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Indien-Teil 2

Indien, Teil 2

17.5. - 21.5.2015

Sonntag, 17.Mai 2015: Goa, Benaulim – Mumbai
Unser Zug, der „Mandovi Express“, fährt um 9h15 vom Bahnhof Margao ab. Am Anfang sind wir ganz alleine in unserem 8-er Abteil und können uns gemütlich ausbreiten. Wir trinken Tee und Lassi. Das ist Joghurt in einer kleinen Plastiktüte. Am Nachmittag kommen immer mehr Leute dazu und bei jedem Halt gibt es ein grosses Palaver. Obwohl die Sitzplätze nummeriert sind, gibt es jedesmaleinen Salat. Zwei junge Fussballer (18 Jahre alt) setzen sich zu uns und wollen unbedingt mit uns Fotos haben. Sie erzählen uns, dass sie an einem Fussballturnier waren und von 28 Mannschaften 3. wurden. Wir gratulieren ihnen und sie strahlen! Wir kaufen nochmals Tee und werden wieder einmal beschissen, der junge Mann will uns das Rausgeld nicht geben. Es ist zwar nicht viel, aber trotzdem bestehen wir darauf. Bis zum Schluss sind wir 19 Erwachsene im 8-er Abteil. Einige Leute stehen 5 Stunden lang! Die Leute entsorgen einfach alles, Plastikflaschen, Aluteller, Plastiktüten, fein säuberlich aus dem Fenster. Einmal wird Paul gebeten, 5 Plastiktüten vom Lassi aus dem Fenster zu werfen. Er weigert sich energisch. No Problem, der Vater der Familie schmeisst das Plastikzeug einfach durch das Fenster auf der anderen Seite des Zuges. Mit 30 Minuten Verspätung erreichen wir um 22h10 unser Ziel, Mumbai (früher, bis 1996 Bombay). Wir haben seit heute Morgen 588 km zurückgelegt, mit einem Schnitt von 45,6 km/h. Paul hat das GPS vom iPad mitlaufen lassen. Weil Paul ziemliche Rückenprobleme hat, haben wir für den Moment genug vom Zugfahren. Am Bahnhof Victoria Terminus fragt uns ein netter Taxifahrer, wo wir hin wollen. Wir brauchen ein Hotel, teilen wir ihm mit. Er schnappt sich unsere schwere Reisetasche und trägt sie zu seinem Taxi. No Problem! Er weiss zwei Hotels. O.k., wir sind froh! Das erste Hotel ist voll besetzt. Im zweiten Hotel zeigt man uns ein Zimmer, aus dem eben ein junger Mann herauskommt. Er hat auf dem Bett gelegen und fern geschaut…! Wir sind bereit, das sehr kleine Zimmer zu nehmen, mit der Bedingung, dass das Bett frisch bezogen wird. No Problem! teilt man uns mit. Während wir einchecken und die Pässe dabei gründlich untersucht und kontrolliert werden, wird das Bett frisch bezogen. Wir begutachten das Bett und finden, es sei nicht frisch bezogen, es ist noch genau das gleiche Leintuch darauf, wie vorher, mit einem kleinen Loch. Der Bursche behauptet aber, er habe das Leintuch gewechselt. Nun kommt unser Taxifahrer und reisst höchstpersönlich das Leintuch und die Kissenbezüge herunter. Wir schauen zu, wie das Bett frisch bezogen wird und sind jetzt überzeugt. Inzwischen ist es 23h. Das Zimmer kostet 2000 Rupien (ca. 30 Sfr., ohne Frühstück). Wir legen das Gepäck ab und waschen nur schnell die Hände, bevor uns Raju, so heisst der Taxifahrer, in ein Restaurant bringt, wo wir ein Bier trinken. Wir laden auch Raju dazu ein. Er nimmt ein grosses Kingfisher „strong“ (8% Alkohol), wir ein Kingfisher Premium (5% Alkohol). Es ist 23h45 als wir endlich in unserem Bett liegen.

Montag, 18.Mai 2015: Mumbai
Ich schlafe eine Stunde lang nicht schlecht, aber dann, von 01h bis 03h lausche ich dem Film im Fernsehen aus dem Nachbarzimmer. Als endlich wieder Ruhe ist, ist es für die Moslems schon wieder Zeit für die Moschee und sie tratschen lauthals im Gang. Um 9h30 holt uns Raju ab. Wir stehen mit Sack und Pack unten auf der Strasse. Raju weiss ein anderes Hotel für uns, aber das Zimmer ist erst ab 11h bezugsbereit. Also gehen wir mit ihm, wie gestern beim Bier vereinbart, auf eine 3-stündige Stadtrundfahrt.

Mumbai,bis 1996 offiziell Bombay, ist die Hauptstadt des Bundesstaates Maharashtra in Indien und die wichtigste Hafenstadt des Subkontinents. Sie liegt auf der Insel Salsette vor der Westküste Maharashtras. Das Stadtzentrum befindet sich auf einem schmalen Landstreifen, der von der sumpfigen Küste in das Arabische Meer hineinragt. Die Stadt ist das wirtschaftliche Zentrum Indiens. Sie ist Verkehrsknoten und Kulturzentrum mit Universitäten, Theatern, Museen und Galerien.
Mumbai ist mit 12,5 Millionen Einwohnern in der eigentlichen Stadt (das heisst ohne Vorortgürtel) die grösste Stadt in Indien und eine der bevölkerungsreichsten Städte der Welt. Mit 18,4 Millionen Einwohnern in der „Mumbai Metropolitan Region“, die auch die nördlichen Gebiete einschliesst, gehört Mumbai auch zu den grössten Metropolregionen der Welt (Zahlen jeweils Volkszählung 2011).

Umweltprobleme:Der zunehmende Verkehr führt zu steigender Luftverschmutzung
Zu den grössten Umweltproblemen der Stadt gehören die unzureichenden Entsorgungs- und Reinigungskapazitäten für Abwasser, Abgase und Abfälle. Obwohl sich die Wasserversorgungslage der Haushalte seit Anfang der 1980er Jahre verbessert hat, verfügen nur wenige Haushalte über eine Abwasserentsorgung. Mehr als die Hälfte der Bewohner Mumbais lebt in Slums, ohne Wasseranschluss und Kanalisation. Verschmutztes und verseuchtes Wasser tragen wesentlich zur Entstehung und Verbreitung von Infektionskrankheiten bei.
Probleme bereitet auch der jährlich auftretende Monsun. Nach acht Monaten Trockenheit kommt es während des viermonatigen Monsuns regelmässig zu Überschwemmungen. Der Regen spült dabei immer wieder Müll in die Abflüsse und führt zu deren Verstopfung. Ein teilweiser Zusammenbruch der Kanalisation und eine Vermischung von Trink- und Abwasser sind die Folge. Auch hier kommt es zum Ausbruch von Infektionskrankheiten.
Die beiden grössten Religionen sind Hinduismus und Islam.

Zuerst besuchen wir den „Gateway to India“ einen Triumphbogen am Meer. Das Wahrzeichen von Mumbai wurde 1924 erbaut. Das Bauwerk, errichtet zur Erinnerung an den Besuch von König Georg V. und seiner Frau Maria im Jahre 1911, war ursprünglich als feierlicher Landungspunkt für mit P&O-Dampfschiffen ankommende Passagiere gedacht. Am 28. Februar 1948 verliessen von hier aus die letzten noch auf indischem Boden verbliebenen Truppen an Bord der „Empress of Australia“ das unabhängig gewordene Land.

Jetzt sehen wir das berühmte „Taj Mahal Palace Hotel“, wunderschön, aber nicht unsere Preisklasse. Es wurde am 16. Dezember 1903 eröffnet. Im Hotel übernachteten berühmte Persönlichkeiten wie Mick Jagger, Prinz Charles, The Beatles, Bill Clinton und Jacqueline Kennedy Onassis. Bei den Anschlägen am 26. November 2008 kam es in der indischen Metropole Mumbai an zehn unterschiedlichen Stellen, unter anderen auch im „Taj Mahal Palace Hotel“, innerhalb kurzer Zeit zu 17 Explosionen, Angriffen mit Schnellfeuerwaffen und Geiselnahmen. Verübt wurden diese durch etwa zehn Angreifer, die sich in mehrere Gruppen aufgeteilt hatten. Die Terroristen wurden nach heftigen Gefechten von der Polizei festgenommen oder erschossen. Nach Angaben der indischen Behörden gab es dabei mindestens 239 Verletzte und 174 Tote.

Danach fahren wir zum Fischmarkt und staunen über die einfachen Holzboote der Fischer. Während wir uns die Sachen anschauen, bewacht Raju unser Gepäck, das ja alles im Auto ist, bis wir das neue Hotelzimmer haben. No Problem! Raju zeigt uns die öffentliche Wäscherei, die mich enorm beeindruckt, besonders weil hier die Männervon Hand waschen. Sie waschen in 1026 mehr als 140 Jahre alten Steintrögen, draussen unter der brennenden Sonne. Enorm eindrücklich.

Die Wäscherei liegt in einem riesigen in Stein gehauenen Waschviertel „Open Laundry“ („Dhobi Ghat“). Dort waschen etwa 10.000 Menschen die Wäsche aus den Restaurants, Hotels, Krankenhäusern und Privathaushalten der Stadt. In hunderten von Betonbecken nebeneinander steht je ein Mann in Seifenlauge und schlägt Wäschestücke auf einen Stein. Die Frauen bügeln die Wäsche mit Bügeleisen, die mit glühender Kohle betrieben werden. In der nahegelegenen Siedlung wohnen die Arbeiter. In einer Hütte leben etwa 15 bis 20 Personen. Gearbeitet wird täglich 14 Stunden und sieben Tage in der Woche für 150 Rupien (2,40 Euro) pro Tag. Wegen fehlender Gummihandschuhe sind Krankheiten und Verletzungen an Händen und Füssen, hervorgerufen durch die verwendeten Chemikalien, an der Tagesordnung. Eine staatliche Krankenversicherung gibt es in Indien nicht und auch die Rente obliegt der Selbstvorsorge, die sich keiner der dort Arbeitenden leisten kann.

Nach dem Jain-Tempel (eine der vier Hindu Glaubensrichtungen), besuchen wir die Hängenden Gärten auf dem Malabar Hill, ein Kunstwerk des Gartenbaus. Zu sehen sind Büsche und Sträucher mit der Form von Affen, Elefanten, Giraffen und anderen Tierarten. Zahlreiche Menschen sorgen ständig für die Pflege der Ziergärten. Nachdem wir auch noch den Strand von Mumbai gesehen haben, ziehen wir in unser Hotel „Zam Zam Palace“ ein. Hier haben wir ein viel schöneres und grösseres Zimmer mit allem was wir brauchen für 1590 Rupien (ca.24 Sfr.) Wir bezahlen für zwei Nächte 3180 Rupien und Paul muss sich schon wieder masslos ärgern. Man gibt uns einfach die 20 Rupien nicht heraus. Aber Paul besteht darauf und wir bekommen sie. Wieder ist es nicht viel Geld, aber es geht uns ums Prinzip und dafür können wir eine Flasche Mineralwasser oder zwei Brötchen kaufen. Zum Mittagessen sind wir in einem Einheimischenlokal und essen Chicken Biryani (Reis mit Huhn) und bestellen dazu noch ein gut gebratenes, sehr feines Hühnerbein. Wir teilen uns beides (Kosten mit zwei Literflaschen Wasser 175 Rupien = ca. 2.60 Sfr.). Danach suchen wir ein Reisebüro, wir wollen per Bus oder Flug nach Agra. Weil wir uns hier in einem totalen Muslim-Quartier befinden, hat es unzählige Reisebüros, aber alle organisieren nur Reisen für die Pilger nach Mekka. Endlich finden wir doch noch eines, das sich unseres Problems annimmt. Man rät uns vom Bus ab, viel zu weit! Also ein Flug. Aber es gibt keine direkte Flugverbindung nach Agra. Man muss nach Delhi fliegen und von dort kann man einen Bus nach Agra nehmen. Und da Paul ja sowieso möglichst schnell nach Hause will, er hat ein bestimmtes Heimweh (Cervelatsalat und frisches Brot vom Stärnebeck) buchen wir für übermorgen Mittwoch, einen Flug nach Delhi. Die Frau im Reisebüro ist sehr, sehr nett und sie spendiert uns sogar einen Chai (Tee). Wir laufen durch die Strassen und staunen über diese andersartige Welt. Wir sehen viele Menschen, die auf den Strassen herum liegen und schlafen. Als wir gegen 16h in unser Zimmer kommen, suchen wir in allen unseren Gepäckstücken unser neues Samsung Smartphone, das wir vor keinen zehn Tagen in Colombo gekauft haben. Es ist weg, verschwunden! Wir können nur vermuten, dass es uns Raju während unserer Besichtigungstour geklaut hat. Wir können es natürlich nicht beweisen, aber es gibt keine andere Möglichkeit. Gestern haben wir es in Goa in den Rucksack gesteckt und seit dem nicht mehr gebraucht. Wenn das wirklich so ist, sind wir sehr enttäuscht…, wir haben ihm vertraut.

Dienstag, 19.Mai 2015: Mumbai
Zwischen 9h und 16h sind wir zu Fuss unterwegs. Wir laufen durch die ganze, lange SVP-Strasse (Sardar V Patel Road), bis zum Chowpatty Strand. Bis etwa 11h sind die Strassen fast noch autoleer. Viele Geschäfte öffnen erst um 10h30 oder 11h. Aber dann geht es los! Es hupt und hupt und hupt ununterbrochen. Und es herrscht ein ziemliches Tohuwabohu. Alle Verkehrsteilnehmer wuseln und drängeln wild durcheinander. Aber es ist interessant und wir wissen gar nicht mehr wo schauen. Bei den Markthallen würden wir gerne mal reinschauen, aber der Gestank des Fleisches hält uns davon ab. Unterwegs werden wir oft von Kindern, Frauen und Männern angebettelt. Aber das skurrilste was wir sehen, ist ein Mann mit einem Bart, der nur ein kurzes Hemd trägt, sonst nichts. Oh Schreck!!! Jetzt habe ich den Kulturschock, den uns alle prophezeiht haben…!
Eigentlich sind wir unterwegs, um ein neues Smartphone zu kaufen. Zuerst finden wir lange, lange keinen Handy-Shop, aber dann einen nach dem anderen. Und tatsächlich kaufen wir wieder ein Samsung Smartphone, nur eine SIM-Card bekommen wir nicht. Der Handy-Verkäufer kommt mit uns in einen Papeterieladen und dort verhilft uns ein Restaurantbesitzer zu der SIM-Card. Eigentlich sind die SIM-Cards nur für die Einheimischen und kosten nichts. Wir müssen den Pass zeigen, 100 Rupien bezahlen und haben jetzt ein Guthaben von etwa 1.50 Sfr. auf dem Phone. Davon geht ungefähr die Hälfte weg für ein Test-SMS in die Schweiz.
Abendessen je ein Hühnerbein, fein grilliert und je zwei Chapati dazu.

Mittwoch, 20.Mai 2015: Mumbai – Delhi
Nach dem Frühstück über die Strasse, mit einem Glas Lassi und einem frischen Brötchen, begegnen wir wieder dem bärtigen Mann ohne Hose. Er kommt uns ganz gemütlich auf dem Trottoir entgegen. Oh Graus! Um 10h ist Checkout-Time und wird werden fast aus dem Hotel hinaus geschmissen. Per Taxi geht es in 40 Minuten zum Inlandflugplatz von Mumbai. Unterwegs ziemlich krasse Bilder von Slums und Leuten die unter den Brücken wohnen. Beim Flugplatz sehen wir beim Aussteigen aus dem Taxi gerade noch, wie eine grosse Ratte um ihr Leben in die Eingangshalle des Flughafengebäudes rennt. Dort schreit eine Frau markerschütternd, weil ihr die Ratte über die Füsse und an ihr hinauf springt. Die Frau hat die totale Panik. Wir finden zwar den Flughafen sehr sauber. Um 14h30 fliegen wir zwei Stunden lang mit „IndiGo“ nach New Delhi. In Mumbai waren 35°, hier in Delhi sind es 40°! Wir landen auf dem Inlandflugplatz und müssen mit einem Shuttlebus zum Internationalen Flugplatz. Hier wollen wir unsere schwere Reisetasche abgeben. Die Frau am Gepäckaufbewahrungsschalter ist sehr unfreundlich.
Unsere Tasche ist 20 Kilo und 65 Gramm schwer. Bis 20 Kilo kostet es pro Tag 400 Rupien (ca 6 Sfr.), über 20 Kilo 600 Rupien pro Tag (ca. 9 Sfr.). Wir müssen die Tasche öffnen und nehmen ein Buch heraus. Wir verschliessen sie wieder fein säuberlich und sie wird wieder gewogen. Jetzt sind immer noch 20 Gramm zuviel drin! Also nochmals aufmachen, eine Short raus nehmen und jetzt ist die Frau zufrieden. Die Tasche wiegt nun 19 Kilo und 995 Gramm !!! So und jetzt geht es per Taxi in die Stadt. Wir wollen zum Busbahnhof und morgen per Bus nach Agra fahren. Unterwegs in die Stadt müssen wir noch 10,8 kg Gas tanken und das dauert! Das Verkehrsgetümmel ist unglaublich! Der Taxidriver und sein Bruder bringen uns zu einem Reisebüro, wo wir das Busticket kaufen sollen. Paul bleibt im Taxi und bewacht das Gepäck. No Problem! Der Mann im Reisebüro sagt mir, die nächsten 9 Tage seien alle Busse ausgebucht. Dann schaut er bei der Bahn nach. Auch hier die nächsten 6 Tage alles besetzt. Er schlägt mir vor, wir sollen ein Auto mit einem privaten Fahrer nehmen. Ich laufe immer wieder hinaus zu Paul um mich mit ihm zu beraten. Wir finden den Preis einfach zu hoch. 18'500 Rupien pro Person für 6 Tage Auto mit Fahrer und 6 Nächte Hotel mit Frühstück. Ich handle mit dem Mann, er heisst Sameer, noch den Eintrittspreis für den Taj Mahal (750 Rupien/Person) ein und wir werden uns einig. Sameer meint, er habe noch nie mit einer Frau verhandelt wie mir und genau wegen solchen Frauen sei er noch nicht verheiratet. Frecher Kerl! Wir werden von unserem neuen Fahrer ins Hotel „Sajen Continental“ gefahren und bekommen ein schönes Zimmer im 3.Stock. Im 4. Stock befindet sich ein sehr ungemütliches Restaurant, wo wir nur schnell ein Bier trinken. Wir haben seit Mumbai nichts mehr getrunken. Danach gehen wir zum „Chicken Corner„ an der nächsten Ecke und essen je zwei Hühnerschenkel mit scharfer Sauce (aber gut!) und je ein Roti (Brotfladen) und eine Cola dazu. Wir sitzen draussen und der Verkehrslärm ist ohrenbetäubend. Und es ist heissss! Auch jetzt noch, um fast 22h ist die Luft wie aus einem heissen Föhn. Zum ersten Mal sind wir froh um eine Klimaanlage im Zimmer. Aber an schlafen ist trotzdem noch lange nicht zu denken. Es hat Familien mit vielen Kindern im Hotel und die Kleinen spielen und schreien vergnügt bis um 23h30 im Gang vor unserem Zimmer herum.

Donnerstag, 21.Mai 2015: Delhi – Agra
Wegen dem Verkehrslärm bin ich etwa um 4h30 hellwach. Ich nutze die Zeit um im Bett zu sitzen und Tagebuch zu schreiben und mich über Agra und den Taj Mahal zu informieren. Das Frühstück im ungemütlichen Restaurant im 4.Stock erweist sich als ziemlich schwierig. In unserem Vertrag steht; Zimmer mit Frühstück. Aber das Frühstück muss ein American Frühstück sein. Das kostet auf der Speisekarte 250 Rupien (etwa 3.60 Sfr.) Paul möchte nur ein Glas Lassi (Joghurt Drink). Das würde 80 Rupien (ca. 1.15 Sfr.)) kosten und er müsste das selber bezahlen. Also nein, das geht natürlich nicht! Er MUSSdas American Frühstück mit Tee, einem Glas Saft, zwei Spiegeleiern, Toast und Butter nehmen. Davon isst er eine Scheibe Toast und trinkt den Tee. Aber auch der Tee ist ein schwieriges Problem! Ich bestelle Chai (Tee mit Milch) und bekomme eine kleine Thermoskanne voll davon, schön heiss. Paul hat Schwarztee bestellt und bekommt eine grössere Thermoskanne voll mit heissem Wasser. Sein Gesichtsausdruck, als er sich einfach nur heisses Wasser in die Tasse schüttet ist zum Schiessen!!! Jetzt geht er höchst persönlich in die Küche und reklamiert auf Englisch (!!!). Der Servierboy sagt ein paar Mal:“sorry, sorry, sorry“ und gibt ihm zwei Teebeutelchen. Übrigens kommt der Saft und der Tee wieder einmal erst, als wir schon längst fertig gegessen haben. Wir haben eine halbe Stunde darauf gewartet.
Um 9h werden wir von unserem Fahrer Radz abgeholt um nach Agra zu fahren. Radz kommt aus Kalkutta, wo seine Frau und seine drei Kinder wohnen. Bis wir aus der Stadt sind, wieder ein Höllengehupe. Dann auf der Schnellstrasse sehr ruhig und wenig Verkehr. Die Strasse ist gebührenpflichtig. Der Weg ist 250 km lang und zwischen Delhi und Agra hat es eine riesige Ebene. Alles flach und alles trocken. Kaum aus Delhi raus, schiessen mitten in der Pampa massenweise Neubauten von Hochhäusern wie Pilze aus dem Boden. Später sehen wir enorm viele hohe Kamine mit schwarzem Rauch, wo Backsteine gebrannt werden.

Die Stadt Agra liegt am Ufer des Flusses Yamuna im Westen des Bundesstaats Uttar Pradesh und hat etwa 1,6 Millionen Einwohner (Volkszählung 2011).
Agra befindet sich auf 169 m ü. M. Wegen des Taj Mahals ist Agra eine der von Touristen am meisten besuchten Städte Indiens.

Um 13h treffen wir in Agra ein. Wir bekommen ein wunderschönes, sehr ruhiges Zimmer im Hotel „Taj Vaheli“. Vom Dach aus sieht man sogar bis zum Taj Mahal. Wir wollen raus aus dem Hotel und bei einer Strassenküche etwas essen. Kaum sind wir draussen kommt uns schon Radz nach- gesprungen und begleitet uns. Paul isst eine Tüte voll Chips und ich zwei Samosas, mit Gemüse gefüllte Teigtaschen. Dazu je eine Cola. Jetzt haben wir frei bis 15h30, dann geht es zum Taj Mahal.

Taj Mahal(deutsch: Tadsch Mahal), heisst wörtlich "Kronen-Palast". Er sollte nach dem Willen Jahans das schönste Bauwerk aller Zeiten werden, prächtiger als alle bekannten Weltwunder. Der mächtige Herrscher wollte seiner Lieblingsfrau Mumtaz Mahal, die bei der Geburt ihres 14. Kindes mit 39 Jahren gestorben war, eine Wohnstätte für die Ewigkeit bauen.
Mumtaz Mahal bedeutet übersetzt "geliebtes Juwel des Palasts". Der Taj Mahal ist also der Palast, in dem Jahan sein geliebtes Juwel beerdigt hat. Das strahlend weisse Gebäude soll für alle Zeiten an die Liebe der beiden erinnern.

Der Taj Mahal ist ein 58 Meter hohes und 56 Meter breites Mausoleum (Grabmoschee), das in Agra auf einer 100 × 100 Meter grossen Marmorplattform errichtet wurde.
Vor dem Zentralgebäude liegt ein 18 Hektar grosser Garten mit einem länglichen Wasserbecken im Zentrum.
Die Grabmäler im Zentralraum sind Kenotaphe, auch Scheingrab genannt, ein Ehrenzeichen für einen oder mehrere Tote. Im Gegensatz zum Grab dient es ausschliesslich der Erinnerung und enthält keine sterblichen Überreste. Die eigentlichen, schlichteren Gräber befinden sich in der darunterliegenden Krypta. Die vier um das Hauptgebäude herum angeordneten Minarette sind leicht geneigt, damit sie bei einem Erdbeben nicht auf das Hauptgebäude stürzen. Im Westen, in der Richtung von Mekka steht eine Moschee, die heute als Gebetsstätte der muslimischen Bürger genutzt wird.
Symmetrisch dazu liegt im Osten ein Gästehaus mit gleichem Grundriss.

Schah Jahan ließ die besten Handwerksmeister aus ganz Süd- und Zentralasien kommen - insgesamt über 20.000 Menschen. Und mehr als 1.000 Elefanten brachten die edelsten Baumaterialien Asiens herbei: Marmor, Sandstein und 28 verschiedene Arten Edelsteine.
Nach 18 Jahren Bauzeit wurde das prachtvolle islamische Mausoleum dann 1648 fertig gestellt.
Der Herrscher wollte sicherstellen, dass sein Bauwerk einmalig bleibt. Deshalb liess Jahan viele Handwerks-Meister verstümmeln, nachdem der Taj Mahal fertig war. Auf diese Weise wollte er verhindern, dass die Spezialisten noch einmal ein so schönes Gebäude errichten konnten.
Der Taj Mahal brachte Schah Jahan kein Glück. Denn es stellte sich heraus, dass der Prachtbau das ganze Vermögen des Herrschers verbraucht hatte. Einen zweiten, schwarzen Palast auf der anderen Seite des Flusses konnte er sich nicht mehr leisten.
Weil er so viel Geld ausgegeben hatte, wurde Schah Jahan sogar 1658 von seinem eigenen Sohn gestürzt und ins Verlies geworfen. Von dort konnte er aus dem Fenster sein Lebenswerk bewundern. Seine letzte Ruhe fand er 1666 neben seiner Frau im Taj Mahal.
In den folgenden Jahrhunderten verfiel der Kronen-Palast immer weiter. Niemand kümmerte sich um das einst so prachtvolle Grabmal. Im 19. Jahrhundert waren die Inder sogar so weit, dass sie das Bauwerk an einen reichen Engländer verkaufen wollten, der es dann Stück für Stück abgebaut und in seiner fernen Heimat wieder aufgebaut hätte. Doch es fand sich zum Glück kein Käufer. So blieb der Taj Mahal genau dort, wo er hingehört.
Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Taj Mahal und Teile der grosszügigen Gartenanlagen restauriert und so für die Nachwelt erhalten. Seit 1983 gehört der Palast zum Weltkulturerbe der Unesco. Es ist eines der schönsten islamischen Bauwerke überhaupt und zieht jedes Jahr viele Millionen Touristen an.
Doch die Luftverschmutzung setzt dem Taj Mahal heute sehr zu. Inzwischen dürfen sich Autos und Busse nur noch auf zwei Kilometer nähern. Ausserdem ist vom breiten Fluss, an dessen Ufer der weisse Palast einst errichtet wurde, inzwischen nur noch ein schmaler Bach übrig geblieben. Da das Grundwasser nicht mehr von unten gegen das Fundament drückt, senkt sich das Bauwerk nach und nach und bekommt Schieflage. Nun möchte die indische Regierung einen Staudamm bauen, um den Wasserstand wieder zu heben und den Taj Mahal zu retten.
Nach Bombendrohungen im Jahre 2006 verstärkten die indischen Behörden die Sicherheitsvorkehrungen. Das Gelände des Taj Mahal kann nur noch durch Sicherheitsschleusen betreten werden. Die Mitnahme von Flüssigkeiten, ausgenommen Trinkwasser, ist Besuchern nicht erlaubt. Das Baudenkmal wird von Soldaten rund um die Uhr bewacht. In seinem Umkreis wurde ein Flugverbot erlassen.

Radz hat uns einen Guide organisiert, er heisst Pawan. Er spricht auch Deutsch, aber ich verstehe ihn besser auf Englisch. Pawan besorgt für uns die Eintrittsbillette. Ausländer müssen 750 Rupien (ca. 11 Sfr.) bezahlen, Inder 20 Rupien (ca. 30 Rappen), Kinder unter 15 Jahren nichts. Pawan scheint ein ganz Gefitzter zu sein. Im Nu hat er die ganze Kolonne am Schalter überholt und steht zuvorderst. Genauso geht es mit der Schlange beim Eingang. Frauen und Männer müssen durch separate Eingänge. Bei den Frauen hat es eine Riesenschlange, aber Pawan schleust mich so geschickt nach vorne und quetscht mich zwischen all die Inderinnen, dass es mir gar nicht recht ist. Und die Frauen drängen wie Tiere nach vorne. Ich bin übrigens hier wieder einmal die einzige „ausserindische“ Frau! Nun müssen wir nur noch durch die elektronische Kontrolle, ich werde abgetastet, muss die Hosentaschen ausräumen (nur Papier darin für den Notfall!) und meine Handtasche wird durchleuchtet. Alles ist i.O und ich darf wieder zu Paul und Pawan. Pawan erklärt uns die Story vom Taj (heisst Krone) Mahal (heisst Palast). Zwischendurch macht er Fotos von uns wie ein Profi und umgeht die grossen Menschenmassen. Es hat hier fast keine „weissen“ Touristen.
Aber nun das Wichtigste: der Taj Mahal ist einmalig schön! Sogar mein so cooler Ehemann sagt, er habe eine Gänsehaut !!! Wir schauen ihn (nein, nicht den Ehemann!) aus allen Perspektiven an, draussen und später drinnen, wo die beiden Schein-Särge des Königspaares stehen. Die Originale stehen unten in der Krypta. Man merkt, Pawan ist ein Profi. Und er sagt immer wieder: “My Taj Mahal“. Einfach nur wunderschön dieser Palast, den ein liebender Mann für seine dritte Frau Mumtaj, seine Lieblingsfrau, hat bauen lassen. Sie hat ihm 14 Kinder geschenkt, das erste mit 14 Jahren und sie starb mit 39 Jahren. Wir sind tief beeindruckt….

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