Tuamotus - Kauehi
Von den Marquesas zu den Tuamotus
15.07. -09. 08.2011
Freitag, 15.Juli 2011: Ich sende noch schnell zwei Berichte nach Hause, jetzt wo wir noch Internetverbindung haben. Danach koche ich vor. Das mache ich normalerweise nie, wenn wir eine lange Fahrt vor uns haben. Aber das Fleisch ist aufgetaut und ich muss es unbedingt kochen. Eine Lebensmittelvergiftung ist das Allerletzte, was wir jetzt gebrauchen können.
Um 11h50 verlassen wir und die ODIN (mit Ute und Bertel) diese schöne, aber schaukelige Bucht von Taiohae. Dies war unser letzter Stopp auf den wunderschönen Marquesas, wo wir 5 Wochen und 2 Tage verbracht haben. Jetzt fahren wir zu den Tuamotus. Wir haben 520 sm oder ca. 970 km Wasser vor uns. Mir stinkt diese Überfahrt ganz gewaltig, aber ich freue mich sehr auf die Atolle der Tuamotus. Und tatsächlich wird es ein Scheisstripp! Es hat sehr viel Wind (18-30 Knoten, das Höchste was wir einmal sehen sind 40,5 Knoten, das braust ganz schön!) und mächtige Wellen( 3-5m hoch), von der Seite. Es ist ein ständiges Rodeoreiten und dazu Regenschauer. Am Nachmittag rauscht die ODIN wie ein Schnellzug an uns vorbei und lässt uns ganz schön im Regen stehen. Nachts um 03h überholen wir sie, ohne es zu wollen, und am Morgen braust sie davon und wir sehen sie nicht mehr. Eigentlich wäre heute Vollmond, aber der ist die meiste Zeit hinter den dicken Wolken versteckt. Gewaltige Wellen kommen übers Deck und ins Cockpit und zwei oder drei sogar die Treppe runter in den Niedergang. Alles ist nass!
Samstag, 16.Juli 2011: Marquesas- Tuamotus, 1.Tag
Wir haben beide die ganze Nacht nicht geschlafen. Es ist viel zu viel Rodeo. Und heute geht es genau gleich weiter wie gestern, und immer wieder Regenschauer. Es ist nicht lustig!!! Aber am Abend gibt es einen wunderschönen Mondaufgang zwischen den Wolken. Schön, dass wir uns noch über so etwas freuen können...
Sonntag, 17.Juli 2011: Marquesas- Tuamotus, 2.Tag
Es ist 02h45, ich trete gerade zu meiner Wache an, macht der Autopilot bei jeder Bewegung ganz komische Geräusche. Es tönt wie Lungenentzündung. Paul stellt sofort die Diagnose: Hydraulikpumpe. Um 03h20 fällt die GANZE hydraulische Steuerung aus. Wir können nicht mehr steuern, auch nicht von Hand !!! Wir rollen beide Segel ein und treiben nun steuerlos auf dem Pazifik herum, und das bei 25 Knoten Wind.
Paul versucht ALLES. Wir füllen etwa 2,5 Liter Hydrauliköl ein, dieses versickert sofort im Nirgendwo. Wir sind ungefähr in der Hälfte unserer geplanten Fahrt , d.h.wir haben noch 260 sm oder noch fast 500 km bis Kauehi, auf den Tuamotus, vor uns. Paul muss ans Heck, um zu schauen was überhaupt passiert ist. Es sei alles voll Öl, sagt er. Die MABUHAY schaukelt wie wahnsinnig in den hohen Wellen hin und her und es ist natürlich stockdunkel. So kann Paul nichts reparieren, unmöglich. Von 05h bis 06h legen wir uns in die Kojen und warten bis es hell ist. Das Geschaukel ist unten im Schiff viel erträglicher und vor allem ist es hier warm und trocken. Von 06h bis 08h überbrückt Paul den Autopiloten, damit wir wenigstens von Hand steuern können. Wir füllen wieder Öl ein und entlüften die Schläuche. Endlich klappt es und wir können nach 5½ Stunden Treiben, wieder segeln. Bei der Aktion haben wir den gelben Rettungsring, da wo MABUHAY draufstand, verloren. Er hat sich gelöst, als Paul die Notpinne bereitstellte. Im Schiff sieht es chaosmässig aus. Alles, was sonst nicht schon herumgeflogen ist, haben wir beim Werkzeuge und Öl heraussuchen herausgerissen. Aber das macht nichts, das kann ruhig so weiterliegenbleiben und später aufgeräumt werden. Viel schlimmer ist, dass Paul die nächsten 260 sm (etwa 48 Stunden) von Hand steuern muss. Ich kann ihn nicht ablösen, weil ich bei diesem unregelmässigen Wind und den hohen, unberechenbaren Wellen das Handsteuern NICHT checke! Ich bringe es einfach nicht fertig, längere Zeit geradeaus zu fahren, ohne eine Halse zu fabrizieren. Wir haben mehrmals versucht, die ODIN über UKW-Funk Kanal 16, von unserem Pech zu informieren, und ihnen mitzuteilen, wo wir stecken. Aber sie antworten nicht. Vermutlich sind sie schon zu weit weg um uns noch über UKW zu hören. Zum Glück scheint heute die Sonne, kein Regen im Moment. Aber sonst immer noch ein totaler Misttrip! Um die Mittagszeit stellen wir unsere Uhren um auf Tuamotu-Time. Wieder 30 Minuten zurückstellen. Jetzt haben wir genau 12 Stunden MINUS zur Schweiz.
Paul steuert 11½ Stunden ohne Pause. Um ihn zu unterhalten und wach zu halten, lese ich ihm Kurzgeschichten vor. Heute scheint wirklich nicht unser Glückstag zu sein. Am Nachmittag fällt mir eine grosse Plombe aus einem Backenzahn. Einfach so, ohne dass ich etwas gegessen habe. Es ist der, den ich in Venezuela, in Puerto la Cruz, habe flicken lassen. Jetzt habe ich ein gewaltiges Loch im Zahn, das aber zum Glück nicht weh tut. Paul kann nicht mehr und so bergen wir um 20h50 das Vorsegel. Seit der Panne fahren wir nur noch mit diesem Segel. Wir lassen die MABUHAY einfach treiben, wir müssen dringendst schlafen. Aber das Schiff schaukelt dermassen wild hin und her, dass an Schlaf kaum zu denken ist. Nach 1½ Stunden drängt Paul darauf, weiter zu segeln. Von 22h20 bis 23h30 segeln wir wieder. Aber um 23h30 kann Paul die Augen kaum noch offen halten, wir machen die zweite Schlafpause. Und während wir diesmal wirklich beide ein bisschen schlafen können, treibt die MABUHAY mit uns 6 sm weiter, und das sogar in die richtige Richtung. Wir haben noch 190 sm bis zu unserer Zielinsel Kauehi.
Obwohl alles nass ist, versucht Paul im Cockpit am Boden zu schlafen. Hier ist der Lärm „nur“ vom Wind der heult (24 Knoten), von den Wellen und vom Cockpitdach, das an den Baum schlägt. Aber es ist nass und kalt und so verzieht sich Paul auch nach unten in die Bugkabine, wo es wenigstens warm und trocken ist. Ich schlafe im Salon auf der Couch.
Montag, 18.Juli 2011: Marquesas- Tuamotus, 3.Tag
Um 05h15 ist die Schaukelei wieder so wild, dass wir beschliessen, weiterzusegeln. Zum Frühstück gibt es Kaffee (ah, das stellt auf!) und die allerletzten Bananen von unserem ganzen Strunk den wir hatten. Die beiden letzten Tage haben wir fast nur noch von Bananen und Zitronenwasser gelebt. Bei diesem Wind und 3-5 m Wellen haben wir gar nicht grosse Lust auf Essen, und ich auf's Kochen schon gar nicht! Ich lese meinem treuen Steuermann wieder Geschichtlein vor oder quatsche ihm den Kopf voll, damit er vom Müdesein abgelenkt wird. Wir erzählen uns gegenseitig Kindheitserinnerungen....
Am Nachmittag erwischt uns wieder eine perfide und zünftige Regenschütte. Und schon wieder ist ALLES nass. T-Shirter, Sitzkissen, Badetücher. Aber diesmal ist es wenigstens „nur„ Süsswasser.
Um 18h45 rollen wir das Vorsegel wieder ein und lassen uns treiben. Paul war 13½ Stunden ununterbrochen am Steuer und braucht dringendst Erholung. Zum Abendessen, unten im Salon, gibt es gebratene Pouletbrüstchen und Gurkensalat. Bei einer ganz blöden Welle nimmt die MABUHAY einen Satz und die Salatschüssel kippt um. Der ganze Gurkensalat prangt auf dem Salontisch. Paul sammelt mit beiden Händen die Gurkenscheiben wieder ein und schmeisst sie zurück in die Salatschüssel. Ich kümmere mich unterdessen um die Salatsauce, die frischfröhlich auf die Couch (wo ich nachher schlafen soll) und auf zwei Bücher tropft. Nach dem trotzdem guten Essen legen wir uns zum schlafen nieder. Aber das Schiff schaukelt dermassen wild, dass im Schiffsinneren ein Höllenlärm herrscht. Überall klappert, ächzt, schlägt, rumpelt, kracht und poltert es. Jede Pfanne, jedes Messer, Gabel. Löffel usw., alle wollen an dem Radau teilnehmen! Es ist zum hysterisch werden! Um 21h45 hat der Skipper genug und wir segeln weiter. Um 23h30 rollen wir das Vorsegel bis auf einen kleinen Fetzen ein (untere Kante etwa noch 2m lang) und lassen uns so treiben. Ich lege mich auf die Saloncouch, und obwohl es dort nach Salatsauce riecht, kann ich wirklich etwa 3 Stunden schlafen. Paul hat mit der Segelstellung solange herumgetüftelt, bis er fast einen „automatischen Piloten“ erreicht hat. Nun treiben wir mit dem Stücklein Segel 2,5 sm pro Stunde dahin und Paul muss nicht mehr ständig am Steuer sitzen. Das Segel ist so gut getrimmt und das Ruder so gut eingestellt, dass die MABUHAY unverdrossen, zwar langsam, aber doch geradeaus fährt. Paul kann sich nun endlich, endlich im Cockpit auf den Boden legen und in eine Wolldecke eingemummelt, schlafen. Ich überwache unterdessen die Situation.
Dienstag, 19.Juli 2011: Marquesas- Tuamotus, 4.Tag
Es gibt einen wunderschönen Sonnenaufgang. Das Rodeoreiten geht lustig weiter. 20-32 Knoten Wind aus Ost und grosse Wellenberge von 3-5m Höhe. Die MABUHAY holpert über die Wellenkämme wie ein störrischer Gaul. Die ganz besonders gemeinen Wellen schiessen plötzlich und unerwartet pfeilschnell quer durchs Cockpit. Und wieder einmal ist alles nass, diesmal aber salzig. Wir haben noch ca. 70 sm bis zur Einfahrt des Atolls Kauehi, wo wir hinwollen. Um heute noch anzukommen sind wir zu spät dran. Die 70 sm schaffen wir nicht mehr, um zur „richtigen“ Zeit und zur „richtigen“ Tide dort zu sein, um ins Atoll einzufahren. So müssen wir halt „bremsen“ und uns auf eine weitere ungemütliche Nacht einrichten, obwohl wir uns doch nach der hoffentlich geschützten Lagune sehnen. Wir lassen uns weiter mit 2,5 Knoten „Geschwindigkeit“ treiben.
Beim Mittagessen fällt uns die offene Büchse mit dem Pumpernickelbrot (das ich eigentlich gar nicht mag!), bei einer besonders heftigen Schiffsbewegung, im Cockpit von der Bank auf den Boden und jetzt ist ALLES voller dunkler Brösmeli!
Ich lese Paul aus dem „Südsee-Seglerhandbuch“ vor. Da steht: „Die Südsee ist das absolute Paradies für jeden Segler!“ Also ehrlich, im Moment können wir dem nicht so ganz 100%-tig zustimmen.
Gott sei Dank muss Paul nicht mehr die ganze Zeit am Steuer sitzen. Wir wechseln uns bei der Überwachung ab. Ich wache von 20h bis 24h, Paul schläft auf dem Cockpitboden.
Mittwoch, 20.Juli 2011: Marquesas- Tuamotus, 5.Tag, ca. 530sm
Von 00h bis 04h30 hat Paul Dienst und ich schlafe in der Bugkabine. Ab da übernehme ich wieder und Paul legt sich auf den Boden. Ein paar gewaltige Brecher fegen wieder quer durch das ganze Cockpit und der arme Paul und seine Wolldecke werden pitschnass. Ab 06h muss Paul wieder von Hand steuern. Der Kurs stimmt nicht mehr, um uns einfach treiben zu lassen. Und wir sind zu schnell, müssen „bremsen“!
Der Wind (20 – 25 Knoten) ist kalt und wir sind beide richtig froh als um 06h10 die Sonne endlich aufgeht und uns wärmt. Um 08h sehen wir am Horizont erstmals das Atoll Kauehi. Ein ganz schwacher, hellgrüner Streifen. Wir haben noch 12 sm (ca. 20km) bis zum Pass (Einfahrt). Die Sonne scheint, es ist richtiges Südseewetter. Um 08h30 erfahren wir am Funk von anderen Seglern, dass die ODIN ein Motorenproblem hatte und direkt weiter nach Tahiti gesegelt sei. Kunststück können wir sie auf UKW, Kanal 16 nicht mehr erreichen. Von den Tuamotus bis nach Tahiti sind es nochmals ca. 280 sm, also viel zu weit für den UKW-Funk. Die ODIN hat kein anderes Funkgerät.
Gegen 12h15 sind wir vor der Einfahrt ins Atoll. Und genau jetzt gibt es einen blöden Riesensquall. Paul dreht um und fährt wieder weiter raus aufs offene Meer. Hier warten wir den Squall ab. Zuerst kommt heftiger Wind (vielleicht 35 Knoten) und dann eine gewaltige Regenschütte. Wir warten geduldig ab und können dann nach ca. 20 Minuten wieder zur Einfahrt zurückkehren. Trotzdem wir ca. 45 Minuten zu früh hier sind, fahren wir problemlos unter Motor durch den Pass. Das Wasser kocht richtig bei der engsten Stelle, da wo das ausfliessende Wasser und die Wellen von draussen
aufeinandertreffen. Mann, ist das aufregend! Aber alles geht gut und: ah, toll, wir sind im Atoll!!!
Paul hat uns sicher und gut bis nach Kauehi gebracht. Also ehrlich, wenn wir nicht so einen guten Bordmechaniker dabei gehabt hätten, würden wir bestimmt immer noch in der Hälfte zwischen den Marquesas und den Tuamotus steuerlos herumgurken.
Also, unsere erste Atolleinfahrt haben wir erfolgreich hinter uns gebracht. Aber nun haben wir Hunger. Während wir unter Motor die Lagune durchqueren bis zum Dorf Tearavero, essen wir ein paar Schnittchen mit Käse, Tomaten und Gurken. Wir haben uns das hier alles viel, viel kleiner vorgestellt. Die Lagune ist etwa so gross wie der Murtensee, wir fahren ca. noch 8sm (fast 16km).
Die Sonne scheint wieder. Um 14h45 ankern wir vor dem Dorf Tearavero, im kitschig türkisblauen Wasser, ahhhh!
Eines ist auf jeden Fall sicher, diese 529 sm (ca 1000km), 5-Tage-Fahrt von den Marquesas zu den Tuamotus werden in die Geschichte der MABUHAY als Schreckens-Trip eingehen.
Paul hat einen 5-Tages-Bart. Er findet das cool, ich weniger...
Der Tuamotu-Archipel ist eine zu Französisch-Polynesien gehörende Inselgruppe im Südpazifik östlich von Tahiti. Diese weltgrößte Gruppe von Korallenatollen umfasst 78 mehr oder weniger große Atolle mit unzähligen Einzelinseln, von denen 45 bewohnt sind. Insgesamt werden die Inseln von nur etwa 15.000 Menschen bewohnt, die meist polynesischen Ursprungs sind.
Die Tuamotu-Inseln erstrecken sich im Südpazifik östlich von Tahiti über 15 Längen- und 10 Breitengrade, eine Gesamtfläche, die größer ist als Westeuropa. Sie befinden sich zwischen 14° und 23° südlicher Breite und zwischen 135° und 150° westlicher Länge.
Geologie
Der Tuamotu-Archipel ist die Inselgruppe mit der weltweit größten Ausdehnung. Die Inseln bilden eine Kette, die sich von Mataiva im Norden bis Temoe im äußersten Südosten über mehr als 2.000 Kilometer erstreckt. Der Archipel bedeckt mehr als 2 Millionen km², die Landfläche aller Inseln zusammen beträgt dagegen nur 850 km².
Die Tuamotu-Inseln sind, mit Ausnahme der politisch zugehörigen Gambierinseln im äußersten Süden des Archipels, ausnahmslos flache Korallenatolle bzw. –inseln. Sie erheben sich nur wenig über den Meeresspiegel. Die Atolle zeigen die verschiedensten Formen, je nach Zeitalter ihrer Entstehung. Es gibt kleine, runde bis ovale Einzelinseln mit einem geschlossenen Korallensaum, aber auch große ringförmige Strukturen mit unzähligen Einzelinseln um eine Zentrallagune. Zu den Tuamotus gehören einige der größten Atolle der Erde, die zentrale Lagune von Rangiroa zum Beispiel ist 80 km lang und 32 km breit. Makatea ist eines der seltenen so genannten gehobenen Atolle mit einem bis zu 80 Meter hohen Plateau, das dadurch entstand, dass ein erdgeschichtlich älteres Korallenatoll durch spätere Verformung der Erdkruste angehoben wurde, worauf sich erneut ein Korallensaum um die Insel bildete.
Das Klima ist tropisch warm ohne ausgeprägte Jahreszeiten. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt relativ gleich bleibend 26° C.
Ganzjährige Quellen, Bäche oder Flüsse fehlen, sodass die einzige Frischwasserquelle aus aufgefangenem Regenwasser besteht. Im Jahresdurchschnitt fallen 1.400 mm Regen (Vergleich: Köln 700 mm), wobei sich die Regenmengen in den einzelnen Monaten nur wenig unterscheiden. Die trockensten Monate sind September bis November.
Der wenig fruchtbare Boden der Koralleninseln lässt lediglich eine artenarme Vegetation zu. Über die ursprüngliche Vegetation ist wenig bekannt. Vom Menschen eingeführte Ratten, Ziegen und Kaninchen haben die heimischen Pflanzen auf den meisten Inseln nahezu vollständig vernichtet.
Von den Nutzpflanzen ist die Kokospalme von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung, die die Grundlage für eine kleine Kopra-Produktion bildet. Auf einigen Inseln wird Vanille angebaut. Ansonsten sind die Einwohner überwiegend Selbstversorger. Yams, Taro und Brotfrucht sowie alle Arten von tropischen Früchten bilden – neben dem Fischfang – die Lebensgrundlage.
Verbreitet ist der Pandanussbaum, dessen Blätter zum Eindecken der Dächer dienen (heute jedoch weitgehend durch Wellblech ersetzt) und aus denen allerlei Flechtwerk, zum Beispiel Matten und Hüte, hergestellt wird.
Fauna
Auf den Tuamotus, insbesondere den unbewohnten Inseln, nisten zahlreiche Seevögel. Eine Studie im Auftrag des WWF hat insgesamt 22 Arten aufgelistet.
Die Fauna auf den Inseln selbst ist sehr artenarm. Interessant und mittlerweile bedroht ist der endemische (nur hier vorkommende) Südseeläufer. Die Tuamotus sind ein bedeutendes Rückzugsgebiet für die Brachvogelart Numenius tahitensis, die in Alaska brütet und von Oktober bis März in der Südsee überwintert.
Die übrige Fauna an Land beschränkt sich auf Insekten, Landschnecken und Eidechsen. Mit ursächlich für die Artenarmut dürfte das unbeabsichtigte Einschleppen von Ratten im Zusammenhang mit der Anlage von Kokosplantagen gegen Ende des 19. Jahrhunderts gewesen sein. Zur Bekämpfung der Rattenplage wurden Katzen eingeführt, die jedoch ebenfalls zur Reduktion der einheimischen Fauna beitrugen.
Der relativ geringen Biodiversität an Land steht eine artenreiche Unterwasserwelt entgegen. Bei den meisten Atollen gibt es zwischen den Lagunen und dem offenen Ozean einen regen, durch die Tide gesteuerten Wasseraustausch. Zahlreiche Fische passieren die Kanäle zwischen den Koralleninseln der Ringstrukturen und verbringen einen Großteil ihres Lebens in den geschützten Lagunen.
Die Lagunen selbst sind, je nach Alter, unterschiedlich tief. Der Boden ist in der Regel mit feinem Sand bedeckt, der von zerriebenen Korallen oder Schalen von Meeresorganismen herrührt. Der Sand beherbergt zahlreiche Mikroorganismen (Algen und Cyanobakterien), die wiederum heterotrophen Lebewesen, die auf oder in den Sedimenten leben, als Nahrung dienen. Die nächste Stufe der Nahrungskette wird von Schnecken, Seescheiden, Seeigeln, Seesternen, Muscheln und Gewebetieren gebildet, gefolgt von der großen Vielfalt der in der Mehrzahl verhältnismäßig kleinen Korallenfische. Bisher wurden bei den Tuamotus über 600 Arten registriert. Die größten Populationen der Korallenfische findet man jedoch nicht im Innern der Lagunen, sondern im Bereich der Passagen, wo mit den Tiden reiche Nahrung eingespült wird. An der Spitze der Nahrungspyramide stehen die Haie, vorwiegend der Weißspitzenriffhai. Vom Bakterium bis zum Hai hat jeder Organismus seinen Platz in dem empfindlichen und mittlerweile höchst bedrohten Ökosystem der Atolle.
1880 wurden die Tuamotu-Inseln von Frankreich annektiert.
In die Schlagzeilen der Weltpresse gerieten die Tuamotus, als 1947 Thor Heyerdahl mit seinem Floß Kon-Tiki von Südamerika kommend das Atoll Raroia erreichte.
In der jüngeren Geschichte erlangten die zu den Tuamotu-Inseln gehörenden Atolle Mururoa und Fangataufa als Testgelände der französischen Kernwaffen traurige Berühmtheit.
Bei einer Volkszählung im Jahr 2002 hatte der Tuamotu-Archipel einschließlich der Gambierinseln 15.862 Einwohner. 769 Menschen wohnten weniger als 400 Kilometer von dem französischen Atomtestgebieten Mururoa und Fangataufa entfernt. Die Urbevölkerung ist polynesischen Ursprungs, mittlerweile gibt es jedoch durch die Perlenindustrie nicht wenige Zuwanderer aus Europa und Asien. Die Einwohner sind überwiegend römisch-katholischen Glaubens.
Politisch sind die Tuamotus Französisch-Polynesien angegliedert. Sie sind Französisches Übersee-Territorium. Die Verwaltung erfolgt in Papeete auf der Insel Tahiti.
Währung ist der an den Euro gebundene CFP-Franc. Die Tuamotus werden umfangreich mit Subventionen aus Frankreich und der EU unterstützt. Die Wirtschaft beruht im wesentlichen auf drei Säulen:
Kopraproduktion; die Tuamotus produzieren in Klein- und Familienbetrieben jährlich etwa 8.000 Tonnen, davon ungefähr zwei Drittel für den Export, der Rest wird im Land verarbeitet
Zucht schwarzer Perlen; die heute wohl bedeutendste Einnahmequelle, die jedoch überwiegend in der Hand von Hongkong-Chinesen ist
Tourismus; die touristische Infrastruktur ist derzeit allerdings noch bescheiden entwickelt und beschränkt sich überwiegend auf den Tauchtourismus auf den Inseln Rangiroa und Manihi.
Donnerstag, 21.Juli 2011:
Am Morgen ist ganz graues Wetter. 30-35 Knoten Wind brettern über die Lagune hinweg. Um 11h kommt die Sonne hervor und es wird ein ganz angenehmer Tag.
Wir suchen mühsam das Leck in den hydraulischen Leitungen. Die ganze rechte Backskiste muss ausgeräumt werden, damit Paul überhaupt an die Hydraulikpumpe kommt. Jetzt liegt das ganze Zeug vorne in der Bugkabine. Wir schöpfen literweise rosarotes, zähflüssiges Öl-Wassergemisch aus dem Schiff. Zuerst haben wir es mit einer kleinen Handpumpe versucht, aber der Ansaugschlauch ist ständig verstopft. Paul wechselt den Schlauch durch einen Dickeren aus, aber auch dieser verstopft sofort. Das Öl ist dick wie eine Emulsion. Wir finden heraus, dass es am besten mit der Saucenkelle aus der Küche geht. Paul reisst das Bett in unserem Schlafzimmer ausseinander und auch da drunter befindet sich die Ölsauce. Wenn wir nach draussen, ins herrlich blaue Wasser schauen, sehen wir 10 bis 12 kleine Haie kreisen...., sie sind etwa 1m lang, weiss und haben schwarze Flossen. Sind es Schwarzspitzenriffhaie? Vermutlich nicht. Beim genaueren Hinschauen, sehen wir, dass sie ganz platte Köpfe haben. Vermutlich sind es „nur“ Schiffshalter.
Gegen 12h kommt ein rotes Fischerboot, vollbeladen mit Männern, Frauen, Kindern und Kopra vorbei. Wir dachten, es seien Fischer, aber sie haben auf den Ausseninseln Kopra geholt. Wir winken sie zu uns heran und fragen sie, ob sie uns 5 Liter Hydrauliköl aus dem Laden im Dorf besorgen könnten. Der Chef desBootes, er heisst Edouard, ist einverstanden und wir geben ihm 10'000 XPF (ca 125 US$) mit. Der Laden öffne aber erst um 17h und danach werde er uns das Öl bringen.
Gegen Abend regnet es und wir erwarten nicht, dass Edouard uns das Öl noch heute bringt.
Paul hat sehr starke Schmerzen im rechten Schultergelenk. Er kann den Arm nicht mehr heben. Ich vermute eine Überbelastung während den langen Stunden am Steuer.
Freitag, 22.Juli 2011: Tuamotus, Kauehi
Regen in der Nacht. Später wird es ein sonniger Tag. Paul hat immer noch Schmerzen in seinem Oberarm. Ich kann ihn endlich überzeugen, dass eine Schmerztablette nicht schaden kann. Und wirklich geht es ihm sofort besser. Paul fragt am Funk, ob jemand etwas von der ODIN gehört habe. Einer sagt, dass bei der ODIN der Anlasser defekt gewesen sei, aber wo sie genau sind, weiss keiner.
Wir warten auf das Hydrauliköl, das uns Edouard gestern Abend bringen sollte. Um 10h20 kommt Edouard und bringt uns einen Liter Original-Automatik-Öl, es habe im Laden nur noch diesen Liter gehabt. Aber dazu übergibt er uns eine Kanne mit 5 Litern anderem Öl. Dies sei auch Hydraulik-Öl. Das koste nichts, er schenke es uns. Aber wir bezahlen ihm trotzdem 25US$ dafür.
30 Minuten später fülle ich vorne beim Lenkrad das Öl ein und Paul findet hinten am Heck bei der Hydraulikpumpe ein Loch im Schlauch, wo das Öl raustropft. Gegen 13h30 gehen wir zum Haus von Edouard und stören ihn beim Mittagsschläfchen.. Den defekten Schlauch haben wir als Muster dabei. Edouard marschiert sofort mit uns zum Gemeindemechaniker Antoine. Dieser hat aber keine solchen Hochdruckschläuche, oder nur mit viel zu grossen Anschlüssen. Er lässt uns einfach stehen und fährt mit dem Boot raus auf eine Insel, Kopra holen! Jetzt begleitet uns Edouard ins Gemeindehaus, zum Polizeischef. Er heisst Pomare (Vorname) Taufa (Nachname). Er ist gleichzeitig Polizist und der Chef in einer Person und sehr, sehr hilfsbereit. Ohne, dass wir ihn darum bitten müssen, ruft er in Tahiti bei einer Firma an, die die Vertretung unserer Hydraulikpumpe hat. Die Telefonnummer der Firma Nautic Sport, hatten wir von unserem Schwesterschiff, der „Sanuk“, per Funk erhalten. Pomare macht eine Kopie des Plans der Hydraulikpumpe, den wir mitgenommen haben und faxt ihn, sowie alle Angaben über Modell, Seriennummer, Referenznummer und was weiss ich noch alles, nach Tahiti. Auch ich muss ans Telefon und mit dem Herrn von Nautic Sport reden. Ich kann zwar schon Französisch, aber kein Technisch!!! Mann, ist das kompliziert, der fragt mich tausend Sachen, von denen ich Null Ahnung habe! Nach unendlich langem hin-und hertelefonieren und faxen erhalten wir eine Rechnung zugefaxt. (315 US$ für zwei ca. 1m lange Schläuche mit 4 Anschlüssen!). Diese Rechnung müssen wir am Montagmorgen um 7h30 auf der Post einzahlen. Mit der Quittung dann wieder zu Pomare, der faxt sie an Nautic Sport und schon können unsere heisserwarteten Schläuche ins Flugzeug verladen und zu unserem Atoll Kauehi geflogen werden. Puhhhh, wir sind einen grossen Schritt weiter gekommen! Nach zwei Stunden verlassen wir den Polizisten, der hinter einem Bretterverschlag sein Büro hat (mit Computer (aber OHNE Internetverbindung), Telefon-und Faxgerät und Kopierer). Merci vielmals Pomare für diesen tollen Einsatz! Die Polizei Dein Freund und Helfer! Und Edouard ist nicht von unserer Seite gewichen. Er geleitet uns sogar wieder zurück zu unserem Dinghy und hilft, es ins Wasser zu schieben. Jetzt sind wir unheimlich gespannt, ob das mit dem Flugzeug am Montag wirklich klappt. Hoffentlich!
Samstag, 23.Juli 2011: Tuamotus, Kauehi
In der Nacht gibt es einen Miniregen, der dauert eine Minute oder so. Wir schlafen hier herrlich. Die MABUHAY liegt ruhig, wie einbetoniert. Himmlisch, im Vergleich wie es uns vor einer Woche herumgeschleudert hat.
Der Tag ist sonnig und bewölkt. Seit wir hier im Atoll sind, waschen wir jeden Tag eine Ladung Salzwäsche. Ah, ist das schön wenn alles wieder sauber und trocken ist. Langsam kommt wieder Ordnung in unseren Chaos-Haushalt.
Paul putzt wieder ein wenig Öl aus dem Motorenraum und zusammen pumpen wir Öl-Wasser aus der Bilge in ein Bidon.
Gegen Abend baden wir im tiefblauen Meer inmitten von 10 bis 12 Schiffshaltern, die aber recht ängstlich sind..
Die Schiffshalter sind eine Unterordnung der Barschartigen. Es sind schlanke Fische, die sich mit Hilfe einer Saugplatte, die sich aus der ersten Rückenflosse gebildet hat, an größere Fische z. B. Haie oder Meeressäuger anheften, um sich so mitnehmen zu lassen. Außerdem haben Schiffshalter so die Möglichkeit an den Mahlzeiten des Wirtstieres teilzunehmen, genießen den Schutz des größeren Tieres und befreien es wahrscheinlich von Parasiten.
Schiffshalter sind schon seit der Antike bekannt, sie haben die Angewohnheit, sich auch an Schiffsrümpfen festzusaugen.
Sonntag, 24.Juli 2011: Tuamotus, Kauehi
Es ist ein wunderbar sonniger Morgen. Um 08h sind wir in der katholischen Kirche und diesmal werden wir nicht enttäuscht. Die Kirche ist schön mit Blumen geschmückt und es hat viele Kinder. So wie es aussieht, ist Edouard der Siegrist, er begrüsst uns persönlich mit Handschlag. Die vier Laienpriester in weissen Kleidern und die vier Ministranten, zwei Mädchen, zwei Knaben, tragen alle Blumenkränze um den Hals. Zu Ukulele-, Gitarren- und Trommelklängen wird herzergreifend gesungen. Zwar ist es nicht besonders perfekt, aber alle sind mit vollem Einsatz dabei. Mich juckt es, auch mitzusingen, aber welchen Text? Ich kann immer noch kein Polynesisch. Der ganze Gottesdienst findet in dieser Sprache statt.
Nach der Messe machen wir einen Spaziergang durch das Dorf. Wir laufen bis zum Ende der Lagune, bis es nicht mehr weiter geht. Auf dem Rückweg schauen wir bei einem Haus zu, wie die ganze Familie das Kopra bereitstellt, das heute Nachmittag auf das Versorgungsschiff geliefert wird.
Spontan bringt uns eine ältere Frau je eine geöffnete Kokosnuss, die wir austrinken dürfen.
Wir spazieren weiter und genehmigen uns im Dorfladen, von dem man uns gesagt hat, er sei immer nur abends ab 17h geöffnet, eine Glacé. Der Dorfladen gehört übrigens dem Gemeindepräsidenten, dem auch eine der nur noch zwei Perlfarmen für schwarze Perlen gehört. Bei der Schwester des Gemeindepräsidenten bestellen wir für 12h zwei Mal Frites mit Steak. Gemüse oder Salat hat es keines mehr. Nun spazieren wir bis zum Aussenriff des Atolls, wo das Meer zünftig ans Land schlägt. Pünktlich zum Mittagessen sind wir wieder beim Dorfladen. Das Getränk zu unserem Essen müssen wir im Laden kaufen und dann essen wir draussen unter einem Schattendach das Steak mit Frites. Die Köchin kocht und bewirtet uns im weissen BH! Aber sie ist sehr nett und erzählt uns viel Wissenswertes über die Insel.
Um 13h kommt das Versorgungsschiff, die „Mareva Nui“, und ankert direkt neben unserer MABUHAY. Diese sieht jetzt ziemlich klein aus. Die „Mareva Nui“ ist 66 m lang! Mit einem „Landungsboot“ werden viele Sachen (Lebensmittel, Bier, Baumaterial) vom Schiff an Land gebracht. Das Kopra wird mühsam in schweren Säcken auf den Rücken vieler Männer (darunter auch der Polizist Pomare) zum Steg und auf das Boot gebracht. Das Landungsboot fährt drei-viermal hin und her und um 15h ist alles verladen und die „Mareva Nui“ entschwindet wieder.
Paul's Arm geht es sehr viel besser.
Kopra ist das getrocknete Kernfleisch von Kokosnüssen, aus dem Kokosöl gewonnen wird.
Die Kopra-Gewinnung in den Kokosplantagen läuft in mehreren Schritten ab. Zuerst werden die Kokosnüsse geschält und gespalten. Die Kokosfasern werden als Füllstoff für Matratzen weiterverwendet. Die gespaltenen Kokosnusshälften werden nun für ca. 24 Stunden an einem warmen aber schattigen Ort getrocknet, um dem Fruchtfleisch Feuchtigkeit zu entziehen. Nach dem Trocknen löst sich das Fruchtfleisch, nun Kopra genannt, leicht von der Schale. Die Schalen werden zu Gebrauchsgegenständen, zum Beispiel Gefäßen, Knöpfen, Ringen oder zu Souvenirs, weiterverarbeitet. Das so gewonnene Kopra wird oft in einer Ölmühle ausgepresst und das Öl gesammelt oder zu Kokosraspeln weiterverarbeitet. Die verbleibenden Koprareste dienen als Tierfutter.
Montag, 25.Juli 2011: Tuamotus, Kauehi
Um 7h10 sind wir bereits im Dinghy unterwegs zur Post, die um 7h30 öffnet. Wir sind die zweiten, die an die Reihe kommen. Edouard ist auch schon da, um uns zu betreuen. Er hat vom Gemeindemechaniker einen Hydraulikschlauch für uns erhalten. Aber leider ist der Innendurchmesser des Anschlusses zu klein. Wir bezahlen die Rechnung und gehen dann mit der Quittung zum Polizisten Pomare ins Gemeindehaus. Dieser faxt unsere Quittung sofort an die Firma Nautic Sport nach Tahiti. Um 8h30 erreicht Pomare telefonisch in der Firma endlich jemanden, der ihm bestätigt, dass die Quittung angekommen ist. Nun schickt uns Pomare spazieren, er warte auf den Anruf aus Tahiti, dass alles i.O. sei. Diesmal spazieren wir durch die rechte Seite des Dorfes, bis zur Generatorenstation und zum Friedhof. So gegen 9h30 sind wir zurück bei Pomare. Er weiss noch nichts Neues wegen unseren Schläuchen. Wir sagen ihm, dass wir um 14h, wenn das Flugzeug landet, wieder kommen werden. Wir essen ein verspätetes Frühstück und machen wieder eine Maschine Salzwäsche (diesmal nur eine Wolldecke). Nach dem Mittagessen kommt plötzlich ein schönes, grosses Segelschiff angefahren. Sie haben eine riesige Schweizerflagge!!! Nun sind zwei Schiffe hier und beides sind Schweizer. Um 14h10 sehen wir in der Ferne das Flugzeug aus Tahiti landen. Wir setzen uns voller Vorfreude ins Dinghy und fahren zum Gemeindehaus, zu Pomare. Schon von weitem sehen wir ihm an, dass das mit unseren Schläuchen NICHT geklappt hat. Wir sind fürchterlich enttäuscht! Jetzt bleibt uns nichts Anderes übrig, als bis zum nächsten Samstag, 30. Juli, zu warten, bis wieder ein Flugzeug aus Tahiti hier ankommt. Unsere Enttäuschung ist grenzenlos....
Am Abend bringen uns drei Schweizer Burschen aus Genf, vom Nachbarschiff, einen Plastiksack voll frische Minze. Das stellt uns wieder auf.
Dienstag, 26.Juli 2011: Tuamotus, Kauehi
Der Tag ist mehrheitlich grau und mit kurzen Regenschauern durchzogen. Wir bleiben den ganzen Tag an Bord und erledigen Kleinigkeiten. Am Abend schauen wir uns am Computer den Film: „Lord of War„ an, den uns die ODIN's ausgeliehen haben.
Mittwoch, 27.Juli 2011: Tuamotus, Kauehi
Heute ist wieder ein schöner , sonniger Tag. Es ist ja nicht so, dass es uns hier nicht gefallen würde. Das Dorf ist schön und sehr sauber. Die Leute nett. Es hat etwa 300 Einwohner, davon 45 Schulkinder, die von 2 Lehrerinnen betreut werden. Am 20. August geht die Schule wieder los. Die grösseren müssen auf die Nachbarinsel Makemo zur Schule, in ein Internat. Sie kommen nur zweimal im Jahr nach Hause, in den Juliferien und an Weihnachten.
Wir warten auf unsere Schläuche und sollten doch dabei eigentlich weitersegeln. Die Zeit läuft uns davon. Wir Schweizer dürfen „nur“ 3 Monate in Französisch Polynesien bleiben und für uns ist die Hälfte dieser Zeit schon um. Es hat 78 Atolle in den Tuamotus und eigentlich wollten wir einige davon besuchen. Nun mit unserer Steuerungs-Panne wird Kauehi unser einziges Atoll bleiben. Schade! Sobald das Problem behoben ist, wollen wir sofort und direkt nach Tahiti, in die Hauptstadt Papeete. Paul hat das Vertrauen in die Hydraulikschläuche der MABUHAY verloren und will in Papeete ALLE Schläuche auswechseln. Und ich muss dort zum Zahnarzt. Paul hat mir zwar angeboten, das Riesenloch in meinem Backenzahn mit „Epoxy“ aufzufüllen, aber dann müsste ich 20 Stunden lang den Mund offenhalten, bis das „Epoxy“ trocken wäre....
Um 15h sind wir im Dörfchen und beim Polizisten Pomare. Er hat versprochen, heute nochmals in Papeete bei Nautic Sport anzurufen, wegen den Schläuchen. Pomare hat wirklich nochmals angerufen, und es sei alles in Ordnung, die Schläuche würden per Flugzeug am Samstagnachmittag hier eintreffen. Dabei erfahren wir auch gleich noch, dass der Supermarkt bis Samstag geschlossen hat. Das ist cool, weil der Bürgermeister, dem der Laden gehört, geschäftlich für eine Woche auf der Insel Fakarava ist, macht er seinen Laden einfach für diese Zeit dicht.
Ein neues Schiff ist angekommen. Es ist Randolf, ein Amerikaner aus San Francisco.
Donnerstag, 28.Juli 2011: Tuamotus, Kauehi
Es ist ein schöner, sonniger Tag, totale Windstille. Wir werkeln dies und das am und im Schiff herum und bleiben den ganzen Tag an Bord..
Wir essen die letzte Scheibe von unserem selbstgefangenen Thunfisch und essen die letzte feine Pampelmuse von den Marquesas.
Gegen Abend fängt es an zu blasen.
Freitag, 29.Juli 2011: Tuamotus, Kauehi
Die ganze Nacht bläst der Wind und wird immer stärker. Die MABUHAY ist so unruhig wie seit einer ganzen Woche nicht mehr. Der Tag ist grau in grau, hie und da unterbrochen von ein paar Sonnenstrahlen. Wir bleiben an Bord und lesen die meiste Zeit. Abends schauen wir den Film „Was das Herz begehrt“an. (von ODIN ausgeliehen).
Samstag, 30.Juli 2011: Tuamotus, Kauehi
Den ganzen Tag herrscht totales Mistwetter. Ein Regenschauer jagt den anderen und eine Windböe nach der anderen fällt über uns her. Manchmal gibt es dazwischen ganz kurze Aufhellungen und dann schaut sogar die Sonne hervor.
Gegen 14h setzen wir uns ins Dinghy und fahren zum Dorf, natürlich werden wir wieder einmal klitschnass und salzig. Wir wollen bei Pomare im Gemeindehaus unseren Hydraulikschlauch abholen, der heute per Flugzeug gekommen ist. Pomare kommt uns auf der Hauptstrasse in seinem Auto entgegen. Er war am Flugplatz und wir werden sofort am Boden zerstört! Unser Paket ist nicht angekommen!!! Air Tahiti hat es NICHT geschafft, dieses Päckchen von vielleicht einem Kilo Gewicht, in das Flugzeug nach Kauehi einzuladen. Wir können das einfach fast nicht glauben. Pomare sagt, es stehe aber auf der Liste der zu transportierenden Gepäckstücke. Er vertröstet uns auf den Montagsflug.
Wir sind so enorm frustriert, dass Paul eine Glacé haben muss. Aber der Laden ist geschlossen, da ja der Bürgermeister noch nicht aus Fakarava zurück ist. Voller Enttäuschung laufen wir im Regen bis zum Aussenriff und schauen zu, wie die Wellen aufs Riff donnern. Im Regen laufen wir wieder zurück zum Dinghy und schippern zur MABUHAY. Wir empfinden die 26° im Schiff als sehr kalt! Nachdem wir beide etwas Trockenes angezogen haben, gibt es einen heissen Kaffee und wir vertilgen eine ganze Tafel Schokolade. Das heisst, ich geniesse zwei Reihen von der Schokolade und Paul vertilgt die anderen sechs Reihen...
Am Abend schauen wir uns den Film (von ODIN ausgeliehen) „Der ewige Gärtner“ an.
Sonntag, 31.Juli 2011: Tuamotus, Kauehi
Heute ist das Wetter sehr viel angenehmer als gestern. Es windet zwar immer noch ziemlich, aber immerhin regnet es nicht und die Sonne bemüht sich, hinter den Wolken hervorzukommen. Beim Frühstück um 8h sagt Paul: „Schau da kommt ein Segler“. Und tatsächlich, ganz weit draussen sehen wir ein Segelschiff. Als sich das Schiff aber eine Stunde später immer noch nicht bewegt hat, fragen wir uns, ob die eventuell ein Problem haben. Paul hat die gute Idee, den UKW-Funk auf Kanal 16 einzustellen. Ich bin soeben dabei, an unseren sechs blauen Sitzkissen, deren Bezüge ich gewaschen habe, die Nähte von Hand wieder zuzunähen, als es aus dem Funk tönt: „Kauehi, Kauehi für Anna-X!“ Wir fallen fast vom Hocker. Die Anna-X wollten doch zu den Gambier-Inseln, und die sind ca. 1000 sm weit weg. Es ist kurz vor 10h. Paul meldet sich am Funk und auf der Anna-X fällt hörbar ein grosser Korallenblock von Annemarie's und Helmut's Herzen. Sie sind seit gestern Abend um 18h dort vor Anker mit Motorschaden. Die ganze Nacht hat es fürchterlich geblasen und somit gewellt, dass sie nicht sehr viel geschlafen haben.
Paul verspricht, Hilfe zu holen. Wir sitzen ins Dinghy und sind sofort wieder nass. Im Dorf treffen wir zufällig auf Pomare und seine Frau Marie. Wir schildern ihm das Problem und er fragt seinen Bruder ob er die Anna-X abschleppen könne. Aber der kann nicht, sein Aussenborder ist nicht fahrtüchtig. Pomare kommt mit uns zu Edouard, zu dem wir eigentlich von Anfang an wollten.
Edouard ist sofort bereit die Anna-X abzuschleppen. Er, sein 10-jähriger Sohn, Paul und ich fahren mit Edouard's rotem Boot mit dem 60 PS-Motor raus zur Anna-X. Die Wellen sind gross und wir werden alle bis auf's Knochemark nass. Mir ist saukalt. Die Anna-X kann den Anker nicht heben. Der hat sich scheinbar zwischen zwei Korallenblöcken verkeilt. Edouard kreist eine halbe Stunde um die Anna-X herum, bis diese beschlossen haben, den Anker und die Kette (100m) auf 35 m Tiefe liegen zu lassen, gekennzeichnet mit zwei Fendern, und sie später zu holen, wenn das Wasser sich beruhigt hat. Paul ist in der Zwischenzeit himmelelendschlecht geworden. Endlich können wir die Anna-X abschleppen und wir werden heute zum dritten Mal pflotschnass und salzig. Die Anna-X wird neben uns parkiert und Edouard wird entlöhnt mit 20'000 XPF, zwei Litern Wein und einer Packung Biscuits. Danach bringt er uns zu unserem Dinghy am Steg. Wir fahren nun zur Anna-X und hören uns bei einem Glas Wein ihre Story an. Beide sind total am Ende, weil sie meinen, ihr Motor sei komplett kaputt. Paul bietet an, er schaue sich den Patienten mal an. Zusammen mit Helmut schrauben sie am Motor herum, bis Paul herausfindet, dass es „nur“ das Getriebe ist, das defekt ist. Um 16h30 sind wir wieder auf der MABUHAY.
Abends schauen wir uns den Film „Blood Diamonds“ an (von ODIN ausgeliehen).
Montag, 1.August 2011: Tuamotus, Kauehi
Es ist ein schöner sonniger Tag, fast ohne Wind. Um 13h30 gehen wir zusammen mit Annemarie und Helmut an Land. Diesmal werden wir im Dinghy nicht nass. Juhuuuu, bald soll unser Paket mit den zwei Hydraulikschläuchen ankommen. Der junge Mann, der mit dem riesigen Feuerwehrauto jedesmal zum Flugplatz fahren muss, wenn ein Flugzeug ankommt, sagt uns, der heutige Flug aus Papeete (Tahiti) komme um 15h20 an. Er verspricht, unser Paket mitzubringen. Zu viert machen wir einen sehr langen Spaziergang am Aussenriff. Die beiden Männer suchen noch brauchbare, angeschwemmte Seile und Annemarie und ich sammeln Kaurimuscheln. Die Mücken zerstechen uns unbarmherzig! Nachdem wir müde sind und Durst haben, kehren wir zum Laden des Bürgermeisters zurück. Der Laden ist geschlossen, weil der Bürgermeister scheinbar auch zum Flughafen ist, um dort Waren abzuholen. Wir setzen uns in den Schatten und warten. Um 15h55 hören wir das Flugzeug landen. Und um 16h30, yapadapaduhh!, übergibt uns der Feuerwehrautofahrer unser kostbares Paket. Paul schlitzt es sofort auf und flucht! Es sind die falschen Teile!!! 2 m Schlauch, ohne die Anschlüsse. Diese sind fein säuberlich in einer Plastiktüte beigelegt und haben erst noch den falschen Durchmesser. Dabei hatten wir alle Details gefaxt. Ich wende mich um Hilfe an den Bürgermeister, der soeben vom Flugplatz zurückkommt. Ich habe das Gefühl, dass ihm unser Problem total furzegal ist und ranze ihn ziemlich an (sagen mir meine Begleiter später)! Klar, ich bin ja auch die, die immer sprechen muss....Wir fragen ihn, ob wir bei den Baggern der Gemeinde schauen dürften, ob es irgendwo so einen Hydraulikschlauch hat der passen würde. Ja, wir sollen morgen zum Gemeindewerkhof gehen. Uff, immerhin ein Kleinerfolg.
Nun gehen wir aber zuerst zu Pomare. Er hat heute seinen freien Tag und ist zu Hause. Wir treffen ihn total besoffen an: er hat den ganzen Liter Rum, den wir ihm geschenkt haben, ausgebuddelt! Aber trotz seines Zustandes sieht auch er sofort, dass wir die falschen Schläuche erhalten haben. Er gibt uns einen Schlauch, von dem wir alle hoffen, dass er passen könnte. Jetzt fahren wir zur MABUHAY zurück und probieren, ob die Anschlüsse passen. Aber wir haben uns schon wieder zu früh gefreut. Die Schrauben haben Zollmasse und wir brauchen Millimetermasse. So ein Frust, ein elendiger!
Zum Abendessen sind wir auf der Anna-X eingeladen, zum Dank für Paul's Hilfe beim Suchen des Defektes. Zwischendurch regnet es zwar kurz, aber wir können trotzdem draussen im Cockpit essen. Dieses Zusammensitzen lenkt ein wenig von unseren Problemen ab.
Dienstag, 2.August 2011: Tuamotus, Kauehi
Es ist wieder ein schöner, südseemässiger Sonnentag. Paul funkt jeden morgen um 8h30 mit den anderen Seglern, die bereits in Tahiti oder schon weiter sind, und erstattet Bericht über den Stand der Problemlösung. Es ist wahnsinnig schön, wie alle versuchen uns zu helfen!!! Danke an alle Seglerfreunde!
Um 9h sind wir mit Helmut im Dorf und laufen zum Gemeindewerkhof. Hier liegen ein Haufen verschiedenlange Hydraulikschläuche am Boden, aber alle haben Zollanschlüsse. Antoine, der Dorfmechaniker ist nicht anwesend. Vor dem Gebäude stehen ein alter JBC-Bagger mit Zollanschlüssen und ein neuer Liebherr-Bagger mit genau unseren Hydraulikschläuchen!!!!!!!!!!
Jetzt gehen wir zu Antoine nach Hause. Dort sagt man uns, er sei bei der Arbeit. Wir gehen zu Pomare ins Gemeindehaus. Pomare geht es wieder gut. Er sitzt gemütlich draussen vor dem Gemeindehaus mit seiner Frau Marie und zwei Männern beim Plaudern. Einer der Männer wartet auch auf Antoine. Antoine sei mit dem Bürgermeister draussen, bei der Perlenfarm des Bürgermeisters. Nach dem wir etwa eine halbe Stunde gewartet haben, bietet uns Marie an, uns mit dem Auto dorthin zu bringen. Dieses Angebot nehmen wir gerne an. Und tatsächlich finden wir Antoine und er ist bereit, uns einen der Schläuche der Gemeinde abzutreten und unsere Anschlüsse daran zu schweissen. Paul ist zwar skeptisch, ob das dann dicht ist, aber wir haben keine andere Wahl. Marie bringt uns zurück ins Dorf und schenkt uns und Anna-X je noch 4 Trink-Kokosnüsse.
Um 14h können wir den modifizierten Schlauch bei Pomare abholen. Wir sollen schauen ob er dicht ist. Paul und ich brauchen fast zwei Stunden um die Lenkung in Gang zu bringen. Ich muss beim Lenkrad Öl einfüllen und ständig am Steuer drehen, während Paul hinten am Heck bei den Ventilen entlüftet. Und immer wieder Öl einfüllen und entlüften. Endlich scheint es zu klappen und die Lenkung funktioniert wieder. Ufffa, geschafft! Nun können wir nur hoffen, dass das Ding auch draussen bei Hochseebedingungen auch noch funktioniert.
Um 17h sind Annemarie und Helmut bei uns zum Apéro eingeladen. Wir müssen doch unseren (hoffentlichen) Erfolg feiern. Oh Mann, ich falle um 21h mit einem drehenden Karussell im Kopf auf meine Matratze....
Mittwoch, 3.August 2011: Tuamotus, Kauehi
Die Sonne scheint. Paul und ich pumpen wieder etwa zwei Liter Öl aus dem Schiff. Alle Sachen die in der Bugkabine gelagert waren, werden wieder in der Backskiste verstaut und allgemein wird aufgeräumt.
Gegen Mittag sind wir bei Antoine, um ihn für seine Schweissarbeit zu bezahlen. Auf unsere Frage, wieviel es denn nun kostet, meint er, wir sollen ihm geben was wir möchten. Wir geben ihm einen Liter Rum, ein T-Shirt und ein Schweizer Taschenmesser. Er strahlt über alle Backen und freut sich wie ein Schneekönig. Auch wir freuen uns! Nun gehen wir zu Pomare um ihm mitzuteilen, dass der Schlauch passt und auch er freut sich. Übrigens haben auch Pomare und Edouard die gleichen Geschenke bekommen wie Antoine.
Zum Abendessen sind wir auf der Anna-X eingeladen. Dies als Voraus-Dank, für die morgige Hilfe beim Anker und Kette bergen. Hmmm, es gibt eine gute Hühnersuppe, Reis, Kartoffelsalat, Maissalat und Wienerbackhähnchen. Au, fein! Wir essen alle viel zu viel!
Donnerstag, 4.August 2011: Tuamotus, Kauehi
Es ist ein herrlich schöner Tag mit wenig Wind. Genau richtig für unser heutiges Vorhaben. Um 10h lösen wir die MABUHAY von der Ankerkette und fixieren unser Dinghy daran. Juhuuu, unsere Steuerung und der Autopilot funktionieren wieder! Wir fahren mit der MABUHAY 1,5 sm (ca. 2,8 km) bis zu den zwei Fendern, an denen die Ankerkette und der Anker von der Anna-X hängen. Wir versuchen die Kette und den Anker über unsere Ankerwinsch hochzuziehen. Aber wir haben eine 10mm Kette und die der Anna-X ist nur 8mm und das klappt nicht. Hier ist das Wasser 35m tief und das heraufholen der 90 bis 100m Kette und des Ankers erfordert viel Logistik und Kraft. Helmut ist in seinem Dinghy und hilft von aussen mit. Inzwischen nimmt der Wind zu und somit auch die Wellen. Paul sitzt an der Seilwinde am Bug und Annemarie assistiert ihm. Ich bin der Holundgibmir und am Steuer. Die Drei am Bug schuften wie die armen Sünder und holen einen Meter nach dem anderen die schwere Kette und den 20kg Anker herauf. Dabei muss Stück für Stück der Kette immer wieder mühsam gesichert werden, damit sie nicht plötzlich wieder ausrauscht und Aufnimmerwiedersehen verschwindet! Nach 1 Stunde und 10 Minuten ist es geschafft! Wir sind alle froh und happy. Wir hatten damit gerechnet, dass Paul mit der Tauchflasche auf 35m runter gehen müsste, um den Anker aus den Korallenblöcken zu befreien. Gott sei Dank war das nicht notwendig. Wir fahren wieder zurück zu unserem Ankerplatz (Juhuuu, unsere Steuerung und der Autopilot funktionieren wieder!) und parkieren die MABUHAY an der Stelle wo unser Dinghy liegt. Vorher haben wir noch die markierte Kette und Anker der Anna-X ins Wasser geschmissen. Die drei Chrampfer sehen aus wie die Ferkel! Während die sich einigermassen waschen, bereite ich ein kaltes Mittagessen zu, das wir dann gemeinsam vertilgen. Annemarie und Helmut wollen ihre Anna-X jetzt wieder an ihre Kette und Anker legen und später zu uns kommen um die verdreckte MABUHAY zu putzen. Aber weil wir ja nicht mehr viel zu tun haben, schrubben Paul und ich unser Deck selber. Die Kette von der Anna-X hat sich schon wieder um einen Korallenblock gelegt und die beiden würgen und zerren und stossen fast 2 Stunden lang mit der Ankerwinsch und ihrem Dinghy, um die Kette zu befreien. Wir sehen das und Paul macht seine Tauchausrüstung bereit um ihnen zu Hilfe zu eilen. Aber bis Paul alles beisammen hat, ist die Kette endlich frei. Um 16h45 kommen Annemarie und Helmut zu uns um zu putzen, aber statt zu putzen bekommen sie bei uns ein oder zwei Bierchen. Ogottogott, was für ein Tag!
Freitag, 5.August 2011: Tuamotus, Kauehi
Es ist ein wunderschöner Sonnentag. Und es ist auch schön zu hören, dass man nicht ganz vergessen ist. Jeden Tag kommen um 8h30 per Funk Hilfsangebote für unser technisches Problem von anderen Seglern (deutschsprachigen) an.
Um 9h sind wir mit Annemarie und Helmut im Dorf. Wir wollen Baguettes kaufen, aber BEIDE Läden haben geschlossen. Also dann halt KEIN Baguette! Macht nichts, es sind sowieso nur Tiefgefrorene aus der Tiefkühltruhe. Wir spazieren durch das GANZE Dorf, einmal links und einmal rechts. Wir verabschieden uns von Pomare. Er schaut ganz traurig drein, wie ein Bernhardiner, der sein Schnapsfässchen verloren hat.
Jetzt geht es wieder zurück zur MABUHAY, eine Maschine Wäsche waschen und Brotteig kneten. Am Nachmittag wird das Dinghy aufgeladen und Verschiedenes seefest weggeräumt. Annemarie und Helmut gehen etwa 10 Minuten schnorcheln und befinden dann, es habe sich nicht wirklich gelohnt. Aber ein ganz frecher Schiffshalter dockt an Helmuts Bauch an!!! Wir, Paul und ich sind jetzt schon seit 16 Tagen hier und haben NIE geschnorchelt. Irgendwie hatten wir mit unseren Hydraulikschlauch-Problemen absolut KEINE Lust dazu.
Morgen um 8h wollen wir mit Anna-X nach Papeete auf Tahiti segeln. Das sind ca.280 sm oder 520km.
Samstag, 6.August 2011: Tuamotus, Kauehi – Tahiti, 1.Tag
Kurz vor 8h fahren wir los, Anna-X OHNE Motor.. Es hat 17 Knoten guten Wind aus der richtigen Richtung. Nur mit dem Vorsegel fahren wir die 8sm bis zur Atoll-Ausfahrt. Die Anna-X hat als Notlösung ihren Dinghy-Aussenborder am Heck ihres Schiffes montiert, falls es in der Ausfahrt Probleme geben sollte. Um 10h, genau bei Stillwasser fahren die beiden Schiffe ohne Schwierigkeiten unter Segeln durch den Pass und raus aus dem Atoll. Wir lassen die Anna-X immer schön VOR uns, falls sie ein Problem hätten, dass wir eventuell helfen könnten. Aber das Problem haben wir selber. Unser Autopilot knurrt zwischendurch immer wieder ganz komisch. Paul schaut ständig nach, ob noch genug Öl in den Leitungen ist. Um 14h stellt Paul ROTES Öl in der Bilge fest. Wir bekommen einen Mordsschrecken! Aber vermutlich ist es nur altes Öl, das bei dieser Schaukelei aus den Ecken in die Bilge läuft. Wir haben nämlich WEISSES Öl eingefüllt.
Mit 10 bis 12 Knoten Wind schaukeln wir mit 4 bis 5 Knoten dahin. Nicht gerade berauschend, aber immerhin kommen wir Tahiti mit jeder Seemeile ein wenig näher.
Sonntag, 7.August 2011: Tuamotus, Kauehi – Tahiti, 2.Tag
Die letzte Nacht verläuft ziemlich ereignislos. Wir wünschten uns nur ein bisschen mehr Wind. Den ganzen Tag gondeln wir langweilig vor uns hin. Mit 5 bis 9 Knoten Wind kommen wir einfach nicht wirklich vorwärts. Wir könnten motoren, aber da ja die Anna-X KEINEN funktionierenden Motor hat, sind wir mit ihnen solidarisch und motoren auch NICHT.
Es ist ein herrlicher Sonnentag mit traumhaft blauem Pazifik.
Montag, 8.August 2011: Tuamotus, Kauehi – Tahiti, 3.Tag
Die Nacht war ziemlich mühsam mit ständigem Schlagen des Vorsegels. Wir dümpeln dahin, es hat zu wenig Wind. Erst im Laufe des Morgens nimmt der Wind ein wenig zu. Mit 10-12 Knoten Wind fahren wir 4 Knoten „schnell“ (keine 8km pro Stunde)! Nach der Schneckenfahrt von gestern empfinden wir das heute als richtig rasante Fahrt. Das Wetter ist herrlich schön und wir geniessen das Segeln wieder. Unsere Steuerung und der Autopilot halten durch (HOFFENTLICH!) und wir sind ganz zufrieden. Wir köpfen die letzte Trink-Kokosnuss von Marie und Pomare. In unserem Kühlschrank herrscht gähnende Leere. Und wir haben KEIN Krümelchen Schokolade oder Biscuits mehr. Das ist wieder mal typisch für mich. Ich bin ja im Allgemeinen nicht so besonders scharf auf Süsses, aber wenn NICHTS da ist, hätte ich schon gerne etwas für den Gluscht! Ha, jetzt habe ich doch tatsächlich zuhinterst im Schrank noch ein Glas Apfelmus gefunden und das wird sofort als Dessert gemampft. Aber es ist ja nicht so, dass wir hier verhungern würden. Wir haben noch ganz viel Reis, Teigwaren, Kartoffelpüree-Pulver und sogar noch ein paar frische Kartoffeln. Und auch Büchsenfutter ist noch jede Menge da. Aber..., so ein Stücklein Schokolade wäre halt jetzt doch etwas Feines!
Dienstag, 9.August 2011: Tuamotus, Kauehi – Tahiti, Papeete, 280sm
Der Wind hat in der Nacht zugenommen und Paul „bremst“ die ganze Zeit wie verrückt.
2 Seemeilen, etwa 4km, bevor wir in die Einfahrt zum Tahiti Yacht Club kommen, bittet uns Anna-X, sie längsseits zu nehmen (wie im Panama-Kanal) und sie durch die Einfahrt zum Yacht Club zu geleiten. Monika und Eric von der Aroha haben hier für uns zwei Bojenplätze reserviert. Um 7h50 starten wir den MABUHAY - Motor und rollen das Vorsegel weg. Punkt 8h sind wir zusammengeschnürt. Das hat prima geklappt mit Skipper Paul am Steuer. Ich muss nun auf Kanal 06 an den Yacht Club funken und ihnen mitteilen, dass wir kommen und eines der beiden Boote keinen Motor zur Verfügung hat. Ein Herr kommt uns sofort per Motorboot entgegen und noch vor der Lagunen-Einfahrt müssen wir uns wieder trennen. Unsere gemeinsame Fahrt im Päckchen hat ganze 17 Minuten gedauert. Die Anna-X wird nun von einem Motorboot an eine Boje geschleppt und dort festgemacht. Wir rechnen mit einer saftigen Rechnung für das Abschleppen! Wir fahren hinterher und machen selbständig an einer Boje fest. Es ist 9h.
Nachdem wir die Schiffe ein wenig aufgeräumt haben fahren wir mit unseren Dinghys ins Büro des Yacht Clubs. Zu unserem grossen Erstaunen kostet das Abschleppen der Anna-X nichts!!! Wir sind platt! Ausserdem bekommen wir einen Schlüssel für die Duschen, und auch den, ohne irgendein Depot bezahlen zu müssen.
Jetzt gehen wir zu viert in den nahe gelegenen Carrefour Supermarkt. Wir können uns wieder mal nicht satt sehen am Käse-und Salamiregal. Und erst noch die vielen schönen Früchte und Gemüse. Und die Torten! Mmm...! Wir kaufen für das Mittagessen zwei riesige gebratene Hühnerbeine, frische Tomaten und ein knuspriges Baguette. Boa... ist das ein herrliches Festessen.