen ganz schönen Umweg gemacht. Aber Hauptsache wir sind gesund und ohne grössere Probleme hier angekommen. Nun sind wir sehr gespannt auf dieses Kiwi-Land.

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